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Ich brauchte Alkohol.
Ich stolperte aus der Toilette, wo ich die letzten 10 Minuten verbracht hatte und lief auf die Bar zu.

Schnell deutete ich dem Barkeeper, das ich was starkes brauchte.
Mit einem Zug leerte ich die weiße Flüssigkeit in den Rachen und fuhr mir über das Gesicht.

Der Kuss war mehr als nur gut gewesen. Mehr als nur gut.
Aber ich wusste nicht was passiert wäre wenn Miguels Handy nicht geklingelt hätte. Und das ließ mich aufwühlen.
Wie weit wären wir gegangen?

Ich hatte das Gefühl, dass ich immernoch seine Hände spürte, dass seine Lippen meine Haut berührten.

Ich brauchte noch mehr Alkohol.

Der Barkeeper sah mich kritisch an, sagte jedoch nichts als ich erneut einen Wodka verlangte.

Gott, so viel von dem Zeug hatte ich wirklich noch nie getrunken.
Und das machte sich auch langsam bemerkbar als ich fast vom Hocker fiel und mich rechtzeitig noch abstützen konnte.

Ich sollte eigentlich aufhören.
Aber ich hatte das nicht vor solange mir das nicht aus dem Kopf ging was vor einer Viertel Stunde passiert war.

Bevor ich nach einem neuen Drink verlangen konnte kam mir Übelkeit auf.
Unkontrolliert stand ich vom Hocker auf und taumelte orientierungslos durch die Menge.
Als ich endlich die Toilette gefunden hatte eilte ich in die Kabine und mein Mageninhalt leerte sich auf die Sekunde.

Mir war schlecht.

○○○
Ich wälzte mich kurz und drehte mich auf die Seite. Die Sonnenstrahlen kitzelten mich und ich schlug langsam die Augen auf.
Sofort merkte ich den stechenden Schmerz im Kopf und stöhnte leicht.
Meine Augen fuhren langsam im Zimmer rum und ich merkte, dass es mir fremd vorkam.

Wo war ich?

Stirnrunzelnd richtete ich mich ein Stück auf und wollte die Decke zurückschlagen.
,,Lass die Decke ruhig auf dir. Es sei denn du willst dass ich dich nackt sehe."
Erschrocken fuhr ich bei der Stimme umher und fasste mir bei der schnellen Bewegung an den Kopf.

Mist!

,,Miguel?"
Besagter schloss gerade die Tür hinter sich und legte schließlich Wasser und Tabletten auf der Kommode ab.
,,Ja, ich bin's. Guten Morgen.", gab er zurück.
Ich richtete mich ein wenig auf.

Warte...
Hatte er vorhin nackt gesagt?!

Panisch hob ich die Decke hoch und sah an mir runter.
Ich hatte nur Unterwäsche an.
,,Wo ist mein Kleid!", fragte ich hysterisch und sah dabei zu Miguel.

Er nahm auf dem Stuhl neben dem Schrank Platz und verschränkte die Arme.
,,Was ist gestern passiert!"

,,Beruhig dich mal. Dein Kleid hast du dir selber ausgezogen. Falls dich das jetzt beruhigen sollte.", erklärte er jetzt endlich.
,,Woher weißt du das?"
,,Weil ich dabei war. Ich hab dich hergebracht."

Ich zog die Decke noch mehr an mich. Das war mir jetzt unangenehm.
,,Trink die Tablette. Das sollte dir bei dem kater helfen. ", meinte er jetzt und zeigte auf die Kommode.
Ich griff danach und schluckte sie mit reichlich viel Wasser runter.
Die kalte Flüssigkeit tat mehr als nur gut.

Auf der Bettkante erkannte ich mein Kleid und daneben meine Tasche.
,,Kannst du raus damit ich mich anziehen kann", fragte ich. Doch Miguel machte nicht den Anschein, als würde er meiner Bitte nachgehen. Stattdessen sagte er: ,,Gestern hab ich das schon gesehen."

Einfach unfassbar!

Energisch griff ich nach dem Kleid, wickelte mir die Decke fester um den Körper und rutschte vom Bett.
Zusammen mit der Decke lief ich Richtung Tür und schenkte Miguel noch einen finsteren Blick, ehe ich verschwand.

