Während Holly so aufgedreht wie immer die Straße entlang ging und mir aufgeregt von ihren Blind Date Geschichten erzählte, musste ich andauernd an Mason und unsere vergangenen Jahre denken.
Ich fühlte mich lächerlich künstlich und rief mir immerzu ins Gedächtnis, was Mason sagte, wenn ich von Holly so aufgebrezelt, um die Häuser zog. Er mochte schon immer meine natürliche Art lieber und war immer froh, wenn ich mich abgeschminkt und in meiner vollen Schönheit zu ihm ins Bett gesellte.

Mein Herz brach immer wieder aufs neue bei dem Gedanken, dass ich mich jeden Moment in einem Restaurant an einen Tisch zu einem Date niederlassen würde, der nicht Mason sein würde, der mir mit einem breiten Lächeln gegenübersitzt und mir sagt, wie toll ich heute Abend aussehe...

Während Holly noch auf ihr Date wartete, saß mein Prince Charming schon an dem Tisch und winkte mir zu.

»Oh Gott«, stieß ich aus, als ich ihn erblickte. Sofort überkam mich das Gefühl, dass ich auf der Stelle hätte umdrehen sollen, was ich während des Gesprächs mit ihm, nur noch stärker fühlte.

Schon bei seinem Anblick, wusste ich, dass er so gar nicht mein Typ war. Seine schwarzen Haare, welche er vollständig zurück gegelt hatte, ließen ihn schleimig wirken. Außerdem saß er mit seinem schlaksigen Körper, welchen er in eine Lederjacke gehüllt hatte, wie auf einem Sofa und nicht so wie man es in einem feinen Lokal hätte tun sollen - er war mir gleich unangenehm.

Dazu war das einzige Gesprächsthema, was ihn interessierte, er selber. Jeden Satz, den er mit seiner schmalzigen Art anfing, handelte von ihm und selbst wenn ich das Thema umlenkte, kam er bei der ersten Gelegenheit wieder zurück zu sich.

Umso mehr Zeit verging, desto unwohler fühlte ich mich. Holly und ich hatten eigentlich ein Handzeichen ausgemacht, was signalisierte, dass man sich unwohl fühlt und wir gehen sollten. Allerdings amüsierte sie sich mit ihrem Date sosehr, sodass sie mich komplett ausblendete und ich meiner Situation einfach ausgesetzt war.
Holly an meiner Stelle wäre wahrscheinlich einfach aufgestanden und gegangen, aber dafür war ich zu höflich und womöglich auch zu schüchtern - denn sowas war so gar nicht meine Art.

»Wenn du mich kurz entschuldigst, dann gehe ich für einen Moment zur Toilette«, entschuldigte ich mich abrupt in einer Sekunde, in der er kurz Luft holte und aufhörte von sich zu reden.

Ich stand auf und ging schnurstracks zum Damenklo des Lokals.
Ich musste nicht, aber ich wollte der Situation entfliehen, also setzte ich mich für die nächsten fünf Minuten auf den Klodeckel einer Kabine und warf den Kopf in den Nacken.
»Wie konnte es nur so weit mit mir kommen?«, sagte ich laut zu mir selbst und seufzte. »Das ist doch lächerlich!«

Ich wusste, dass ich nicht ewig dort sitzen konnte und aus diesem Grund zwang ich mich, mich nach einer kurzen Weile zu erheben und ans Waschbecken zutreten. Ich stützte mich auf dem Rand ab und betrachtete mich noch einmal ganz genau in dem großen, gut beleuchteten Spiegel.
»Was tust du hier, Lexi?!«, sprach ich wieder auf mich selbst ein und erkannte dabei mein eigenes Gesicht nicht mehr.

Über die letzten Monate hatte ich ziemlich abgenommen und mittlerweile sah ich noch viel schmaler aus, als ich eh schon immer war.

An diesem Abend nahm ich mir wieder vor Sport zu treiben und mich gesünder zu ernähren, um mein Körper wieder zu definieren und mich selber wieder attraktiv zu fühlen. Auch mehr Schlaf, eine neue Hautroutine und definitiv weniger Geheule sollten meine fahle Haut, die brüchigen Nägel, die spröden Haare und vor allem meiner Seele gut tun.  

I never thoughtOnde histórias criam vida. Descubra agora