5: Ich vermisse dich, mein Engel

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Cara

Ich setzte einen Schritt vor den anderen. Koordiniert. Ein Atmen. Aus Atmen. Ein Atmen. Aus Atmen. Ich versuchte meinen Atem normal zu halten und ihn nicht schneller werden zu lassen, da ich ganz genau wusste, dass ich sonst in eine Schnappatmung verfiel. Heute lief ich irgendwie besser als sonst und so kam es, dass ich meine 10 Kilometer in gerade mal 42 Minuten lief. Locker aber schwer atmend ging ich die Einfahrt hoch zu unserer Haustür.
Da es gleich 5 war musste ich bald mit dem Kochen anfangen und so kam es, dass ich ganz schnell unter die Dusche sprang und nach gerade mal 15 Minuten fertig angezogen in der Küche stand und mit der Bolognese Soße anfing. Gleichzeitig setzten auch meine Gedanken wieder ein, welche ich so schön während des joggens vertreiben konnte. Ich seufzte als ich das Hackfleisch in die Pfanne gab. Ich wünschte ich wäre wieder 15. Da habe ich mich noch nicht versteckt... Oder eher verstecken müssen? Weshalb mach ich das eigentlich nochmal? Meine Kontaktlinsen waren mein ständiger Begleiter und sogar jetzt wo ich zuhause war hatte ich sie 'an'. Mit 16 habe ich sie immer raus genommen, aber mittlerweile war ich nicht mehr stolz auf meine außergewöhnlichen Augen. Ich verstecke sie lieber um Schmerzen zu vermeiden. Ich sehe es immer! Immer wenn mein Bruder mich auf weckt oder ich vor dem Schlafen noch mal meinen Dad sehe. Es schmerzt sie in meine Augen zu sehen. Und das schlimmste... Mittlerweile will ich sie gar nicht mehr sehen. Warum muss ich die Augen von Samira haben? Warum kann ich nicht die grünen Augen meines Vaters haben? Warum bin ich damit gestraft jeden Tag in den Spiegel zu schauen und mich an meine Rabenmutter zu erinnern? Warum ist das jeden fucking Tag so? Ich will sie vergessen, verdammt nochmal, aber wie soll das gehen wenn mein Gesicht so sehr dem ihren gleicht? Wie soll ich bloß glücklich werden wenn meine Augen nur schmerzen bei meinem Vater und Bruder verursachen. Eine Berührung war es, welche mich aus meinen trüben Gedanken holte und erschrocken sah ich nach links. Mein Dad stand dort und sah mich mitleidig an. Verwirrt bemerkte ich, dass er mir eine Träne von der Wange gestrichen hatte. Schnell wandte ich meinen Blick wieder dem Fleisch zu, doch mein Dad lässt eine Träne nicht auf sich sitzen "Liebling? Was ist los?" fragte er so sanft und so liebevoll, dass ich mich gerne heulend in seine Arme geschmissen hätte. Ich hätte mich gerne an seiner tatsächlich immer noch recht muskulösen Brust ausgeweint. Wenn ich mir mal wieder nicht selbst im Weg stand, da ich einfach automatisch den Kopf schüttelte. Innerlich seufzte ich über meine Dummheit und schlug mich selbst. "Es ist wegen deiner Mutter oder?" fragte er ruhig weiter. Wieder schütlle ich nur den Kopf. Seit wann war ich so zurückgezogen? "Weißt du... Dein Bruder bringt seinen Schmerz und Verlust durch Football unter Kontrolle aber bei dir... Ich dachte du hörst auf dich irgendwann zurück zu ziehen und dich zu verstecken aber mittlerweile habe ich viel mehr das Gefühl, dass du dich gar nicht mehr öffnen kannst. Zuerst waren es Nohas Klamotten, dann kamen die Kontaktlinsen für die Schule, irgendwann wurden sie auch zuhause nicht mehr abgelegt und mit der Zeit wirst du dich nicht nur, wie du meintest, von den oberflächlichen Idioten deiner Schule zurückziehen sondern auch von Noha und Mir. Und weißt du Schätzchen das will ich nicht!"er war eindringlich und vollkommen ernst aber auch sehr in Sorge um mich. Ich sah ihn an und er sah mir in meine Augen "Es schmerzt mich in deine Augen zu sehen. Ja ich bestätige das was du dir denkst aber du denkst es liegt daran, dass du mich damit an Samira erinnerst und ehrlich gesagt war das, wenn überhaupt, ein halbes Jahr so. Aber mittlerweile schmerzt es mich in deine blauen Augen zu sehen und zu wissen, dass ich sie so schnell nicht mehr sehen werde. Cara... Ich liebe dich so wie du bist und ich will nicht, dass du dich versteckst, weil du etwas falsch deutest. Am Anfang hattest du recht aber ich vermisse dich, mein Engel. Ich vermisse dieses Strahlen in deinen Augen, welches durch dieses braun einfach nicht durch kommt. Ich wünsche mir, dass du wieder so unbeschwert wirst wie damals, als du fast 15 warst!" ich sah mit großen Augen zu meinem Dad hinauf und er sah ehrlich zu mir hinab. Er meinte das ernst. Aber konnte ich das? Konnte ich mich wieder an dieses intensive, dunkle blau gewöhnen? Ich schlang einfach meine Arme um meinen Dad und flüsterte in sein Ohr "Danke Dad, ich werde mir das ganze überlegen" aufeinmal stach mir ein komischer Geruch in die Nase und mit einem kleinen Aufschrei löste ich mich von meinem Vater und versuchte das Hackfleisch zu retten. Mein lieber Vater lachte natürlich erstmal etwas bis er mir einen Kuss auf den Scheitel drückte und meinte "Du bist und bleibst wohl für immer tolpatschig!" ich lächelte ihm verlegen zu und versuchte die Hitze in meinen Wangen zu kontrollieren. Doch ich scheiterte kläglich und versuchte einfach das Essen zu retten, während ich innerlich hoffte, dass später nicht noch mehr schief ging.

Die Soße bekam ich, zum Schluss, doch noch recht schnell zubereitet und die Spaghetti kochten noch fröhlich vor sich hin und ich musste grinsen als ich anfing den Tisch zu decken. Es war gleich 6 p.m. Und prompt klingelte es auch schon an der Tür, das muss dann wohl Magan O'Doot sein, schoss es durch meinen Kopf und ich machte mich auf den Weg zur Haustür. Mein Dad öffnete die Tür und wir sahen einer hübschen Frau entgegen, welche schöne, lange, schwarze Haare hatte und braune, warme Augen welche der Vollmilchschockolade Konkurrenz machten. Sie war sehr hübsch und hatte eine tolle Figur... Nicht abgemagert aber dennoch könnte sie glatt modeln, wobei ihre Größe sogar auch perfekt war da ich sie auf 1,70 schätze. "Hallo! Ich bin Magan! Du musst Cara sein oder?" sie lächelte freudig und hielt mir ihre Hand hin. Sie musterte mich nicht einmal skeptisch, wie es sonst viele taten wenn ich Nohas T-shirts trug. "Ja genau die bin ich. Schön dich... Sie kennen zu lernen?!" zuerst war ich mir doch noch sicher, aber meine Unsicherheit wurde mir wieder zum Verhängnis und meine Wagen bakamen ihren stets bekannten roten Stich. Ich sollte mir einfach rote Farbe ins Gesicht schmieren, dann fällt es vielleicht nicht so auf.

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