Kapitel 62 - Patron und Paladin

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~Mile~

Mile lauschte dem leichten Plätschern des Wassers, das an und zu vom Schniefen des Jungen unterbrochen wurde.
»Wo hast du dir denn all die Wunden zugezogen?«, fragte Reds sanfte Stimme.
»Alle sind böse auf mich. Sie haben Sachen nach mir geworfen. Sie haben gesagt, mein Vater sei ein Mörder...« Pinocchios Stimme zitterte leicht. Der Kleine stand wohl noch immer unter Schock.
Genau wie er selbst. Seine Hände zitterten noch immer.
Beinahe hätte Mile einen kleinen Jungen umgebracht. Er hatte nicht hingesehen. Er war in Rage geraten und... Irgendetwas stimmte mit ihm nicht.
Mile hatte sich tausend Mal bei Pinocchio entschuldigt. Der kleine hatte genickt und gesagt, alles wäre okay. Aber es war nicht okay. Gut, das mochte nicht nur an Mile liegen.
Die Rebellen hatten den kleinen Jungen durch das halbe Lager gejagt. Sie hatten ihn verschlagen und ihm Gegenstände hinterhergeworfen. Sie hatten Pinocchio als Lückenbüsser benutzt. Mit letzter Kraft hatte sich der Kleine zu ihnen ins Zelt geschleppt. Er hatte sich unter der Zeltplane durchgeschoben. Von oben bis unten mit Dreck überzogen hatten sie ihn erst gar nicht erkannt. Der arme Kerl... Red hatte ihm gleich einen Bottich voller Wasser bereit gemacht und Mile hatte das Wasser angeheizt. Nun wusch die Rote den Kleinen gründlich. Zwar war Pinocchio eigentlich alt genug, um das selbst zu machen, doch nach allem, was er hatte durchmachen müssen... Und nachdem Mile ihn beinahe erschlagen hätte, war Red erst einmal besser als Kindermädchen geeignet als er. Er wollte den Kleinen nicht noch mehr erschrecken...
»Stimmt es denn?«, hörte Mile ihn fragen. »Stimmt denn, was sie sagen? Hat mein Vater Drosselbart ermordet?«
Red brauchte lange mit ihrer Antwort. »Pinocchio, es tut mir leid, aber ich denke, es ist tatsächlich die Wahrheit. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Geppetto Drosselbart einfach so... angreifen würde. Irgendetwas wird ihn dazu gebracht haben... Oh Pinocchio. Nicht weinen. Das... das renkt sich schon wieder ein...«
Mile biss sich so fest auf die Unterlippe, bis er Blut schmeckte.
Warum? Warum hast du das getan, Geppetto?, dachte er und schüttelte den Kopf.
Er lag mit geschlossenen Augen auf den Überresten seines Betts und versuchte, etwas Schlaf zu bekommen. Das hatte Red ihm befohlen. Sie schob seine Überreaktion auf den Schlafmangel, doch Mile wusste, dass das nicht der Grund war, wieso er ausgerastet war.
Etwas stimmte nicht mit ihm. Etwas im Kopf. Etwas Psychisches. Das sah man doch in amerikanischen Krimiserien oft genug. Ex-Soldaten die völlig ausarteten. Vielleicht hatte er tatsächlich einfach zu viel Blut gesehen in der letzten Zeit...
Mile schlug die Augen wieder auf. Er würde keinen Schlaf finden...


