Erinnerung - Teil 1

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Die Sonne blendet. Stimmen, Schritte, Lärm. Überall um mich herum sind Menschen. Zwischendurch tummeln sich auch ein paar Touristen oder andere Spezies. Eine Gruppe weiblicher Seikon steht an einem Schaufenster und betrachtet das Hochzeitsgewand, die Schuhe und was sonst noch zu sehen ist. Ihre Schweife wuscheln hin und her und ihre katzenähnlich geformten Ohren wackeln wie verrückt, während sie vor sich hin tuscheln und kichern. Jemand packt meinen Ärmel und zieht daran. Ich sehe runter. Ein Mädchen, etwas kleiner als ich, sieht zu mir hoch. Ihr lächeln zieht sich über ihr ganzes, ründliches Gesicht. Sie zieht weiter an meinem Ärmel und drängt mich dazu ihr zu folgen. Widerwillig folge ich ihr und verlasse dabei mein schönes schattiges Plätzchen. Sie führt mich zu dem Schaufenster, bei dem die Seikon vorhin noch standen, und zeigte auf ein paar rosaweiße Schuhe.

"Kann ich mir die kaufen?"

Ich sehe sie an.

"Wenn du sie dir leisten kannst."

Ihr lächeln verbreiterte sich und schon rannte sie zu der Tür, um diese regelrecht aufzustoßen und in den Laden zu stürmen. Ich folge ihr. Das innere des ladens schlässt schon darauf schließen was hier vorrangig angeboten wird. Die Wände sind in einem leichten Rosa gestrichen, in den Ecken stehen weiße Sesel, die Theke ist in einem krebseregenden Rot und sogar die Holoanzeigen sind Rosa. Das Mädchen steht schon beim Assistenten und hält die Schuhe in der Hand. Sie schaut zu mir und lächelt mich an. Der Assistenten kann sich, bei dem anblick von ihrem fröhlichen Gesicht, ein Lächeln auch nicht verkneifen. Ich trette an sie heran.

"Wie teuer sind die?"

Der Assistent lächelt mich an.

"Eigentlich gar nicht so teuer. Warten sie kurz!"

Er nimmt die Schuhe, geht zur Theke, scannt sie und schaut auf seinen Holocaster.

"Nur 30999 Teg."

Bei dem Preis stockte mir der Atem. 'Nur'. Er hat 'nur' gesagt. Ich blicke zu dem Mädchen.

"Sieh es ein... Das wirst du dir nicht leisten können."

Aber anstatt mir zuzuhören krammt sie in ihrer Tasche, holt ihren Holocaster hervor und checkt ihren Kontostand. Nach einiger Zeit fängt sie leise an zu Fluchen.

"So ne verdammte Kacke... Ich hab nur ca. 27000!"

Meine Muskeln versteifen sich. 27000 Teg. Die hat meinen halben Monatsverdienst angesparrt und will ihn jetzt für ein paar Schuhe ausgeben. 30999 Teg sind nicht viel, aber ich habe nur einen Job in einer Servicebotwerkstatt. Und nebenbei muss ich uns beide über die Runden bringen.

"Kannst du nicht noch etwas dazugeben?"

Sie guckt mich an und verzieht ihr Gesicht. Ich kann diesen verdammten Hundeblick nicht leiden. Allerdings brauch sie schon seit einiger Zeit neue Schuhe und der Kontostand sollte reichen um noch über die nächsten 2 Monate zu kommen. Der Assistent sieht mich interressiert an. Ich seufze.

"Na gut. Dafür sollte das Geld noch reichen... Passen sie den überhaupt?"

"Oh... Machen sie sich keine sorgen um die Größe. Diese Schuhe besitzen die PerfectSize-Technologie. Die würden selbst einem Riesen passen."

Ich sehe ihn etwas skeptisch an. Etwas zieht an meinem Ärmel. Ich seufze noch mal.

"Wir nehmen sie. Aber du legst die hälfte dazu, verstanden?"

Das Mädchen nickt heftig.

Kurze Zeit später schreiten wir aus dem klimatisierten Laden, in die brütende Hitze der Außenwelt. Wir laufen die Straße runter und suchen uns ein Café. Neben mir läuft das Mädchen. Ihre neuen Schuhe tragend, summt sie vor sich her und summt fröhlich eine, ziemlich schief klingende, Melodie. Sie leidet, wie ich, am Tschunsyndrom. Das Tschunsyndrom ist eine seltene Modifizierung der DNS Stränge, bei dem sich im Laufe der Zeit spezielle Fähigkeiten ausbilden. Dies passiert aber nur wenn die Mutter des Kindes eine Serren war. Eine Frau, einer telekinetisch veranlagten Rasse. Aber auch nur dann ist die Chance, dass das Kind am Tschunsyndrom leidet, ca 1:14500000000000000. Galaxieweit gibt es nur ungefähr 40 dokumentierte Fälle. Nur 8 davon haben spezielle Fähigkeiten. Allerdings laufen grade 2 mit potentiellen Fähigkeiten durch diese Straße. Bei ihr macht sich das Tschunsyndrom durch ihre außergewöhnlichen Haare bemerkbar. Ihre Haare sind an den Wurzeln komplett schwarz und gehen über Braun bis in ein tiefes Rot. Bei mir wiederrum ist es ein gigantisches Muttermal auf meinem Rücken. Die meisten die es zum ersten mal sehen, denken es wäre ein Tattoo. Ihre roten Augen machen ihr Auftreten noch auffäliger.

Wir haben ein Café gefunden und setzten uns auf die Terrasse mit Blick auf den Fluss. Wir bestellen uns jeder ein Eis und etwas kleines zu trinken.

"Clea..."

Mein Satz wurde von einem grellen Lichtblitz auf der anderen Seite des Flusses abrupt unterbrochen. Alles wurde ruhig. Kurz darauf folgt eine gewaltige Explosion. Sogar in dieser Entfernung riss es die Schirme und Tische um und verrückte meinen Stuhl mehre Zentimeter. Die Terrasse füllt sich allmählich mit schaulustigen. Auf der anderen Seite erhebt sich währenddessen eine rießige Rauchwolke gen Himmel.

Zeks - Rise of a Soldier (alte Version) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt