Kapitel 2: Jeder braucht Freunde

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"Also, was hast du nun vor?", frage ich, nachdem ich zu Klaus aufgeschlossen habe. "Die Party crashen und die Hexen einsperren?"
 "Das erscheint mir doch wie eine sehr unvernünftige Methode, sich Freunde zu machen, Liebes", erwidert er mit leicht gehobenenen Mundwinkeln. Die Aussicht darauf, dass endlich wieder etwas passiert, scheint seine Schritte zu beflügeln; leichtflüßig überquert er die Straße, und ich muss mich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Ein Blick über die Schulter sagt mir, dass Elijah und Livia ein ganzes Stück hinter uns sind, anscheinend in ein Gespräch versunken.
 "Du willst dich tatsächlich mit den Hexen anfreunden?"
 "Wie sollte ich sonst verhindern, dass sie sich auf die Seite meiner Feinde begeben?"
 "Naja, ich dachte, du würdest sie manipulieren. Oder ihnen vielleicht nur die vielen Sachen aufzählen, die du ihnen antun wirst, sollten sie sich gegen dich stellen."
 "Du hast eine blühende Fantasie."
 Das Mikaelsonanwesen war nur noch zwei Straßen entfernt. Menschen tanzen auf der Straße zu einer Musik, die aus einem Club kommt, betrinken sich, leben ihr Leben. Ihr menschliches Leben, denke ich und beruhige mich mit dem Gedanken, dass auch ich meines bald weiterleben kann. Natürlich erst, wenn man aus meiner Freundin jegliche schwarze Magie gesogen hat, wovon ich mir nicht vorstellen kann, wie das gehen soll.
 Im Saal herrscht immer noch eine fröhliche Stimmung, Hexen lachen und tanzen, doch sobald Klaus sich auf die Empore stellt und die Arme ausbreitet, verstummt die Musik und alle Augen richten sich auf ihn. Ich bleibe vor den Stufen stehen. Zoey begegnet meinem Blick und bewegt die Lippen. Wo warst du?  Ich schüttle nur den Kopf und schaue Klaus an.
 "Meine verehrten Gäste", beginnt er und lässt seinen Blick über die Menge schweifen. Einige Hexen mustern ihn misstrauisch, doch der Großteil lauscht erwartungsvoll seinen Worten. "Wie ihr euch sicher gedacht habt, hat euch meine Einladung nicht ohne Grund erreicht. Ich bitte euch um einen Gefallen." Er wartet ab, ob jemand etwas sagen würde, doch außer ein wenig Getuschel regt sich niemand. Livia stellt sich neben mich und drückt meine Hand. "Einige irische Hexen wollen meiner Familie Leid zufügen, und wenn das einmal geschieht, wird ganz New Orleans ins Chaos gestürzt. Vampire werden sterben. Ihr Hexen werdet jegliche Handelsbeziehungen verlieren."
 Eine Hexe, die trotz ihrer Jugend weise aussieht, hebt ihr Glas. "Und was will deine Familie von uns?"
 "Lediglich einen kleinen Zauber, und eure Freundschaft. Als Beweis, dass wir -"
 Doch Klaus wird von Elijah unterbrochen. Der ältere Bruder tritt auf die Bühne und lächelt die Menge auf eine Weise an, durch die er sofort sofort, so könnte ich schwören, die Herzen der Jüngeren für sich einnimmt. "Was mein Bruder sagen will, ist, dass wir weder einen Freundschaftsbeweis von euch fordern, noch übergeben wir euch einen. Denn Freundschaft beruht auf Vertrauen, und wir wollen euch ohne Bestechungen für uns gewinnen." Er nickt seinem Bruder zu. "Niklaus, bitte fahre fort."
 Klaus scheint kurz abgelenkt zu sein, aber dann richtet er sich wieder an die versammelten Hexen. "Ich bitte euch, mit einem Zauber das heute stattfindende Naturereignis zu verhindern, zu verdecken oder eine Weile hinauszuschieben." Er deutet eine kleine Verbeugung an. "Je nachdem, wie es euch recht ist."
 Elijah räuspert sich. "Seid ihr einverstanden?"