~Sabrina~

»Was?!«, riefen Sabrina und Falk wie aus einem Munde.
Guenio löste seine Beine aus dem Lotusknoten und liess sich mit den Füssen auf seine Obsidiantruhe nieder. Von dort aus sprang er zu Boden und lief zu dem Bücherregal ganz links, wo die scheinbar ältesten Notizbücher standen. Er liess die Finger über die vergilbten Einbände streichen. »Dies«, erklärte er und zog eines der Hefter aus dem Regal, »sind Tagebücher. In ihnen ist mein Leben festgehalten. Ich begann sie zu schreiben, als ich gerade erst vier Jahre alt war. Schreiben ist dabei übertrieben. Ich malte...« Mit diesen Worten öffnete er das Notizbuch und kindliche Kritzeleien kamen zum Vorschein. Die meisten von ihnen waren schon so sehr verblasst, dass man gar nichts mehr erkennen konnte. Doch ein paar wenige waren noch sichtbar. Vor allem ein grosses, amethystfarbenes Auge am linken oberen Rand einer jeden Seite.
Die Augen eines Orakels...»Ich war erst vier, da begegnete ich ihnen. Dem Orakel und dessen Paladin. Und von dem Moment, an dem ich sie das erste Mal erblickt hatte, da spürte ich diese Verbindung. Ich konnte fühlen, dass diese zwei Menschen zu mir gehörten. Und auch sie spürten es...
Vor vier Jahren hatten die beiden ihren Patron im Kampf verloren. Er war gefallen. Genau an dem Tag, an dem ich geboren wurde... Ich kann mich nicht mehr an mein Leben vor meinem Hüterdasein erinnern. Von meiner Mutter weiss ich nur noch, dass sie immer nach Erdbeeren gerochen hatte. Mein Vater war Holzhacker. Benannt war ich nach meinem Grossvater. Brandon. Brandon Hares hiess ich damals noch...« Gedankenverloren schloss er das Heft, strich über den fleckigen Einband und stellte es dann zurück ins Regal.
»Ihr wart... ein... ein Hüter?«, stammelte Sabrina verwirrt.
»Ein Patron«, ergänzte Guenio. Er wandte sich an Jeremy Topper. »Ihr habt es doch gespürt, ja, die ganze Zeit geahnt. Das Band zwischen uns...«
Der Hutmacher nickte langsam. »Ja, das ist wahr. Doch ich konnte es mir nicht erklären. Die Seelen der Orakel werden in immer neue Körper verankert und sammeln sich dort an. Wir Wächter... Wenn wir sterben, sterben wir. Wir werden nicht wiedergeboren oder derartiges. Ein Wächter wird vom Schicksal erwählt und dann mit seinesgleichen zusammengeführt. Ich bin ein geborener Paladin. Mein Bruder war ein Patron. Und auch wenn er sich von seinem Schicksal abgewandt hat, so ist er noch immer ein Patron. Solange er lebt, wird kein neuer Patron geboren werden, was auch der Grund war, wieso ich auch seine Aufgabe übernommen habe. In Zeiten wie diesen wäre es zu riskant das... die Prophezeiungen unbeschützt zu lassen!« Der Hutmacher machte eine Pause und besah sich Guenio genau. Verwirrt schüttelte er den Kopf. »Es liegt klar auf der Hand, wer und was Ihr seid. Nur ist es unmöglich. Wenn Ihr ein Patron seid... Mein Bruder hätte niemals Patron sein können. Doch er ist einer. Wie bei allen Himmeln könnt Ihr überhaupt existieren? Es kann keine drei Hüter auf einmal geben!«
Guenio nickte. Halb schwebend, halb gehend trat er in die Zeltmitte und legte eine Hand auf den Deckel der Obsidiantruhe.
»Vorher sprachen wir von den Gesetzen des Universums, den Regeln der Hüter und dem Ungleichgewicht der Welten. Ihr, junger Hüter, wisst nur zu gut, wenn man gegen diese Gesetze und Regeln verstösst. Euer Bruder hat teuer dafür bezahlt.« Guenio griff in die Brusttasche seines ausgeleierten Kapuzenmantels, den er stets bis zum Hals zugeknüpft hatte und beförderte einen grossen, stählernen Schlüssel hervor.
»Soll das heissen, Ihr habt die Gesetze gebrochen? Was habt Ihr getan?«, fragte Jeremy Topper barsch.
Der Geist kniete sich vor seine Kiste und begann an den Schlössern zu hantieren. Schloss für Schloss öffnete er sie mit dem Schlüssel. »Für einen geborenen Paladin ist das natürlich unverständlich. Ihr Paladin würdet euch für das Leben des Orakels ins Feuer stürzen. Ihr scheut nicht davor, Blut zu vergiessen und zu töten. Wir Patronen tragen kein Schwert. Wir haben einen Schild. Uns liegt nichts am Töten. Wir wollen heilen.«
Der Hutmacher holte aus und liess sein Schwert auf den Deckel der Truhe niederfahren. Ein unangenehmes Klirren sirrte durch die Luft, doch weder Truhe noch Schwert nahmen schaden.
»Hört auf! Sagt mir endlich, was hier los ist, oder Ihr werdet erfahren, wieso man mich den verrückten Hutmacher nennt!«
Guenio hielt inne. Wäre er nicht blau, wäre er jetzt sicher knallrot angelaufen vor Wut.
»Genau das meine ich!«, brüllte er. »Ihr seid ganz genau wie Reynir! Lieber draufschlagen, als Ruhe bewahren und klar denken! Das hat Reynir auch getan. Darum musste all das geschehen. Er war schuld, was Nissa zugestossen war. Weil er nicht ruhig bleiben konnte!« Wie um sich selbst zu beruhigen, hielt der Geist inne. Er holte tief Luft und erklärte dann mit ruhiger Stimme: »Das Ganze ist etwa zweihunderttausend Jahre her... Reynir war unser Paladin. Nissa... Nissa war ein Orakel. Ich war gerade zwanzig geworden. Wir waren auf der Durchreise. Wir blieben nie lange am gleichen Ort, das wäre zu gefährlich für Nissa gewesen. Wir vermieden es, auf festgelegten Wegen zu reisen, weswegen wir immer quer durch die Wälder wandern mussten. Es war schon spät geworden und wir hätten uns eigentlich schon längst einen Schlafplatz suchen sollen, doch Reynir hatte darauf bestanden, erst halt zu machen, wenn wir den nächsten Fluss überquert hätten.
So kam es, dass wir immer weiter gingen. Dann trafen wir auf einen Trupp abtrünniger Elfen. Damals herrschte in Virid'agru ein Bürgerkrieg. Einige Elfen hatten sich gegen das Kastensystem aufgelehnt und planten einen Putsch. Die Aufständischen Rebellen galten nicht als sonderlich friedliebend. Bestimmt hätten uns die Elfen einfach passieren lassen, doch ich war vorsichtig. Ich schlug vor, einfach umzukehren, solange sie uns noch nicht entdeckt hatten. Nissa war auch einverstanden. Wir wandten uns schon zum Rückzug, da brach Reynir ohne Vorwarnung aus dem Gebüsch und griff die Elfen an. Er schlachtete sie ab. Alle. Nur einer entkam ihm...
Reynir und ich hatten daraufhin einen fürchterlichen Streit. Ich weiss nicht, wie weit wir gegangen wären, wenn Nissa nicht dazwischen gegangen wäre. Wir hätten uns vermutlich gegenseitig umgebracht. Aber Nissa brachte uns zur Vernunft... So war sie gewesen, Nissa...« Guenio holte zitternd Luft. Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder daran, die restlichen Schlösser zu öffnen. Er fuhr fort: »Obwohl Nissa unseren Streit geschlichtet hatte, blieb die Stimmung zwischen Reynir und mir gespannt. Es genügte, dass einer von uns beim Essen schlürfte oder ungeschickt war, schon sprangen wir uns wieder gegenseitig an die Gurgel.
Ich hatte Reynir beauftragt, uns in der näheren Umgebung ein paar essbare Beeren und Kräuter zu suchen. Als er zurückkam, hatte er tonnenweise Vogelbeeren dabei. Ich habe ihm die Beeren ins Gesicht gedrückt, so wütend war ich. Daraufhin hat er mich mit einem Ast verdroschen. Und so sahen wir den Elf nicht kommen. Der Rebell, den Reynir nicht erwischt hatte. Der, der entkommen war. Er hat Nissa beinahe erschossen. Er traf sie nicht ins Herz. Knapp vorbei. Er hat die Lunge angeritzt.
Reynir hat sich den Elf geschnappt und ihm das Genick gebrochen. Nissa hat die Nacht nur knapp überlebt. Am nächsten Morgen ist sie nicht mehr aufgewacht. Sie lag in einer Art Fiberkoma. Wir sind gleich ins nächste Dorf geeilt und haben dort nach einer Heilerin gesucht. Wir fanden auch eine. Eine ältere Dame, eine Kräuterhexe. Sie hat Nissa gleich untersucht. Die Wunde selbst wäre nicht die Welt gewesen, nur war die Pfeilspitze vergiftet gewesen. Die Heilerin hätte Nissa nicht helfen können. Jedenfalls nicht auf... die... gewöhnliche Art.«
