33

1.1K 54 3
                                    

Miguel hatte mir gesagt, dass ich ihm Bescheid geben soll wenn ich die Schule verlasse. Was der Grund dafür war wusste ich nicht und außerdem konnte ich ihm jetzt auch nicht mehr Bescheid geben, denn ich hatte eine Stunde früher aus, was mich freuen ließ. Denn Dad war sicher schon mit Lia zu Hause und ich konnte also sie früher sehen.

Ich zog also mein Handy raus und ging auf WhatsApp um Miguel wenigstens zu schreiben um sein Wunsch in Erfüllung zu bringen, doch meine Hand betätigte erst einmal sein Profilbild. Gebannt sah ich drauf und konnte mich gar nicht mehr von dem reizenden Anblick lösen.

Woher hatte er bitte diesen Charme?!

Ich räusperte mich leise und tippte schnell auf den Chat, der bis eben noch leer gewesen war.

Hey, Miguel. Ich hab früher aus und wollte dir Bescheid geben. Wegen deinem Wunsch eben.

... schrieb ich knapp und sah mir nochmal sein Profil bild an, ehe ich das Handy wegsteckte und loslief.

Keine Ahnug was Miguel genau verbarg, aber seine ständige Aufsicht seit dem Vorfall verriet mir zu deutlich, dass irgendwas faul war.
Musste ich Angst haben?
Miguel sagte mir ja nichts.

Ich sollte nicht über ihn denken, aber ich tat es. Und je mehr ich das tat desto mehr merkte ich, dass ich schon bei unserem ersten Kuss, ja vielleicht schon davor Gefühle für ihn entwickelt hatte. Und erst jetzt merkte ich diese. Denn dieses Kribbeln im Bauch wenn ich ihn sah, die Gänsehaut wenn ich ihn hörte und die Lust wenn er mir gegenüber stand konnte ich mir nicht anders erklären.

Was dachte wohl Miguel über mich?
Sein Satz in der Schulbibliothek hatte mich etwas aus dem Konzept gebracht. Sonst hätte ich jetzt definitiv behauptet, dass ich eine der Bitches war für ihn. Doch er hatte mir selber gesagt, dass er nur mich wollte und mir deutlich gemacht, dass er bei mir was anderes verspürte.

Oder spielte er mit mir?

Mich würde es nicht wundern, wenn das der Fall sein würde, aber ich glaube nicht, dass ich damit klar kommen würde.

Zwischen all den Fragezeichen merkte ich, dass ich schon in der Bahn angekommen war.

Automatisch dachte ich an Lia und freute mich endlich nach Hause zu fahren. Ich wollte sie fest umarmen und sie lachen hören. Ich wollte meine kleine Schwester beim schlafen zusehen. Ja, sogar das hatte ich vermisst.

Sobald ich ausstieg lief ich zügig unsere Straße entlang und erkannte schon Dads Auto vor dem Haus. Er war also, wie schon vermutet, früher da.

Schnell fischte ich meinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete das Gartentor.
Gerade als ich den Schlüssel einstecken wollte merkte ich, dass die Tür schon offen war.
Etwas überrascht ließ ich die Hausschlüssel in der Hosentasche verschwinden und trat ein.

Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und legte mein Ranzen ab.
Es war ziemlich ruhig zu Hause und das obwohl ja Lia da sein sollte.
,,Dad, ich bin da!", rief ich schließlich und lief den Flur entlang ins Wohnzimmer.

Als ich an der Türschwelle stand blieb ich wie angewurzelt stehen.
Meine Hand verkrampfte sich am Türrahmen und ich riss die Augen auf.
Mein Herz setzte aus. Meine Atmung stand still.
Mein Mund öffnete sich einen Spalt. Meine Augen starrten auf den Boden.
,,Dad", brachte ich leise zitternd raus.

,,Dad?", hauchte ich erneut.
Unfähig etwas zu tun sah ich mir ihn nur an.

Dann kam ich zu mir.
,,DAD!", schrie ich und rannte auf ihn zu.
Ich kniete mich eilig zu ihm.
,,DAD!", kreischte ich.
Meine Augen sahen nur ihn und das Blut um ihn herum.
Viel Blut.

Ich rüttelte ihn an den Schultern.
Tränen rannen meine Wangen runter.
Panisch fuhr ich mit den augen umher.
,,DAD, sag was! Sag was! HÖRST DU MICH!", schrie ich.
,,Dad, ANTOWRTE MIR!"

Doch das tat er nicht.

Ich rüttelte ihn, ich schrie ihn an, ich weinte, aber nichts tat sich.
Nur Blut rann aus der Wunde an seinem Hals und tränkte den Boden in rote Flüssigkeit.

Angst, Furch und Schock nahm mich ein.

Ich fasste seinen Arm. Ich fuhr seine Wange entlang.
Eine Lache aus meinen Tränen und seinem Blut bildete sich um mich.
Und nur einer von uns lebte.

,,Papa!"

Schluchzend legte ich mein Kopf auf seiner Brust ab. ,,Bitte wach auf, Dad. Bitte. Ich will dich nicht auch noch verlieren.", schluchzte ich.

Ich wischte mir die Tränen weg und sah in sein Gesicht.
,,Wach auf! Du kannst mich nicht verlassen. Du kannst Lia nicht verlassen! Hörst du mich", schluchzte ich. Meine Wangen waren nass. Meine Augen angeschwollen und ich fühlte mich leer.

Wimmernd sah ich mir den leblosen Körper an und konnte nichts dagegen tun. Mein Körper bebte. Meine Augen betrachteten sein Gesicht. Mein Herz zerbrach in tausend Teile.
Meine Hand fiel von seiner Schulter.
Ich fühlte mich selber nicht mehr.
Ein Schluchzer verließ mich.

,,Schon traurig."

Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich hinter mir eine Stimme hörte.
Ich merkte wie mein Puls anstieg und merkte die Unsicherheit die hochkam.

😮

In deinem SchattenWhere stories live. Discover now