Über Brücken.

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Wir laufen,
laufen über Bretter,
die Bretter einer Brücke.
Einer Bretterbrücke, so dünn und zart,
wie Papier.
Eine hauchdünne Brückenschnittstellen zwischen zwei Welten.

Der labil, instabile Übergang zwischen zwei Stadtteilen, die
unterschiedlicher nicht sein könnten.
Das Tor zwischen zwei
Welten:

Zwischen dem Inbegriff des Wortes, welches hässlich versucht, die architektonischen Hochleistungen unseres Jahrzehnts zu betiteln, sie in eine Schublade zu stecken:
Urban.

Und dem feuchten Traum eines jeden Drogendealer,
einem Ort an dem das soziale Ungleichgewicht so deutlich wird wie nirgendwo sonst:
Ein Bahnhof, versifft, alt, heruntergekommen.

Umgeben von einem riesigen Loch, das Mal Baugrube war,
doch nun nur noch vor sich hin wegetiert,
als Loch.
Ein riesiger Krater,
dessenen Existenz nun in der Luft zu schweben scheint, genau so wie die des Großbauauftrages, dessen wohl umstrittenster Teil er ist.

Doch ich schweife ab,
es geht ja schließlich um jene hauchdünne Schweißnaht der Städteplannerei,
deren Überschreitung
schon fast einem Kulturschock gleich kommt,
da die einzige Gemeinsamkeit
der Kapitalismushochburg und
dem Sinnbild für misslungen Planung und Umsetzung,
deren Distanzen unser kleines Brückelchen mutig zu überbrücken versucht,

wohl nur
die gemeinsame Heimatstadt
und die Tatsache, das beide noch nicht auf dem Mond waren,
sind.

Diese Brücke,
die Baugrube
und die beiden Orte, die sie verbindet,
sind ein,
schon beinahe episches,
Sinnbild für so viele Dinge.

Für den immer krasser werdenden Unterschied
zwischen Arm und Reich.

Und für die,
zwar gut gemeinten,

aber dennoch nicht effektiven,
hauchdünnen Bemühungen
diesen Unterschied gegenzusteuern.

Für die furchtbaren Folgen der Unentschlossenheit.

Und für die unendlichen Wirren der deutschen Bürokratie,
die eigentlich alles nur noch schlimmer machen.

Für die vielen misslungenen
Innenstädte,
in denen neue, moderne Hochhäuser und Bezirke nur so aus dem Boden gestampft werden,
obwohl man erst einmal das Vorhandene renovieren sollte.

Und für die eigenartig einzigartige
Harmonie dieser Städte,
verflochten durch hauchdünne
Brückenschnittstellen
wie unsere,
die da entsteht.

Krass, was man alles in so eine Brücke hineininterpretieren kann.


Doch vielleicht,
ist jene Brücke manchmal auch,
allen verkapten Pseudo-Poeten
zum Trotz,
einfach nur
Brücke.

Literarisches  MixtapeWhere stories live. Discover now