Das letzte Schloss sprang auf und fiel zu Boden. Guenio schob die Ketten weg und fuhr dann über den Deckel. Seine Finger glitten in eine Einbuchtung, die Sabrina zuvor gar nicht aufgefallen war. Der Geist drehte seine Finger und löste damit einen Mechanismus aus. Der Stein verschob sich und gab darunter einen weiteren Deckel frei, auf dem Rädchen, Knöpfe und Schalter angebracht waren. Guenio bediente die Mechanismen und die Truhe begann zu schnurren wie eine gewaltige Katze.
»Was ist denn nicht die gewöhnliche Art?«, hakte Jeremy Topper nach. Er schien sich dazu entschlossen zu haben, Guenio doch nicht abzustechen. Das Schert hatte er sich in den Gürtel geklemmt. Den Schild hielt er noch immer um den Arm geschnallt, doch wohl eher, weil das die bequemste Art war und er es nicht aus der Hand legen wollte, als zu seinem Schutz. Natürlich hatte er sich auch seinen geliebten Zylinder wieder aufgesetzt.
»Als könntet Ihr es nicht erraten, junger Hüter. Dunkle Magie in ihrer schwärzesten Form«, brummte Guenio.
»Dann habt Ihr gegen die alten Regeln verstossen«, sprach der Hutmacher mit einem Nicken.
»Es ist schlimmer als das. Die Heilerin hatte behauptet, nichts mehr für Nissa tun zu können. Sie hatte gemeint, sie würde sterben. Reynir war ausser sich gewesen. Er war abgehauen. Er hatte uns zurückgelassen. So blieb nur noch der Patron bei seinem Orakel.«
»Ein weiterer Regelverstoss«, brummte Jeremy Topper. »Die Wächter haben bei ihrem Orakel zu bleiben. Komme was da wolle. Ihr seht, Guenio, ein weiterer Grund, wieso ich Gladito und Clytia bei mir trage. Solange mein Bruder lebt, wird kein neuer Patron seinen Platz einnehmen können. Ich muss beides sein. Patron und Paladin.«
Guenio nickte nur. »Doch auch mit diesem Regelverstoss wurde es nicht belassen. Die Heilerin gab Nissa noch drei Tage. Dann, so prophezeite sie mir, würde das Gift ihr Herz erreicht haben. Das Gift des Elfs hätte Nissa langsam, qualvoll und ohne Hoffnung dahingerafft. Ich war... völlig verzweifelt.
Ich flehte die Heilerin an. Ich bettelte. Ich versprach ihr, alles zu tun, was sie wolle. Nur solle sie Nissa retten...
Die Heilerin war eine gute Frau. Sie hatte Mitleid mit mur und schliesslich verriet sie mir, dass es da noch eine letzte Chance gäbe, um Nissa zu retten.
Sie gab mir ein Buch. Ein uraltes Schriftwerk, das eine ihrer Vorfahrin einst von einem Händler als Bezahlung für die Heilung einer Kriegswunde angenommen hatte. Das Buch war voll von Formeln und Zaubersprüchen der dunklen Künste. Und einer der Sprüche versprach die Rettung eines Lebens gegen die Bezahlung eines anderen.«
»Ihr habt ein Geschäft mit dem Tod gemacht? Ihr seid in die tiefsten Schatten getreten!«, zischte Jeremy Topper.
»Wie ich sagte: Wir Patronen sind schon immer weiter gegangen, um unsere Orakel zu retten, als ein Paladin jemals verstehen könnte!«, schnaubte der Geist.
»Nein. Ihr Patronen überschreitet eine Grenze, die über die Bestimmung der Wächter hinausgeht. Ihr lasst euch zu sehr von Gefühlen leiten! Ihr habt Euer Orakel geliebt! Streitet es nicht ab. Wie Ihr von ihr sprecht und dieser Ausdruck in Euren Augen, wenn Ihr ihren Namen sagt. Ich habe so etwas schon einmal gesehen. Ihr liebtet sie. Und dies ist nur ein weiterer Regelverstoss, wenn nicht einer der schlimmsten. Eine der ersten Regeln, die wir Hüter und Wächter haben, ist, niemals romantische Gefühle für das Orakel zu hegen. Die Nachkommen eines Orakels sind mächtig und nehmen nicht selten den Platz ihrer Mutter ein, sollte diese ums Leben kommen. Das Blut von Hüter und Wächter mit dem des Orakels zu mischen ist verboten. Und nicht ohne Grund. Das Wesen, das daraus entstünde... Es hätte zu viel Macht!«
»Bei den Himmeln, ich gebe es ja zu. Ich liebte Nissa, doch diese Liebe wurde nie auch nur ansatzweise körperlich. Ich bin nicht Euer Bruder, Hutmacher!«
Sabrina sog scharf Luft ein. Sollte das bedeuten, Rumpelstilzchen und das Orakel... Augenblicklich fiel ihr wieder ein, was Mile erlebt hatte, bevor auch er aus Mondkinds Unterbewusstsein erwacht war. Er hatte dort Mondkinds Vorgängerin getroffen. Marie war ihr Name gewesen. Sie hatte Mile gewarnt, nicht auf die Forderung der restlichen Orakel einzugehen und Cernunnos umzubringen. Und sie hatte ihn gebeten, ihre Tochter zu finden und sie vor ihrem Vater zu beschützen... Sollte damit etwa Rumpelstilzchen gemeint sein?! Aber des Teufels Frau und Kind waren doch tot.Aber nein! Oh, nein. Nein, das konnte doch nicht stimmen!
Mondkind hatte ihnen auf ihrer Erinnerungsreise gezeigt, wie sie zum Orakel geworden war. Das Kind, das ursprünglich das Orakel gewesen wäre. Die Enkelin der alten Frau... Das Kind, dessen Fluch Mondkind auf sich genommen hatte, um ihre Brüder zu retten... Das Kind...
Sabrina schüttelte den Kopf. In ihren Ohren rauschte das Blut. Spann sie sich da gerade etwas zusammen? Konnte das stimmen?!
Jeremy Topper machte ein Geheimnis daraus, was sein Bruder verbrochen hatte. Er hatte ihnen nie erzählt, was vorgefallen war... Er hatte nur offenbart, Rumpelstilzchen hätte die alten Regeln gebrochen und aus diesem Grund hätte er seine Frau und sein Kind verloren.
Doch was, wenn das alles miteinander zusammenhing? Was, wenn das Orakel und Rumpelstilzchens Frau ein und dieselbe waren. Doch sollte das stimmen... Dann wäre Rumpelstilzchen Kind, das Mädchen, das eigentlich Orakel hätte sein sollen, noch am Leben. Des Teufels Tochter lebte!
»Sprecht nicht von ihm! Erwähnt ihn keines Wortes!«, fauchte Jeremy Topper.
Guenio zuckte die Schultern und fuhr gelassen fort: »Trotzdem wäre ich in diese Lage gar nicht erst gekommen, wenn Reynir nicht so ein Barbar gewesen wäre. Wir Patronen würden gar nie erst so weit gehen, würdet ihr Paladin einmal mehr mit dem Kopf anstelle eures Schwertarms denken!
Und ja, verdammt. Ja, ich tat es. Ich wandte die dunklen Künste an. Ich hatte keinerlei Erfahrung mit Magie. Doch schwarze Magie ist nicht schwer. Darum zieht sie einen auch so leicht in ihren Bann. Es braucht kaum Talent, sie zu beherrschen. Es genügt allein der Wille und wie in jeder Form von Magie - sei sie schwarz oder weiss - Emotionen. Magie ist Emotion.
Jedenfalls ging ich noch am selben Tag in den Wald. Dort fing ich einen Hasen. Er sollte das Opfer für Nissas Leben sein. Ich zog die nötigen Formeln und Pentagramme und begann den Zauber zu wirken. Und es klappte alles. Nissa konnte weiterleben. Das Gift war aus ihrem Körper gewichen. Nur etwas ging schief...«
»Das Opfer«, stellte der Hutmacher fest. »Das Leben des Hasen kann kaum genügt haben.«
Der Geist lächelte. »Woher wisst Ihr das? Hat Euer Bruder Euch etwa die Regeln der dunklen Magie gelehrt?«
»Nein, nicht mein Bruder. In Zeiten wie diesen trifft man an jeder Ecke ein Wesen, das einem für etwas Silber ein paar Tricks der schwarzen Magie lehrt. Und in Zeiten wie diesen sind diese Tricks schon beinahe notwendig, um zu überleben.«
»Dann habt also auch Ihr schon gegen die alten Regeln verstossen.«
Der Hutmacher verzog keine Miene. »Kleine Taschenzaubertricks sind kaum der Rede wert. Solch winzige Delikte sind nichts gegen das, was Ihr oder mein Bruder verbrochen haben...«
Der Geist schenkte ihm ein gehässiges Grinsen. »Wohl wahr. Und natürlich habt Ihr recht, Hüter Jeremy Topper. Das Opfer war zu gering. Also nahm sich der Tod das nächstbeste Leben, das er finden konnte. Nissa war der Grund, für den der Zauber gewirkt worden war und ich wirkte den Zauber, uns konnte er sich nicht holen. Er holte sich die Seele der Heilerin, der nun ihr eigenes Mitleid zum Verhängnis geworden war... Nissa bekam davon nichts mit. Sie erwachte aus ihrem fiebrigen Koma, war aber schrecklich benommen. Ich musste sie den halben Weg tragen...«