Ich fand mich im Flur wieder und sah mich um. Das hier war eine stinknormale Wohnung wie man sie von Apartments kannte.

Wo war ich?

In dem Moment erkannte ich Malek, der die Wohnungstür schloss.
Unsere Blicke kreuzten sich und er sah mich leicht verstört an. Schließlich war ich immernoch in die Decke gewickelt.

,,Das Bad ist rechts von dir.", meinte er schließlich als hätte er mein Problem verstanden.
Schnell verschwand ich hinter der Tür und schloss ab und streifte mir die Decke von den Schultern.

Wo war überhaupt Tami?
Ging es ihr gut?

Schnell zog ich mir das Kleid über.
Ich wusch mir über das Gesicht und mit nassen Hände fuhr ich mir einigermaßen durch die Haare um sie etwas zu fixieren.
In dem Moment blieb mein Blick an meinem Hals stehen, als ich mich im Spiegel beobachtete.

Ich trat näher ran.

Ein Knutschfleck.
Von gestern.
Den mir Miguel verpasst hatte.
Unwillkürlich fasste ich danach und dachte an unsere Nähe.
In mir kribbelt wieder alles als würde ich seine Nähe wieder spüren.

Eilig löste ich mein Blick vom Spiegel und atmete laut aus.
Dann räusperte ich mich und lief aus dem Bad.

Gegenüber von mir erkannte ich das Wohnzimmer, wo sich die Jungs bequem gemacht hatten.
Langsam trat ich ein und Miguels Blick schoss zu mir.
Als ich mich hinsetzte merkte ich wie sein Blick an meinem Hals stehen blieb. Seine Augen brannten an die Stelle und seine Mundwinkel zuckten leicht, ehe er über seine Lippen fuhr.

Ich räusperte mich etwas unbeholfen.
,,Äh, wisst ihr überhaupt wo Tami ist?", fragte ich eher an Malek gewandt.
,,Deine Freundin?"
Ich nickte.
,,Die wurde nach Hause gebracht, von Darío.", meinte er jetzt. Meine Augen weiteten sich unauffällig.

Von Darío?

,,Wo bin ich überhaupt?", wollte ich endlich wissen.
,,In der Wohnung über der Bar", antwortete mir jetzt Miguel.
,,Wohnst du hier?"
Er schmunzelte leicht und schüttelte den Kopf.
,,Die Bar und logischerweise die Wohnung gehört meinem Vater.", meinte er jetzt.

Langsam nickte ich.

Okay?

Miguel stand auf.
,,Du solltest auch mal langsam nach Hause. Dein Vater hat gestern mindestens 20 Mal angerufen", meinte er jetzt.
Ich riss die Augen auf und sprang vom Sofa.
,,Ich hab das voll vergessen!"
Eilig griff ich nach dem Handy.
13 verpasste Anrufe von Dad und 5 Nachrichten. Das würde Ärger geben.

,,Ich bring dich", meinte Miguel doch ich winkte ab.
,,Passt schon. Ich nehme den Bus."
,,Das war kein Frage. Komm jetzt endlich."
Er griff nach meinem Handgelenk und zog mich mit sich.
Wir liefen die Treppen runter und landeten tatsächlich neben dem Club.

Miguel schloss sein Auto auf und wir stiegen ein.
Es war leise zwischen uns. Das einzige was ich sagte war meine Adresse als Miguel danach fragte.

Schließlich hielt er an.
Dann wandte er sich mir zu und hielt mich davon ab auszusteigen.
,,Was ist?", gab ich etwas zurückhaltend zurück.

,,Ich wollte dir nur sagen, dass du nicht eine von den Barbies bist.", sagte er jetzt. Überfordert sah ich ihn an, bis mir der Satz einfiel den ich vor dem Kuss gesagt hatte.
Ich hatte das Gefühl dabei, dass er mir damit auch zeigen wollte, dass er sich noch an alles zurückerinnerte!

Ich räusperte mich.
,,Äh, danke fürs Fahren.", meinte ich schnell und stieg aus bevor mich die Peinlichkeit erreichte.



Hey....

In deinem SchattenWhere stories live. Discover now