Mrs Garfield

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Mit einem lauten Plumps schlug ich auf dem Hallenboden auf. "Du hast nachgelassen", stellte mein Trainer fest. Ich stöhnte nur. Er kam auf mich zu und hielt mir seine Hand hin um mir auf zu helfen.
Unsere Chance! Los, zieh ihn runter!
Wenn ich nicht komplett fertig wäre, hätte ich den Rat meiner inneren Stimme befolgt, aber heute war einfach nicht mein Tag.

Mein Trainer, Julian, zog mich wieder auf die Beine. "Ich glaube wir machen Schluss für heute. Bist wohl aufgeregt wegen morgen." Morgen würde ich auf die gleiche Schule wie er und Riley gehen. Meine alte Schule wurde nämlich dem Erdboden gleich gemacht, daher blieb mir und meinen Mitschülern nur eine Möglichkeit. Umziehen oder auf die Schule im Naturschutz Gebiet gehen. Ist klar wofür ich mich entschieden hatte, oder? Richtig. Umziehen. Aber Neeeein, meine Mutter war, warum auch immer dagegen, dass ihre bald 17 jährige Tochter alleine umzieht. Also ging ich doch auf die Schule im Naturschutz Gebiet.
Freu

"Issi?", Julian wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum.
Was denkt der wer er ist? Ein Scheibenwischer oder so?
"Ja, Aufgeregt", gab ich knapp von mir. Julian nickte nur. Ich kenne Julian eigentlich schon mein Leben lang und er ist wie der Bruder, den ich nie hatte. Oder doch. Eigentlich ist er genau wie der Bruder, den ich habe. Er und Riley, mein richtiger Bruder, haben sich im Kindergarten kennengelernt und sind seitdem 'Bros'. Die sind wie Pech und Schwefel und der Grund, warum ich noch nie eine Freund hatte. Meine zwei 'Bros' verschrecken nämlich jeden mit ihrem 'Packst du sie an, bist du kastriert'.

"Kommst du dann Issi? Deine Ma hat bestimmt schon das Abendessen fertig", Julian ging aus dem Ring und ich folgte ihm. Julians Familie ist nicht gerade eine Familie Feuerstein. Eher Feuer, oder Stein. Eins von beiden.
Du laberst totale Scheiße, weißt du das eigentlich?
Danke, ich weiß. Und jetzt lass mich meinem Publikum Julians traurige Geschichte weiter erzählen!
Unserem Publikum. Wenn dann bin ich ja wohl die Hauptattraktion
Ja, wenn wir im Zirkus wären.

Naja auf jedenfall ist Julians Vater ein Alki und seine Mutter hat ihn deswegen Verlassen. Sie hatte sich den kleinen Windelkacker Julian geschnappt und ist her gezogen. Und wir haben Julian jetzt quasi Adoptiert. Er pennt sogar manchmal bei uns, wenn seine Mutter arbeitet. Und essen. Essen tut er fast immer bei uns. Er und mein Bruder stopfen so viel in sich rein, dass wenn ich nicht schnell genug bin und mir eine ordentliche Portion auftue, manchmal kaum etwas abbekomme. Bei dem Gedanken daran funkelte ich Julian böse an.

Dieser zog sich gerade um und ich muss schon sagen, wenn ich ihn nicht wie ein kleines, verwahrlostes, Hündchen adoptiert hätte, wäre er definitiv mein Geschmack. 1,90, blond, blaue Augen, Muskelpaket.
Hm, lecker
"Isabel Knight! Ich dachte das mit dem starren hätten wir geklärt?". Julian hatte mich erwischt, so ein Mist.
"Ich habe nicht gestarrt. Ich habe mir nur gerade überlegt, dass ich darauf achten werde mir nicht so einen Fettwanst wie dich zu Angeln!", rechtfertigte ich mich und verschränkte die Arme vor der Brust. Julian schnaubte empört. "Ich? Fettwanst? Das ist kein Fett sondern Muskeln!", er spannte seinen Biezeps an und grinste. Ich streckte meine Hand nach seinem Arm aus und kniff in seine Haut. "Siehst du? Fett." "Das ist Haut du Dummkopf!", schmollte er. Ich grinste nur triumphierend und zog mir dann das vollgeschwitzte Shirt über den Kopf.
Falls sich jetzt eine verklemmte Karen hier fragt, warum wir uns in dem selben Raum umziehen. Er ist mein Bruder und hat mich schon mit viel weniger als Sport BH und shorts gesehen, also pshhht.
Das macht die Sache jetzt nicht gerade besser. Hört sich eher so an, als hättest du mit ihm gevögelt.