»Das erklärt aber noch immer nichts«, zischte Jeremy Topper kühl. Wieso war er nur so abweisend? Auch wenn Sabrina den Geist verabscheute, so hatte sie doch irgendwie Mitleid mit ihm. Er hatte versucht sein Orakel zu retten und dabei Fehler gemacht. Auch wenn er jetzt dieser abscheuliche Geist war, so war er früher nicht mehr als ein verzweifelter junger Mann gewesen. Brandon Hares, der versucht hatte, das Mädchen, das er liebte, zu retten. Und sollte Rumpelstilzchen tatsächlich das gleiche durchgemacht haben, wieso zeigte er so wenig Verständnis? Waren die Regeln und Gesetze des Universums wirklich stärker als die Bande zwischen Geschwistern?
Guenio senkte seinen Blick und machte sich weiter an seiner Truhe zu schaffen. Anscheinend hatte er den Verschlussmechanismus beinahe zu Ende freigeschaltet, denn das Surren der Zahnräder war lauter denn je. Während er die letzten Schalter umlegte, erklärte er: »Dunkle Magie hat es so an sich, einen in ihren Bann zu ziehen. Sie ist süss wie Zucker. Hat man einmal Kontakt mit schwarzer Magie gehabt, wirkt die Welt anders. Selbst wenn man zuvor nie Interesse an Dingen wie Macht, Reichtum und Ansehen hatte, auf einmal begehrt man sie. Kaum jemand kann dem Locken der schwarzen Künste widerstehen. Vor allem für jene, die es täglich mit Macht zu tun haben. Gerade für jene, die bereits Macht haben, wirkt sie umso verlockender. So lehrt uns auch die Geschichte, nicht wahr? Welches Beispiel wäre besser als dies des sterbenden Königs? Der Kupferkönig konnte die dunkeln Mächte nicht bändigen. Ihr, junger Hüter, müsst eine erstaunliche Willenskraft haben, dass Ihr - und seien es nur Tricksereien gewesen - schwarzer Magie widerstehen konntet. Verratet Ihr mir, was Eure Seele vor den Schatten rettete?«
Der Hutmacher zuckte mit den Schultern. »Ich sah, was diese Macht mit meinem Bruder angestellt hatte. Ich wollte nicht so enden, wie er.«
Der Geist nickte nachdenklich. »Weise Entscheidung, Topper. Nun, ich war nicht so klug wie Ihr. Ich ging den Schatten in die Fänge. Nachdem ich Nissa vor dem Tode bewahrt hatte, hätte ich alles dabei belassen können. Ich hatte zuvor getötet, um mein Orakel zu retten. Nur war es dieses Mal anders gewesen. Die Heilerin war eine gute Frau gewesen, die mir aus Mitleid geholfen hatte... Trotzdem fiel es mir erstaunlich leicht, sie hinter mir zu lassen. Dies war wohl das erste Anzeichen, dass ich den dunklen Mächten bereits verfallen war. Nissa fiel es nicht weiter auf, denn sie war noch nicht wirklich bei sich. Ausserdem mussten wir so schnell wie möglich alles hinter uns lassen. Wir mussten verschwinden, bis die Dorfbewohner herausfinden würden, was aus ihrer Heilerin geworden war. Also packten wir unsere Sachen und flohen.
Wir verfolgten Reynirs Spur, schliesslich war es zu gefährlich, ohne Paladin zu reisen. Natürlich fanden wir ihn in der nächsten Spelunke. Er war betrunken und konnte kaum noch gehen. Als er uns sah, war er überglücklich... Doch ich war so wütend auf ihn. Wäre er nicht gewesen, wäre all das nie passiert. Ich konnte meine Wut kaum zügeln und da erkannte ich, dass da keine Wut mehr war. Sie hatte sich weiterentwickelt. Da war Hass... «
»Ein weiterer Hinweis. Ihr wart der Dunkelheit verfallen«, stellte der Hutmacher nüchtern fest.
»Wohl war«, stimmte der Geist ihm zu. »Nur war mir das nicht bewusst. Ich konnte nur hassen. Und die Liebe zu Nissa war auch anders... Sie fühlte sich mehr danach an, etwas besitzen zu wollen...« Guenio schüttelte den Kopf, als könne er seine Gefühle von damals selbst nicht mehr nachvollziehen. »Wir schafften Reynir aus der Spelunke und versuchten, weiterzureisen. Reynir konnte zwar kaum gehen, doch wir stützten ihn. Uns irgendwo ein Zimmer für die Nacht zu nehmen, war keine Lösung. Wir mussten die Region so schnell wie möglich verlassen. Ich war nun ein Mörder und man fahndete nach uns. Wir schlugen unser Lager im Wald auf.
Als es dann dunkel wurde und Reynir und Nissa schliefen, konnte ich nicht an mir halten... Ich musste noch mehr über diese dunkle Macht erfahren, die Nissa das Leben gerettet hatte. Natürlich hatte ich das Buch der dunklen Künste auch nicht bei der toten Heilerin zurückgelassen. Ich hatte es einstecken müssen, ich katte praktisch keine Wahl gehabt. Es hatte mich bereits völlig in seinen Bann gezogen. Und so begann ich das Buch praktisch auswendig zu lernen. Jedes Pentagramm, jede Formel, jeder Spruch, jeder Schwur... Ich saugte es auf. Und mit jedem Wort das ich las, verkaufte ich meine Seele mehr dem Teufel.«
Ein letztes Mal klickte der Mechanismus und auch der zweite Deckel der Obsidiantruhe schwang wie ein Fächer zur Seite. Was der Inhalt der Kiste war, konnte Sabrina nicht erkennen.
Guenio war noch immer nicht fertig mit seiner Geschichte und er fuhr fort: »Nissa, Reynir und ich machten weiter wie zuvor. Nur ich hatte mich verändert. Ich war aufbrausend, aggressiv. Mit Reynir bekam ich mich immer häufiger in die Haare.
Nissa fiel das natürlich auf und eines Abends setzte sie sich zu mir ans Feuer und fragte mich, was mit mir los wäre... Und ich... ich erzählte ihr alles. Schliesslich vertraute ich ihr völlig und ich hatte mir nicht vorstellen können, dass sie meine Sicht auf meine wundervollen neuen Kräfte nicht teilen würde... Doch da hatte ich mich verschätzt...«
Voller Ungeduld wartete Sabrina darauf, dass der Geist endlich den Inhalt seiner Truhe offenbaren würde, doch Guenio war wie erstarrt. Links und rechts stürzte er sich an den Wänden der Truhe ab. Er blickte in die Kiste, doch seine Augen waren leer und verrieten, dass er gerade ganz wo anders war.
»Natürlich war Nissa entsetzt. Wie verblendet ich doch gewesen war, zu denken, sie würde beeindruckt oder gar erfreut über meine Studien der dunklen Magie sein. Nein, natürlich nicht. Statt mich zu beglückwünschen, wie ich es mir ausgemalt hatte, wich sie vor mir zurück. Sie hatte Angst vor mir. Doch das war nicht einmal das Schlimmste, denn Nissa wandte sich an Reynir. Brühwarm erzählte sie ihm alles. Sie... sie verriet mich an diesen hirnlosen Muskelberg, an diesen Kerl, den ich so sehr hasste...
Reynir fackelte nicht lange. Er beschimpfte mich und wollte mir das Zauberbuch wegnehmen... Ich habe ihn so gehasst und dann hat er mir das einzige wegnehmen wollen, was mich stark und mächtig werden liess... Ich habe das nicht zulassen können... Also habe ich ihn verflucht. Auf einmal war Reynir tot...« Keuchend holte Guenio Luft, als würden die Erinnerungen ihn zu ersticken drohen. »Und Nissa hat angefangen zu schreien. Oh, was hat sie geschrien. Ich höre ihre Schreie heute noch in meinen Träumen... Sie hat mir gedroht. Sie hat mich beschuldigt. Und sie hat mich angefleht... Und dann wurde ich wieder so wütend. Schliesslich hatte ich sie gerettet während Reynir sich nur hatte volllaufen lassen. Und dann beschuldigte sie mich? Mich?! Wie konnte sie es wagen? Nein, auch ihr Flehen war mir egal. Und dann brachte ich auch Nissa um. Nicht mit Magie. Ich habe sie gewürgt und auf einmal ist sie in meinen Armen erschlafft...«
Sabrina wurde schlecht. Das war so grausam... Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. War Guenio nun doch der Schurke? Ja, er war der junge Kerl, der versucht hatte, das Mädchen zu retten, das er liebte. Doch er war auch der Patron, der der schwarzen Magie verfallen war, eine Heilerin, seinen Paladin und sein Orakel ermordet hatte... Sicher war er unter dem Einfluss der dunklen Künste gestanden... Doch konnte man das als Entschuldigung nehmen? Er hatte drei unschuldigen Menschen das Leben genommen.
