Kapitel 8 - Ein alter Freund

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Jared trank gerade seinen dritten Long Island Iced Tea, als ein großgewachsener Mann mit kurz geschorenen Haaren und Sweatshirt unter einer Lederjacke die Bar betrat. Das Gesicht hatte markante Punkte, an sich war er sehr mager. Jared erkannte den Mann sofort. Es war eine alte Bekanntschaft, die er in Europa gemacht hatte. Damals war der Mann auf einem seiner Konzerte gewesen, davor im Meet and Greet. Nach der Show hatte der Sänger ihn zufällig in der Hotellobby angetroffen und sie hatten sich vom ersten Moment an verstanden.

Er würde sagen, dass Paul, so hieß der Mann, einer der besten Personen war, die er bei einem Konzert besser kennen lernen konnte. Zumindest hingen sie viel zusammen ab, Paul war wie ein privater Guide für die Thirty Seconds to Mars-Crew. Zusammen zogen sie durch die schönsten Städte, zu Restaurants, Bars, Kathedralen und Clubs. Und ausgerechnet dieser Paul war gerade in das Rainbow gekommen.

„Was machst du hier, alter Freund?" mit einem missglückten, schiefen Grinsen sah Jared auf Paul, als dieser sich auf den Hocker neben ihn setzte. Die Worte klangen noch relativ klar für die Menge an Alkohol, die er zu sich genommen hatte.

„Ich dachte mir, dass ich Los Angeles ansehen werde – und dann bin ich in die nächstbeste Maschine gestiegen. Welch Überraschung, dass wir uns heute hier treffen." Braune, dunkle Augen lachten ihn an. Anders kannte man Paul nicht – spontan und bereit für Alles. Wäre er nie so abenteuerlustig und risikofreudig gewesen, dann hätte er auch nie die Band für beinahe ein halbes Jahr begleitet. Jeder normale Mensch hätte Arbeit gehabt, oder Familie, Dinge die unentbehrlich gewesen wären, doch Paul nicht.

Jared bestellte eine weitere Runde Alkohol bei der süßen Keeperin für sich und seinen Freund und stieß mit ihm an. „Auf deine glorreiche Idee herzukommen!" Und binnen von Sekunden war auch der vierte Long Island Iced Tea verschwunden.

Es folgten Minuten ohne Worte. Beide hörten der Musik aus den 70ern und 80ern zu, bis Paul seine Stimme hob. „Was machst du eigentlich hier? Ich habe dich in Europa nie trinken sehen." Er klang besorgt. Bewusst ihn nicht lange gekannt zu haben, war es ihm trotzdem neu, dass der Sänger und Schauspieler Alkohol trank. Damals hatte er immer die virgin Varianten bevorzugt, während sich Paul und Shannon und manchmal auch Tomo die Kante gaben. Es wäre nicht gut für die Stimme, hieß es damals. Diese Seite schien er völlig abgelegt zu haben.

Jared räusperte sich und bestellte zwei Shots Wodka. „Das mit Annie und mir ist aus. Ich suche eigentlich nur einen Weg mich zu betäuben." Einen Shot gab er ohne weitere Worte an seinen Gefährten weiter.

„Oh man. Das ist scheiße." Mit diesen Worten kippten sie den im Hals ätzenden Hochprozentigen hinter. Beide stöhnten kaum hörbar. So brennend er auch war, er war auch immer gut für Momente wie Diese.

„Und was machst du jetzt?" fragte Paul.

„Mich weiter betäuben, bis die Schmerzen aufhören.", Jared stand auf und griff in seine engen Hosentaschen, als er sich unbeobachtet fühlte. Er legte Schlüssel, Autoschlüssel, ein paar Münzen, sein iPhone und die kleine orangene Dose auf den Tisch und setzte sich wieder hin. Seine Hände waren sehr zittrig und er brauchte mehrere Anläufe um die Dose aufzubekommen. Er nahm drei Tabletten und schluckte sie einzeln, pur.

Paul sah ihn mit hoch gezogenen Augen an. „Und was war das?"

„Das, mein Freund, nennt sich stärkere Betäubung. So kann ich wirklich nichts mehr fühlen, was mich an Annie erinnert." Die Antwort war trocken. Emotionslose blaue Augen sahen auf ihn herab.

„Man, du bringst dich noch um." er schüttelte den Kopf. Dann fiel ihm etwas ein und er holte aus seinem Rucksack ein kleines weißes Päckchen und schob es Jared zu.

„Nimm das." flüsterte Paul

„Was ist das?"

„Etwas, das effektiver ist.",er nickte zu dem Päckchen, „etwas, wo du dich nicht vorher mit besaufen musst – und eine Dosis reicht schon."

Mit diesen Worten stand Paul von seinem Hocker auf und streckte sich. Er legte 100 Dollar auf den Tresen, den die Barkeeperin dankend nahm.

„Ich muss weiter, Buddy." mit einem Druck an die Schulter seines Freundes verabschiedete er sich.

„Und übertreib es nicht."

„Lass dich mal wieder hier blicken!" rief Jared ihm hinterher, als er die Bar verließ.

Wie spät war es überhaupt? Er schaute auf sein Handy.

Es war 3:33 Uhr. Was für ein toller Zufall.

Er beschloss es Paul gleichzutun, legte etwas Geld auf den Tresen und verließ die Bar.

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⏰ Last updated: May 27, 2015 ⏰

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