Kapitel 6 - Aufgeflogen?

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Die Sonne schien durch die großen Fenster im Wohnzimmer, als Jared Leto seine Augen öffnete.

Der Fernseher war aus, Sachen lagen nicht mehr auf dem Boden und die Möbel standen auch wieder am richtigen Fleck.

Völlig benommen von der kurzen Nacht schaute er sich um. Hatte er im Schlaf aufgeräumt oder war jemand da gewesen? War vielleicht noch jemand da?


„Guten Morgen, Brüderchen." Eine große Hand fuhr Jared durch die Haare und die Silhouette seines Bruder erschien vor ihn. „Ich habe mal ein wenig aufgeräumt." Der Blick von Shannon wanderte durch den Raum.

Jared fühlte sich entblößt. Er wollte nicht, dass Jemand dieses Chaos zu Gesicht bekam. Schon gar nicht sein über fürsorglicher Bruder Shannon. Er musste jetzt sonst noch was von Jared denken. Er hatte Angst, dass sein Bruder nun jeden Schritt verfolgen würde, den er gehen wird.

Geblendet vom Licht verkroch sich der Jüngere unter die Decke. „Danke." sagte er tonlos.

Shannon seufzte. „Hey, Jay. Es ist schon okay, dass du dich mies fühlst. Ich wollte dir eigentlich nur einen Gefallen tun." Unsicher rutschte er auf dem Sessel auf und ab.

„Schade, dass du es so nicht getan hast.", kam als pampige Antwort unter der Decke hervor. Er wollte jetzt am liebsten allein sein. Vielleicht wollte er für immer allein sein.

Der Ältere räusperte sich und schaute mit nachdenklichen Augen auf Jared herab. „Jared, ich..."

„Was?"

„Ich muss mit dir reden. Bitte nimm die Decke von deinem Gesicht." Die Stimme seines Bruders klang selbstsicher, aber auch flehend. Nur widerwillig nahm der Sänger die Decke von sich und starrte mit leeren Augen zu Shannon.

Dieser holte tief Luft und begann das Gespräch: „Ich weiß, mich geht das eigentlich gar nichts an..." , er schaute seinen Bruder tief in die Augen, „aber ich habe etwas in deinem Badezimmer gefunden." Auf eine Reaktion wartend legte er eine Pause ein, doch es kam keine Antwort. Starre blaue Augen waren immer noch auf Shannon gerichtet und er wusste gar nicht, ob sein Bruder ihn überhaupt zuhörte. „Es lagen dutzende Pillen an deinem Waschbeckenrand und es sah so aus, als hättest du mindestens genau so viele schon genommen." Er schluckte laut und schlang die Arme um seinen monströsen Oberkörper. „Ich mache mir nur Sorgen. Es..." Ihm fehlten die Worte, „es sah so aus, als würdest du diese nehmen und ich habe nur Angst, dass du dich in eine Abhängigkeit hineinreitest."

Bei den letzten Worten sprang Jared schnell vom Sofa auf und ging zügig durch das Wohnzimmer. „Was fällt dir eigentlich ein meine Privatsphäre zu stören!", er lachte nervös, „Was bildest du dir ein zu denken ich wäre abhängig?", er blieb vor seinen Bruder stehen und ging nah an ihn heran. „Ich möchte, dass du gehst. Komm bloß nicht wieder.", dann fügte er noch sarkastisch hinzu: „Es könnte ja sein, dass du Drogen findest."

Die Worte waren hart, aber Shannon wusste, dass sein Bruder Recht hatte. Zumindest etwas. Er hätte nicht ohne jegliche Erlaubnis das Haus betreten dürfen, geschweige denn an seine Sachen herangehen dürfen. Aber er machte sich doch nur schreckliche Sorgen. Jared schien gar nicht zu bemerken, dass auch Andere unter der Trennung litten, denn der zierliche Sänger hatte sich seitdem völlig verändert. Er war noch dünner geworden und in dem Augenblick, wo Jared auf seinen Bruder hinab sah, konnte er förmlich die Rippen durch sein T-Shirt sehen.

Langsam stand der Drummer auf, murmelte eine flüchtige Entschuldigung und verließ das Haus.

Er wusste, dass, wenn Jared sauer war, es die beste Möglichkeit war nicht zu widersprechen und einfach zu gehen.

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