Sabrina wollte nicht noch mehr hören. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie der Krieger Reynir am Boden lag, wie das Orakel Nissa in Guenios Armen lag, der mit beide Hände ihren Hals zudrückte... Fort! Fort mit den Bildern! Sie war müde, hatte Angst und hatte gerade erst einen Freund verloren. All das hier war eine Tortur.
»Ich war völlig ausser Kontrolle geraten«, setzte Guenio seine schreckliche Erzählung fort. »Erst als meine rasende Wut abgeklungen war, erkannte ich, was ich getan hatte und meine Welt zerfiel in sich zusammen... Ich konnte... Ich... Es war mein Ende... Beinahe wahnsinnig irrte ich ziellos umher. Ich bin einfach weggelaufen. Nicht einmal begraben habe ich die beiden. Ich schnappte mir Gladito und Clytia und flüchtete. Alles andere überliess ich dem Wald...«
»Ihr, Guenio, seid ein schreckliches Wesen. Nicht einmal die Leichen begraben habt Ihr. Ihr habt sie verrotten lassen! Ihr seid ein Feigling!«, schnaubte Jeremy Topper und spuckte voller Verachtung zu Boden. Guenio ging nicht auf ihn ein. Mit starrem Blick sprach er weiter: »Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Ich... sah keinen Sinn mehr in meinem Leben. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Ich hätte mich bestimmt umgebracht... wenn ich noch ich selbst gewesen wäre. Doch ich war ein anderer... Die Dunkelheit hatte in mir Wurzeln geschlagen. Doch irgendetwas musste ich tun, um allem zu entkommen. Ich musste rächen, was Nissa und Reynir angetan worden war... Die Alte, die mir das Buch gegeben hatte war bereits tot, also musste ich anderswo Schuldige finden. Also kehrte ich in das Dorf zurück, wo die Alte gelebt hatte. Keiner dort erlebte das Licht des nächsten Morgen...«
Sabrina schüttelte den Kopf. Das Blut in ihren Ohren rauschte. Ihr Herz pochte. Ihr Magen rebellierte. Sie konnte nicht schlucken, ihr Mund war zu trocken und der Kloss in ihrem Hals hätte es sowieso nicht zugelassen. So sass sie da und schüttelte den Kopf. Mehr nicht. Mehr ging auch nicht. Nicht wegen den Fesseln, nein, auch ohne sie, wäre ihr nichts anderes möglich gewesen. Wie auch? Was hätte sie tun sollen? Was hätte sie sagen können? Welche Wörter könnten ihr Entsetzen, Grauen, Trauer und Mitleid beschreiben? Welche Sprache könnte sie fassen?
»Das Ganze ist zu lange her, als dass man sich heute noch daran erinnern könnte. Doch damals, vor all diesen Jahren verbreitete sich die Nachricht des Blutbads, das in einem kleinen Dorf bei den nördlichen Grenzwäldern Virid'agrus verrichtet worden war, wie ein Lauffeuer. Überall erzählte man sich von dem schrecklichen Magier, der mit Hilfe seiner dunklen Kräfte jedes Leben auslöschte, das ihm begegnete. Ich bevorzugte, meine Opfer zu töten, indem ich in ihre Köpfe eindrang und sie brach. Ich kontrollierte ihre Körper, sie selbst nichts ausrichten konnten. Ich liess sie sich gegenseitig steinigen. Nur den letzten, tödlichen Stein warf immer ich. Ich versetzte ihnen den Gnadenstoss. Irgendwie gewann ich Gefallen daran, zu töten. Und so war dieses nur das erste in einer Reihe von Dörfern, die ich ausrottete.
Die Wesen gaben mir schon bald einen Namen. Man nannte mich den Steiniger, den Henker, den Brecher. Die Elfen hatten die schönste Bezeichnung für mich. Guenio...« Er drehte sich zu Sabrina um und fragte: »Könnt Ihr meinen Namen übersetzen, Eisprinzessin?«
Sabrina runzelte die Stirn. Guenio... Obwohl sie Felėen beinahe perfekt beherrschte, konnte sie den Namen des Geistes mit keinem Wort in Verbindung bringen. Sie schüttelte den Kopf.
Der Geist wandte sich etwas enttäuscht von ihr ab. »Guenio«, erklärte er, »Ist eine Wortzusammensetzung. Übersetzt bedeutet sie so viel wie Geber der Gnade. Das Verb geben ist guee. Io bedeutet gnädig. Brandon Hares gab es nicht mehr. Ich war nun der Mörder, der seinen leidenden Opfern den Gnadenstoss versetzte. Ich nannte mich fortan selbst nur Guenio. Diesen Namen habe ich bis heute behalten, damit ich niemals vergesse, was ich getan habe...«
Sabrina erschauerte... Guenio... Ab jetzt würde sie diesen Namen nie mehr aussprechen können, ohne dabei den daran haftenden Geschmack vom Blut all seiner Opfer auf der Zunge zu schmecken.
»Der Name ist zu gut für Euch«, zischte Jeremy Topper durch zusammengebissene Zähne.
Der Geist nickte stumm.
»Haben... haben denn die Herrscher nichts getan, um Euch zu stoppen?«, fragte Sabrina bestürzt.
»Oh, sie versuchten es! Die Herrscher sandten ihre besten Gefolgsleute, um mich zur Strecke zu bringen. Doch natürlich schafften sie es nicht. Die Hüter eines Orakels sind keine normalen Wesen. Sie sind übernatürlich. Darum ist für uns der Gebrauch dunkler Magie auch strengstens verboten. Nicht nur, weil sie bösartig ist. Es würde einem Hüter zu viel Macht geben, was wiederum das Gleichgewicht stören würde! Zu viel Macht... « Traurig schüttelte er den Kopf. »Und doch wurde ich schliesslich zur Strecke gebracht.«
»Und wie das?«, hakte Jeremy nach.
Mit einem listigen Lächeln musterte Guenio den Hutmacher. »Habt Ihr schon einmal vom Orden des Azoth gehört, junger Hüter?«
Jeremy Topper riss die Augen weit auf. »Der Orden?!«
»Ja, der Orden. Schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Orden sich sonst kaum in die Angelegenheiten der Märchenwelt einmischt.«
Der Orden der Azoth? Was war das nun wieder? Sabrina sah Falk fragend an, doch dieser zuckte nur die Schultern.
»Was ist geschehen?«, knurrte der Hutmacher.
Guenio zuckte mit den Schultern. »Wenn der Orden ins Spiel kommt, dann ist ja bekanntlich die Ruhe dahin...«
»Schweift nicht ab! Was ist geschehen?«, unterbrach Jeremy ihn.
Der Geist beugte sich vor und versenkte seine Hände in der Truhe. Ein Schaben war zu hören. Dann stemmte er sich wieder hoch. In seinen Händen hielt er eine bauchige Flasche aus milchig weissem Glas.
Guenio starrte die Flasche an, als würde sie zurückstarren. »Nun«, brummte er ruhig, »der Orden des Azoth fackelte nicht lange. Erst banden sie meine Seele an diese Flasche, töteten mich und sperrten meinen Geist, der ja nun nicht mehr aufsteigen konnte, da ich ja gebunden war, in dieses gläserne Gefängnis. Gladito und Clytia müssen sie wohl ihren rechtmässigen Besitzern übergeben haben. Sonst hättet Ihr sie wohl heute nicht bei Euch, Mr. Topper.« Er lächelte fahl.
Der Hutmacher runzelte die Stirn. Wieder schüttelte er den Kopf. Er hätte wohl am liebsten gar nicht mehr damit aufgehört. Schliesslich riss er sich zusammen, sah auf und fragte: »Soll das heissen, Ihr seid ein... Dschinn?«
»Falsch! Dschinns werden geboren. Ich wurde gebunden. Ich bin ein Flaschengeist. «
Sabrina starrte abwechselnd die Flasche und Guenio an.
Flaschengeist...Auf einmal sah sie Bree vor sich. Bree, wie sie ihr damals auf der Jolly Roger von ihrer Geschichte erzählt hatte. Die Geschichte von Bruder und Schwester, von den Elfenkindern Animo und Bree, die Opfer der Boshaftigkeit eines Flaschengeists geworden waren.
»Ein... ein Flaschengeist...«, brummte der Hutmacher kopfschüttelnd. »Ich weiss nicht viel von Flaschengeistern. Ich wusste nicht einmal, dass es in Arkan welche gibt... Aber wieso hat der Orden Euch nicht einfach gleich umgebracht?«
Guenio zuckte mit den Schultern. »Sie töteten mich und sperrten mich in eine winzige Flasche. Man brachte mich zum Geisterhort, wo ich zusammen mit unzähligen anderen Flaschengeistern aufbewahrt wurde. Ich habe nie erfahren, wie viele Jahre ich tatsächlich gefangen gewesen war. Ganz ehrlich... Ich denke, der Orden hätte sich keine bessere Bestrafung ausdenken können, als mich in diese Flasche zu sperren. Wenn man gefangen ist, alleine und für alle Ewigkeit... Da hat man nur die eigenen Gedanken. Und meine waren voller Dunkelheit und Blut. Irgendwann kam auch noch die Schuld und die Reue dazu. Dann der Wunsch nach dem endgültigen Tod. Der Wahnsinn, der Selbsthass, der Hass auf die Welt, die Einsamkeit, die Schuld, die Unendlichkeit... Nichts, nichts ist schlimmer als mit sich und seinem unendlichen Leben im Nichts zu taumeln. Die Zeit hat mich neu geschliffen. In dieser Flasche starb und wurde ich immer und immer wieder aufs Neue geboren. Immer die gleichen Erinnerungen. Immer die gleichen Taten. Die Emotionen drehen sich im Kreis, ziehen einen hinab. Wie ein Strudel, der einen hinabzieht. So viel Zeit. So viele Gedanken...
