The Walking Dead - The Wife

Der letzte Tag

Plötzlich kam einer unserer Leute auf uns zu gejoggt und meinte stolz:" Boss, wir haben ein paar dieser Idioten überwältigt und in den Anhänger gebracht. Einer von ihnen wurde angeschossen aber die anderen sind wohl auf." Gleichgültig erwiderte Negan
"Und wo sind die anderen?"
"Sind noch auf der Flucht, Boss. Sind mit einem Wohnwagen unterwegs aber schneiden ihnen bald den Weg ab."

Ich merkte schon, dass dieser Typ nicht so super schlau war, weswegen ich nur die Augen verdrehte. Seit wann hatten wir solche Idioten unter uns?
Ich verschwendete keinen weiteren Gedanken darüber, und widmete mich dem Anhänger. Es war sehr ruhig was mich erstaunte. Sehr viele, die wir gefangen nahmen bettelten oder flehten. Doch diese Gruppe nicht.

"Geliebter, was machst du mit Ihnen wenn wir alle haben?"
"Sie sollen für mich arbeiten, wie alle anderen auch. Aber einen will ich abschlachten, ansonsten lernen sie nicht daraus und das wäre kontraproduktiv. "

Sein Lachen zeigte mir, dass er das mit dem Abschlachten todernst meinte.
Die Sauerei jedes Mal war wirklich widerlich und ich wäre manchmal froh, wenn er sich eine neue Waffe suchen würden, die nicht Gehirne auf 100 Meter verteilt.

Leise hörte ich in der Ferne das Rattern eines Motors. Das musste der Wohnwagen sein von dem die anderen geredet haben. Ich behielt Recht, als ein kleiner Wohnwagen angefahren kam. Einer unserer Leute fuhr ihn. Wie ich sah, saß auf dem Beifahrersitz eine verängstigte Person mit einem... Vokuhila?!
Wer trug heutzutage noch so eine Frisur? Ich konnte nicht anders und prustete los als Dean, der den Wohnwagen gefahren hatte, den Typ rauszog.
Negan sah mich verwundert an, sagte jedoch nichts.

Dean zwängte den Typ auf die Knie und hielt ihn unsanft fest. Er sah total verängstigt aus und ließ alles mit sich machen. Als Negan sprach, zuckte er vor Schreck zusammen.
"Wo sind die Anderen?" Negan schien sichtlich verärgert, denn er streifte Lucille aggressiv über den Boden und ging auf und ab.

"Sie werden bald da sein. Die wollten uns eine Falle stellen und uns mit dem Wohnwagen und dem Typ da..."
Er riss unsanft an der Schulter von dem Mann am Boden. "...Verarschen. Aber die Jungs haben sie. Müssten bald eintreffen."
"Wenn das alles solche Loser sind wie der da, mache ich mir keine Sorgen, dass die Gruppe für uns gefährlich sein könnte. Oder sie haben uns den Schwächsten zum Fraß vorgeworfen." Ich sah den Mann abwertend an und lachte.

Negan lachte mich ebenfalls an. "Ich mache mir gar keine Sorgen, Kätzchen.
Komm, es ist kalt. Machen wir es uns im Wohnwagen gemütlich, bis die Anderen eintreffen."
Er zog mich an der Hüfte zu sich und gab mir einen Kuss auf die Haare.

Dann zog er mich mit sich in den Wohnwagen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte und war froh in der Wärme zu sein.

Drinnen kuschelte ich mich auf das kleine Sofa und deckte mich zu. Negan stand aufrecht am Fenster und wartete. Er wirkte wirklich furchteinflößend wenn er Lucille über der Schulter trug aber ich hatte keine Angst vor ihm. Ich kannte diesen Mann inzwischen so lange, jedoch hatte er sich ,seit das Virus ausgebrochen war, stark verändert. Vom ersten Tag an hatte er mich beschützt und war sehr liebevoll zu mir aber von diesem Mann war nicht mehr viel übrig.

Inzwischen hörte ich draußen, dass alle zu pfeifen anfingen. Eine Taktik, um unseren Gegnern Angst zu machen.
Also mussten sie bald eintreffen. Ich setzte mich auf und horchte.

Ich schloss kurz die Augen und lauschte genauer. Ich konnte nicht anders und schaute zu dem kleinen Fenster raus, an dem auch Negan stand. "Es sind Elf." flüsterte ich und Negan nickte.

Mit einem Finger fasste er unter mein Kinn und zwang mich dazu ihn anzusehen. Seine dunklen, emotionslosen Augen bereiteten mir eine Gänsehaut.
"Kätzchen du wirst mit mir nach draußen kommen sobald Trevor uns holt. Aber du bleibst brav am Wohnwagen stehen und rührst dich nicht vom Fleck. Sag kein Wort. Ich weiß, dass meine Aktionen manchmal deine schwache Seite zum Vorschein bringen."

Ich sah ihm starr in die Augen und nickte, was mich jedoch viel Disziplin kostete. Ich hasste es wenn er mit mir, wie mit einem kleinen Kind redete und ich kurz davor war zu platzen und ihm Schimpfwörter an den Kopf zu werfen.

"Ich werde kein Wort sagen." versicherte ich ihm und wendete meinen Blick wieder zum Fenster. Mein Herz raste bei dem Gedanken an die schreckliche Tat, die sich gleich abspielen würde.

Trevor zwang gerade die Elf Leute, in einer Reihe auf die Knie zu gehen, was sie nach kurzem Zögern auch taten.
Unter ihnen befand sich ein Kind.
Ich wusste, was Negan vor hatte aber er würde doch kein Kind oder einen Jugendlichen so grausam töten... Oder etwa doch? Ich konnte es nicht einschätzen, weshalb ich mir fast den Kopf darüber zerbrach. Ich verdrängte den Gedanken und sah mir die Gruppe genauer an.
Ein anderer von ihnen hatte leicht den Kopf gesenkt und hatte eine Decke um sich gelegt, die blutgetränkt war. Er sah schwach aus und war verletzt, wie ich auf die Schnelle erkennen konnte. Es müsste derjenige sein, der angeschossen wurde. Anders konnte ich mir diesen Zustand nicht erklären.
Meine Augen wanderten zu der nächsten Person. Eine Frau. Sie war wahrscheinlich ungefähr in meinem Alter aber sie sah ebenfalls sehr schwach und krank aus. Sie krümmte sich die ganze Zeit als hätte sie starke Schmerzen und ihre Haut war schweißgebadet. Dass dieser Anblick in mir gewisses Mitleid hervorrief behielt ich lieber für mich.
Das war es von was Negan geredet hatte. Meine Schwäche...
Ich schluckte schwer und konzentrierte mich weiter auf die Gruppe.
Außer dass alle wohl große Angst hatten, fiel mir nichts besonderes mehr auf.
Ich blickte zu Trevor.

Er erklärte der Gruppe gerade etwas aber ich konnte leider nicht verstehen, was er sagte. Er ging vor ihnen auf und ab und kam dann langsam auf unseren Wohnwagen zu.
Von draußen hörte ich Trevor nur sagen "Dann lernt mal unseren Boss kennen." Und es klopfte an der Wohnwagentür.

Negan warf sich Lucille über die Schulter und trat hinaus. Ich folgte direkt hinter ihm...