 Aufgeregtes Germurmel verbreitet sich im Saal, und Klaus, Elijah, Livia und ich beobachten stumm, darauf hoffend, dass die Hexen sich für das Richtige entscheiden würden. Zoey drängt sich zu uns durch, mit Rebekah im Schlepptau, die wütend von einem zum anderen schaut und dann sagt: "Warum habt ihr das mit der Freundschaft ohne mich ausgeheckt? Ich hätte helfen können!"
 "Du meinst, mit deiner erfolgreichen Art, Leute um den Finger zu wickeln?", fragt Klaus. "Verzeih mir, Schwester, aber ich vermute, das klappt nur beim männlichen Geschlecht, und es sind heute weit mehr Hexen zugegen."
 Rebekah schnaubt. Zoey stellt sich auf meine andere Seite und stupse mich an. "Hey, wo warst du? Eben hast du noch mit Niklaus getanzt, und dann ward ihr drei fort."
 "Das erklär ich dir später", winke ich ab und schaue Klaus weiterhin an. Livia schafft es jedoch, meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
 "Chloe, es tut mir leid. Es ist meine Schuld. Ich hätte nicht zu den du feus gehen sollen. Wegen mir halten sie jetzt Kol fest und ich habe -"
 Ich hebe die Hand, um sie zu stoppen. In ihren Augen schimmern Tränen, und ich will nicht, dass sie fließen, nicht hier, wo jeder sie sehen kann. "Es ist nicht alles deine Schuld.  Es gibt einen Krieg, und du hast nur einige Details daran geändert."
 "Ja, aber -"
 "Livia, sie hat Recht", meldet sich Zoey zu Wort. Traurig sieht sie zu Livia hinüber. Die beiden im Gespräch zu sehen, ist seltsam. Als ob meine Vergangenheit und Gegenwart miteinander sprechen würden.  "Es ist nicht im geringsten deine Schuld. Du warst zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich - ich hätte wissen müssen, dass irgendwann jemand kommt und mich meiner Magie berauben will."
 Stirnrunzelnd sehe ich sie an. "Vampire können keine Magie haben."
 "Das habe ich auch nicht, aber ..." Sie seufzt und schaut zu den Hexen, die immer noch miteinander reden. Wie es aussieht, haben sie einen Zauber gewirkt, sodass wir kein Wort von dem, was sie sagen, verstehen. "Ich will das nicht ausführlich erklären, ich kann es wahrscheinlich nicht ausführlich erklären, aber fest steht, dass sich in mir schwarze Magie manifestiert hat, irgendein Familienfluch, für den sich niemand mehr interessiert, weil er keinen Schaden anrichtet. Die Magie ist aber ungeheuerlich stark, du hast selbst erlebt, was sie bei anderen bewirkt."
 "Deine Stimme", murmele ich. "Du kannst Bilder in andere Köpfe zaubern ..."
 Sie nickt. "Die du feus haben einen Teil meiner schwarzen Magie kannalisiert, und jetzt hat Livia sie."
 Ich werfe Livia einen Blick zu. Sie ist blass geworden und lauscht Zoeys Worten, als ob sie eine Rettungsleine für sie bereit hielten. "Kann sie die auch benutzen?"
 "Ich denke nicht. Sie ist nur ein Gefäß, Esther -"
 In diesem Moment löst sich eine Hexe aus der Menge, eine ältere diesmal, in deren Gesicht sich schon Falten gebildet haben. Sie hebt entschlossen den Kopf, um die Mikaelsons anblicken zu können. "Die vier versammelten Hexenzirkel haben mich ausgewählt, für uns zu sprechen." Ihre Stimme hallt klar und laut durch den Saal; alle Aufmerksamkeit konzentriert sich auf sie. "Wir werden den Mond und die Sternschnuppen um einen Monat verschieben, weiteres liegt nicht in unserer Macht."
 Klaus grinst sie an. "Meine Geschwister und ich sind euch zu Dank verpflichtet."
 Die Hexe fuhr unbeirrt fort. "Im Gegenzug fordern wir nichts - wir erwarten eure Freundschaft mit Spannung und hoffen, dass somit ein neues Zeitalter für New Orleans anbricht."

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