Manche nennen mich weise. Man hat Angst vor mir. Niemand weiss, woher ich wirklich komme. Niemand kennt meine Geschichte. Nur ihr, Hüter, Eisprinzessin, Pirat und Orakel. Ich weiss nicht, ob Ihr versteht, was ich damit sagen will. Ich wüsste auch nicht, wie ich es erklären könnte.«
»Wie seid Ihr entkommen?«, fragte der Hutmacher.
»Ich weiss es selbst nicht genau. Eines Tages öffnete irgendjemand meine Flasche und ich habe all der Zeit wieder Wind auf meiner Haut gespürt. Später erzählte man mir, eine Gruppe Diebe hätte es doch tatsächlich in den Geisterhort hinein und wieder hinaus geschafft. Sie hielten mich wohl für einen Dschinn und nahmen mich deshalb mit einigen anderen Geistern mit, um mich zu verkaufen. Nun, sie hatten sich geirrt. Der Mann, sein Name war Achmed, der mich gekauft hatte, war ein reicher Geschäftsmann gewesen. Er war... freundlich. Er half mir, mich wieder zurecht zu finden... Ich brachte ihn nicht um, wenn Ihr das denkt. Nein, Achmed erzählte mir alles, was er über die Geschichte der letzten Jahrtausende wusste. Ich fand heraus, dass ich in Persravi war. Ich hatte drei Generationen von Herrschern verpasst, während ich in der Flasche gewesen war. Neue Märchen kursierten zwischen den Welten. Neue Tyrannen hatten die alten ersetzt. Neue Helden schrieben Legenden. Die Welt war neu. Die Welt hatte sich verändert. So beschloss ich, wie die Welt zu sein. Neu. Anders. Niemand erinnerte sich an Guenio. Niemand wurde Bleich, wenn er vom Geber der Gnade hörte. Man hatte mich vergessen.« Er hob einen Arm und deutete auf die Notizbücher, die noch neuer aussahen. »Ich reiste zurück nach Arkan. Erst wusste ich nicht recht, was ich tun sollte. Ich war kein Hüter mehr. Und nach dem, was ich getan hatte, dürfte ich eigentlich gar nicht mehr hier sein. Doch Busse tun wollte ich nicht. Darauf war ich nicht aus, denn ich wusste, was in meinem Falle Busse bedeutete. Meine Busse war meine Flasche. Die Flasche, an die ich gebunden war. Doch das konnte ich nicht. Ich konnte nicht zurück in diese Flasche. Diese Qualen... Niemand kann sich das selbst antun. Also versuchte ich, mich umzubringen. Doch wie tötet man etwas, das bereits tot ist?
Natürlich gibt es Dinge, die Unsterbliches töten können. Nicht nur der Tod auf Zeit. Der endgültige Tod. Doch ich fand nichts, was mich hätte töten können. Ich fand nichts...« Guenio seufzte. Als könnte er seine Flasche nicht länger ansehen, wandte er den Blick von ihr ab und stellte sie zurück in die Truhe. »Ich dachte, wenn ich meine Flasche vernichten würde, würde auch endlich meine Seele frei sein können. Schliesslich war ich an diesen Gegenstand gebunden und solange er existierte, würde ich weiter leben.
Ich versuchte alles. Ich warf sie von Klippen, verfluchte sie, liess Drachenfeuer auf sie niederprasseln, doch sie blieb unbeschädigt.«
»Der Orden wählt die Käfige seiner Opfer immer mit Bedacht«, kommentierte Jeremy Topper düster.
Guenio nickte. »Der Orden macht keine halben Sachen.«
Der Orden... Sabrina musste sich mit aller Kraft zurückhalten, um nicht endlich die Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge brannte wie Feuer. Was ist der Orden des Azoth?! Doch sie traute Guenio nicht. Er könnte seine Drohung noch immer wahr machen. Ausserdem hatte sie Angst, Guenio würde dann nicht noch mehr erzählen. Denn auch wenn sie überhaupt keinen Durchblick hatte, so war Guenios Geschichte unglaublich interessant...
»Was ich nicht ganz verstehe«, brummte Jeremy Topper, »ist, wies Eure Strafe so schwer ist. Was Ihr getan habt, ist schrecklich, doch ich kann mir kaum vorstellen, dass der Groll, den das Universum gegen Euch hebt, grösser sein könnte, als der, den es gegen meinen Bruder hat. Gegen Eure Strafe scheint die meines Bruders nichts zu sein.«
Guenio legte den Kopf schief. »Es scheint so, nicht wahr?«, murmelte er. »Doch das liegt auch nur daran, dass Ihr davon ausgeht, die Strafe Eures Bruders sei bereits vollzogen. Doch das ist sie nicht, junger Hüter. Für Euren Bruder wartet seine persönliche Hölle...«
Jeremy Topper zog die Augenbrauen zusammen. »Wieso das?«
Guenio zuckte mit den Schultern und bevor Jeremy Topper weiterfragen konnte, begann er weiter zu erzählen: »Viele hundert Jahre verschwendete ich mit meinen fruchtlosen Suizidversuchen. Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich es nicht schaffen würde. Ich habe zwar bis heute nicht aufgegeben, irgendwann meine Ewigkeit endlich zu machen, doch ich habe meine Suche aufgegeben. Ich suche nicht mehr, ich warte nur noch...«
Jeremy Topper klang misstrauisch, als er weiter fragte: »Ihr wartet aber nicht mehr. Ihr wisst doch, wo Ihr den Tod finden könntet. Welche Waffe Euch vernichten könnte. Wir haben sie beide gesehen. Ihr wisst, zu was sie imstande ist. Ich schliesse daraus, dass Ihr nun doch einen neuen Sinn in Eurem Leben gefunden habt. Was ist er? Die Rebellion?« Seine Hand legte sich an den Griff seines Schwertes. »Oder etwas anderes...«
Guenio riss den Kopf herum und starrte Sabrina an. Und erneut sah sie es in seinen Augen glitzern. Zuvor hatte sie ihn nicht lesen können. Doch auf einmal erkannte sie es. Es war weder Sehnsucht noch Gier. Es war Wehmut...
Und auf einmal erinnerte sie sich, wann sie ihn das erste Mal so gesehen hatte. Damals in Aramesia, als sie Falk, Jeremy Topper, Mondkind und Guenio von ihrem Treffen mit Revell und ihrer Mutter erzählt hatte. Da hatte Guenio genau so ausgesehen. Schon damals hatte sie die Wehmut in seinen Augen nicht deuten können. Sie konnte sich jetzt sogar erinnern, über was genau sie gesprochen hatten. Von dem Dolch der Tränen. Dem Dolch, der für eine Schlacht bestimmt war und der nie eingesetzt werden sollte, ausser wenn es keinen anderen Ausweg gab. Das hatte ihre Mutter ihr auf den Weg gegeben, bevor sie wieder getrennt worden waren.
Es gibt Klingen, die selbst das ewige Leben vernichten können. War damit etwa der Tränendolch gemeint?!
Guenio wandte den Blick wieder ab und richtete ihn wieder auf den Hutmacher. »Etwas anderes? Wollt Ihr mich fragen, ob ich es auf das Orakel abgesehen habe, junger Hüter?«
Jeremy Topper zuckte zusammen. »Ist dem so?«
Der Geist seufzte tief. »Als ich es aufgegeben hatte, mit umzubringen, habe ich mit dem Gedanken gespielt, das neue Orakel zu finden. Ich fand es sogar. Das Mädchen hiess Nalani. Sie war die Urgrossmutter Eures Orakels Marie, Hutmacher. Oh, sie war ein sehr stilles Kind. Sie hatte ihre Wurzeln einem Elfenclan entstammend, der in Persravi lebt. Das Elfengen hatte sich kaum durchgesetzt. Ihre Ohren waren nicht sonderlich spitz. Nur die dunkle Hautfarbe, die dort alle haben, wurde ihr vererbt.«
»Was habt Ihr mit ihr gemacht?«, zischte der Hüter barsch.
