poesiebestaubte seele

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Das Mondlicht wiegt die Dunkelheit hingebungsvoll, wie etwas neu-hilfloses, junges, geborenes
--- als versuchte es,
in ihr die verbliebenen Überreste der veronnenen Sonnenflut wiederzufinden.
(Es sehnt sich danach, etwas glühendes zu berühren; sehnt sich, wie sich alle Gegensätze nach ihren Antonymen sehnen.
... Die Sterne haben mir oft davon erzählt)

Du hüllst dich darin ein; nichts als eine poesiebestaubte Seele in silberlichtener Stille --- und manchmal frage ich mich,
ob du auch nach etwas oder jemandem suchst, ob du auch etwas verloren hast und ob du immernoch im Glauben bist,
das Gesuchte wiederzufinden.

Du glaubst an gute Enden.

(... Du warst schon immer
leichtgläubiger als ich)

Dort im Mondlicht bist du wie aus weißem Marmor geschnitten, glimmend in der Nacht und gleichsam darin verloren.

Zwischen deinen schweren Lippen klebt noch immer ein Lächeln,
dass sich ihnen nicht entwindet,
als wäre es darin verschlossen.
Du trägst es bei dir, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.
(Sag, für wen reift es heran zwischen deiner weichen Haut?
Für wen sparst du es auf,
wenn nicht für mich?)

... Für dich?

... Oder für den Tag, an dem das Mondlicht etwas glühendes berührt? Den Tag an dem du findest, statt zu suchen; an dem deine poesiebestaubte Seele endlich ihre stumme Sehnsucht stillt?

Ja --- ich weiß ja,
du glaubst an gute Enden.

Und wenn ich an das (versteckte) Lächeln zwischen deinen Lippen denke, dann wünschte ich, ich könnt' es auch.

sonnentropfenWhere stories live. Discover now