Als ich mir gerade ein frisches Shirt über den vollgeschwitzten Sport BH ziehen wollte, erblickte ich einen blauen Fleck auf meiner rechten Seite. Grinsend drehte ich mich zu Julian. "Guck mal", ich deutete auf den Blauen Fleck. Julian sah mich mit großen Augen an und machte dann seinen Hundeblick. Jedesmal, wenn ich vom Training mit einem blauen Fleck zurück kam, haute Riley ihn dafür, dass er mir wehgetan hatte. Eigentlich wusste Riley zwar, dass es beim Kampfsport normal und eigentlich unvermeidbar war blaue Flecken, oder schlimmeres, zu kassieren aber entweder war er einfach selten dämlich und vergaß das ständig, oder er wollte es vergessen um einen Vorwand zu haben Julian zu schlagen.
Wahrscheinlich eher das erste.
Aber mir soll's egal sein, ich setze mich dann immer aufs Sofa und beobachte wie der Fuchsteufelswilder Riley hinter Julian her rennt. "Bitte sags nicht Riley, ja?" Dieser Hundeblick war echt krass. Fast so süß wie der von Bolt. "Ha, hättest du wohl gerne!" zu Bolt hätte ich niemals Nein gesagt.

Die ganze Fahrt nach Hause versuchte Julian mich umzustimmen, aber ich blieb standhaft. Diese Show würde ich mir nicht entgehen lassen. Ob wir wohl noch Popcorn zu Hause haben? Grübelnd stieg ich, gefolgt von Julian, aus dem Auto. Ich schloss die Haustür auf und sofort schlug mir der leckere Geruch von Lasagne ins Gesicht.
Schon irgendwie eine lustige Vorstellung. Stell dir Mal vor dir Schlägt jemand ins Gesicht und du bleibst einfach nur stehen und sabberst
Sag Mal, musst du eigentlich immer alles wörtlich nehmen?
Jap
Ich verdrehte die Augen über meine innere Stimme.

Währendessen versuchte sich Julian an mir vorbei zu quetschen um vor mir das Esszimmer zu erreichen.
Niemals! Essen ich komme! Damit rannte ich plötzlich in Richtung Esszimmer und hörte etwas hinter mir auf den Boden plumpsen. Wahrscheinlich Julian. Aber das war mir egal, wenn's um Lasange ging war ich wie Garfield. Nur heißer.
Und verschwitzter

"Isabel! Wartest du bitte auf die anderen?", ermahnte mich mein Vater streng, während ich mir eine riesige Portion Lasagne auf den Teller schaufelte. "Bin ja gleich fertig", antwortete ich und ließ mich kurz danach auf meinen Stuhl fallen, meinen Teller stellte ich vor mir auf den Tisch. Julian saß, genau wie mein Vater, noch vor einem leeren Teller.
Die haben wenigstens Manieren, im Gegensatz zu dir!
Im Gegensatz zu UNS. Du bist ein Teil von mir.
Ja, der bessere Teil.

"Na kleine", Riley kam ins Esszimmer und wuschelte mir durch die braunen Haare. Bei mir und Riley konnte man definitiv erkennen,dass wir Geschwister sind. Wir haben beide braune Haare und grüne Augen, weiche Gesichtszüge und ich wette unsere Nasen sind eineiige Zwillinge. "Na, Zwerg", neckte ich, den einen Kopf größeren, Riley zurück. "Ich bin größer und das weißt du", er zwinkerte mir zu und setze sich dann auf den Stuhl zwischen Julian und mir. Dann kam auch endlich meine Ma mit einem Salat, der wohl als Nachtisch dienen sollte, aus der Küche. Diesen stellte sie auf den Tisch und setzte sich dann neben meinen Vater.

Essen fassen!
Während die anderen sich etwas von der Lasagne auftaten, schaufelte ich schon dieses Himmlische, anbetungswürdige und liebliche etwas, dass hier liebevoll 'Essen' genannt wurde, in mich hinein.

In your Dreams - Alphas Mateحيث تعيش القصص. اكتشف الآن