Mit einem traurigen Lächeln hob der Geist die Hände und murmelte: »Nichts. Ich schwöre es. Ich habe sie nur beobachtet. Ich habe nie mit ihr gesprochen. Auch mit ihren Hütern nicht. Ich habe Jahre gebraucht, sie zu finden. Und als ich sie dann endlich sah, genügte ein kurzer Blick in ihre Amethystaugen und ich wusste, dass ich nicht mehr zu ihr gehörte. Ich war nicht mehr ein Teil dieses grossen Geheimnisses, dieser Mission, dieses Lebens. Ich war ein Toter. Kein Hüter. Ich hatte neu anfangen wollen... Also habe ich ihr in die Augen gesehen, dieses eine letzte Mal und dann habe ich mich umgedreht und bin gegangen. Ich reiste bis an die Küsten von Geysiria. Dort lebte ich als Einsiedler - fernab vom Rest der Welt. Schwarze Magie praktizierte ich kaum noch. Nur meine Telepathie gab ich nicht auf. Ich nutzte sie, um ab und an einen Blick auf das Geschehen in der Welt werfen zu können. Manchmal waren en Vögel, selten ein Mensch oder Zwerg. Ich übernahm ihre Körper und borgte mir ihre Augen. Wenn ich genug gesehen hatte, liess ich sie wieder gehen. Und dann stürzten die Dunklen die Herrscher und ich beschloss, mich wieder in die Welt einzubringen. Die Orakel waren verschwunden - davon ging die Welt jedenfalls aus. Ohne die Orakel war niemand da, der sich mit dem Schicksal gut genug auskannte. Wie jeder Hüter kannte ich jede der alten Prophezeiungen und so dachte ich, ich könnte helfen. Dank meiner Telepathie war es mir ein leichtes, mich bei den Rebellen über die Jahre hoch zu arbeiten, bis ich schliesslich im kleinen Rat landete.«
Dank meiner Telepathie...Das war's. Sabrina hatte genug vom Zuhören. Sie wollte endlich mitreden!
Bevor irgendjemand sie davon abhalten konnte, sprang sie auf.
»Wie meint Ihr das? Ihr kontrolliert Leute? Mit eurer Telepathie?!«, rief sie und stolperte auf Jeremy Topper zu, der sie auffing, bevor sie mit dem Gesicht im Dreck landen konnte.
Falk versuchte unterdessen, sich ebenfalls zu befreien. Doch die Stürmerelfen hatten ihn bereits gepackt und auf den Stuhl gestossen, auf dem sie zuvor gesessen war.
»Lasst mich los!«, brüllte Falk. Das hätte er vielleicht lieber sein lassen, denn im nächsten Moment hing ihm ein fettiger Lumpen im Mund, der ihn vom Sprechen abhielt.
Guenios Blick loderte wütend auf. »Ich sagte, Ihr sollt ruhig sein und Euch raushalten, bis ich Euch erlaube...«
»Einen Scheiss werde ich! Ich habe ein Recht, zu erfahren, was los ist! Auch ich bin Telepathin und Ihr wolltet mich unterrichten. Doch wann immer Ihr mit mir trainiert, ist es, als würdet Ihr Euch über mich lustig machen. Ihr nutzt Eure macht, um mich zu quälen, nichts anderes. Und nun behauptet Ihr, Ihr könntet mit Eurer Telepathie die Kontrolle über den Körper eines anderen Wesens nehmen. Habt Ihr damals so die Dorfbewohner dazu gebracht, sich gegenseitig zu steinigen, bis Ihr wie ein Feigling den letzten Stein warft, wenn sie bereits am Boden lagen? Und all die Stürmerelfen hier - die habt auch Ihr unter Eurer Fuchtel, stimmt's? Und was Ihr vorher mit mir gemacht habt... Dieser Schmerz in meinem Kopf... Das wart alles Ihr!« Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Sie versuchte gar nicht erst, sie aufzuhalten.
Guenio legte den Kopf schief. Er schien zu überlegen, was er nun tun sollte. Ihr eine mentale Trachtprügel verpassen oder ihr doch eine Antwort geben. Schliesslich seufzte er und sprach: »Ja, Sabrina, damit habt Ihr recht. Bevor ihr jetzt weiter fragt: Ja, auch Ihr könntet dazu imstande sein. Mit genug Übung, wie sich versteht. Und nun wäre ich Euch sehr verbunden, wenn Ihr wieder Platz nehmen könntet, damit ich fortfahren und Euch nichts antun muss.«
Sabrina war erstaunt, dass Guenio ihr tatsächlich geantwortet hatte. Sie hatte damit gerechnet, jeden Moment wieder winselnd am Boden zu liegen. Dass er ihr geantwortet hatte, liess sie mutig werden. So blieb sie einfach stehen und verkündete: »Nein! Ich werde mich nicht setzten. Ich will endlich wissen, was hier vor sich geht. Welche Waffe kann Unsterbliche töten? Was genau hat Rumpelstilzchen damit zu tun? Was ist der Orden der Azoth?«
Guenios rechtes Unterlid zuckte. Er sah aus, als würde er jeden Moment die Kontrolle verlieren. »Ich wollte nicht, dass Ihr oder Euer Piratenfreund all das hier mitbekommen. Ich wollte es nicht. Ich wollte doch nur sicher sein. Der Hutmacher hatte Mondkind die ganze Zeit über vor mir versteckt. Er hatte sie mit Verschleierungszauber belegt, damit ich die Farbe ihrer Augen nicht sah. Und doch habe ich sie gesehen. Während der Sitzung. Diese Augen... Als es hiess, die Orakel seien verschwunden, war ich völlig zerstört. Ich habe das wirklich geglaubt. Und dann sah ich Mondkinds Augen und... es war wie ein Schlag ins Gesicht.« Er wandte sich an den Hutmacher. »Ist sie sicher? Ist das Orakel sicher, Hutmacher? Wieso ist sie hier? Sie sollte nicht hier sein! Was, wenn die Dunklen von ihr erfahren? Was, wenn ihr etwas geschieht? Es ist Krieg!«
Jeremy Topper machte den Mund auf, um irgendetwas zu sagen, doch er kam nicht dazu. Die glockenhelle Stimme Mondkinds kam ihm zuvor: »Die Orakel sind nicht tot, denn ich bin da. Ich bin ein Kind. Ich hatte nichts mit den Orakeln oder den Hütern zu tun, bis ich in diese Sache hier hineingezogen wurde. Jetzt bin ich, was ich bin. Das lässt sich nicht mehr ändern. Die Orakel wurden von den Urherrschern geschaffen, damit sie ihnen bei schwierigen Entscheidungen Rat geben können. Selbst nachdem die Herrscher die Orakel verbannt hatten, haben wir immer versucht, unserer Pflicht trotzdem noch nachzugehen. Und so ist es auch jetzt noch. Nun bin ich ein Orakel und meine Aufgabe ist es, zu helfen, wenn ich kann. Ich bin ein kleines Mädchen und das Universum ist gross und finster. Mir macht das keine Angst. Darum werde ich mich nicht verkriechen, nur weil Krieg herrscht. In Zeiten wie diesen ist es schliesslich besonders wichtig, dass ich helfe!«
Guenio nickte träge. Mit flehender Stimme fragte er: »Mondkind... Du kennst meine Geschichte. Und... Nissa... Sie ist irgendwo in dir, nicht? Oh, Nissa... Ich habe unentschuldbare Dinge getan. Und wie das Schicksal oder das Universum es wollte, wurde ich bestraft. Doch nun bin ich nicht mehr, wie einst war. Ich bin ein anderer geworden. Bitte, Mondkind und all ihr anderen Orakel... Euer Patron ist weg. Aber ich bin hier. Ich war einst ein Patron. Immer wieder begegnen wir uns. Was, wenn das Universum doch will, dass wir wieder beisammen sind? Lasst mich wieder ein Hüter sein! Lasst mich wieder ein Patron sein!«
Mondkind sah den blauen Geist an. Die Amethystaugen blickten den Geist ernst an. Dieser Blick... so durchdringend... Da erkannte Sabrina, dass das nicht Mondkind war, die Guenio ansah, sondern die Orakel. Eva, Nissa, Marie und all die anderen. Sie alle vereint in einem Blick. Und dann sprachen sie, die Orakel. Sie sprachen mit der Stimme eines kleinen Mädchens, doch die Wirkung ihrer Worte hatte überhaupt nichts Kindliches. »Brandon Hares«, riefen sie. »Brandon, sieh nur, was aus dir geworden ist. Was du uns angetan hast, war nicht die schlimmste deiner Gräueltaten. Im Universum gibt es Regeln. Sie sind Naturgesetzen gleichzusetzen, nur gelten sie eher für das Übernatürliche, das Gleichgewicht der Gegensätze und der Welten. Wird gegen diese verstossen, schlägt das Universum zurück. Und du, Brandon, hast alles verraten, was deine Aufgabe gewesen wäre. Du bist ein Mörder. Du bist heute ein anderer, das wollen wir gar nicht abstreiten. Doch was du uns angetan hast... Wie könnten wir dich wieder bei uns aufnehmen? Du bist kein Hüter mehr. Du wirst niemals wieder einer sein. Es ist nicht mehr deine Aufgabe uns zu beschützen. Du hast eine neue Aufgabe. Setze deinen Weg fort. Lehre die Eisprinzessin, ihre Gabe zu kontrollieren. Hilf den Rebellen, die Dunklen zu besiegen und das Gleichgewicht wieder herzustellen. Brandon, du bist kein Hüter mehr. Nun bist du Guenio, der Kriegsstratege. Vielleicht wird sich das Universum dann doch noch erbarmen und dich freigeben. Und nun lass uns ziehen. Lass diese armen Elfen frei. Und untersteh dich, die Eisprinzessin, den Schlüssel, meinen Paladin, irgendeinen meiner Brüder oder mich jemals wieder so zu belästigen!«


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Hallo meine lieben Wattpadder!

Zwei Monate ist's her. Zwei. Okay, das letzte Mal waren es sogar vier, aber das ist trotzdem ziemlich daneben von mir. Tut mir leid. Mal wieder...

Ich habe einfach so 'nen Stress! Aber hey, dafür kriegt ihr auch immer Kapis in Überlänge ;P

Ich versuche, mich in der nächsten Zeit mehr an der Nase zu nehmen. Aber mit monatlichen Abständen zwischen den Kapiteln müsst ihr wohl leider fürs erste rechnen. Ich versuche, das wieder in den Griff zu kriegen, aber ja ^^

Aufhören werde ich eh nie. Frisches Material wird also sowieso kommen :) Haha gebt mich nicht auf!

Nun zu diesem Kapitel...

Es war ziemlich viel Sabrina, ziemlich viel what the hell und ziemlich viel Gelaber.

Ich habe ein paar Rätsel gelöst und ein paar neue in die Welt gesetzt. Wer Guenio ist, habe ich schon eine Weile geplant. Sein Outing war auch ziemlich skandalös. So eine ganze Biographie aus den Ärmeln zu schütten ist nicht so einfach, aber ich hoffe, ich habe es einigermassen hinbekommen.

Was die neuen Rätsel angeht... Was denkt ihr, was da so los ist? Was hat Rumpelstilzchen ausgefressen? Und was ist der Orden des Azoth?

War das Kapitel eigentlich okay? War etwas viel Konversation aber, eeeeeeeeh...

Ich kann euch sicher mal versprechen: Das nächste Kapitel wird wieder viel cooler. Wieder mal mehr Handlung. Diese ewigen Hin und Her Gespräche sind ja schon nicht immer so spannend. Entschuldigung dafür. Habt ich überhaupt geblickt, um was es ging? War es zu komplex? Keine Ahnung, ich bin müde xD

Ist wohl eher eines von meinen eher schlechten Kapis, aber was soll's. Kapitel 63 wird cooler. Fans von Bonnie und Theodor dürfen sich auf Kapitel 64 freuen. Da werden die zwei wieder ins Spiel kommen ;P Aber erst im übernächsten Kapi. Vorher noch mal Sabrina und Mile ;P

Und für die Philosophie-Fans unter euch: Wie seht ihr Guenio? Ist er ein skrupelloser Killer oder habt ihr doch etwas Verständnis für ihn? Könnt ihr seine Handlungen nachvollziehen?

So... Das war es... denke ich... Nur eine Sache noch: Ich habe da mal wieder ein Lied entdeckt, dass ich euch nicht vorenthalten will. Aftergold von Big Wind. Da bekommt man gleich Tanzzucken oder so ;P

So und jetzt wünsch ich euch allen eine gute Nacht und hau mich selbst mal aufs Ohr. ;)

Ciao Leute!

Liebe Grüsse,

Eure Dreamy

Uralte Fassung (1): Twos - Die Prophezeiung von Feuer und EisWhere stories live. Discover now