Kapitel 4

2.4K 167 40
                                    

Jisung Pov:

Leise vor mich her summend, saß ich auf dem Ast eines Baumes und laß eines meiner Lieblingsbücher. Der Baum stand eher am Waldrand, in der Nähe unseres Hauses, aber ich wollte nicht mehr vor der Schule auf Hyunjin und Changbin warten. Deshalb hatte ich mich, mit ein wenig einsetzen meiner Kletterkünste, auf dem Baum niedergelassen.

Ich hatte bei all meiner vorhandenen Liebe für meine besten Freunde, dennoch nicht genug Selbsthass und mich diesem Lehrer noch länger zu unterziehen. Also hatte ich mich kurzzeitig wieder Krank gemeldet. Ich weiß, dass ist auf die Dauer keine Lösung, aber ich verspreche es war das letzte mal! Es war ja uch nicht so, dass ich schlecht in der Schule war, ganz im Gegenteil. Ich strenge mich also wirklich an!

Ich schreckte aus meinen Gedanken als ich Schritte aus dem Wald hörte. Normalerweise wäre ich nicht so schreckhaft, wenn Woojin nicht alles dafür getan hätte meine Paranoide Ader bis auf das letzte auszuprägen, sodass ich notfalls vorbereitet war. Immer hatte der ältere mir was erzählt von Mördern und Entführern, weshalb ich nicht selten bei einem Spaziergang unsicher über meine Schulter schaute.

Ich drückte mich etwas näher an den Baumstamm, sodass ich vielleicht im schlimmsten Falle nicht gesehen werde. Dennoch konnte ich meine Neugierde nicht zurück halten und reckte etwas meinen Kopf etwas nach vorne, um zu sehen wer dort aus dem Wald kam.

Und sofort erkannte ich einen Jungen, meines alters, aus dem Wald laufen. Er hatte ein unglaublich hübsches Gesicht, weshalb ich mich kurz etwas mehr festhalten musste, und silberne Haare, welche ihm viel zu gut standen. Dennoch verzog ich das Gesicht. Silberne Haare. So eine Haarfarbe konnte man sich nicht kaufen wegen dem ganzen Hexenscheiß gelabere.

Das Merkmal von angeblichen Hexen soll wohl ihre außergewöhnliche Haarfarbe sein. Noch kreativer gings nicht, oder Menschheit? Das heißt er musste die Haarfarbe wohl illegal gekauft haben, worauf ich so gar nicht stand. Schade, eigentlich war er ganz hübsch...

Plötzlich blieb der Junge stehen und sah sich stirnrunzelnd um. Mir stockte der Atem und meine Augen wurden groß als der Junge gezielt in den Bäumen nach etwas zu suchen schien und mich stattdessen fand.

Stirnrunzelnd sah der Junge zu mir hoch. ,,Bist du ein Baummensch, oder was suchst du da oben?" rief er einfach so zu mir hoch. Verlegen biss ich mir auf die Lippe, bis ich schnippisch antwortete: ,,Man nennt es kletterfreundlich, unsympatischer Mensch!" Ich lass mich doch von dem nicht einfach so dumm anmachen. Egal wie gut er vielleicht aussehen mag!

,,Mensch?" belustigt zog er eine Augenbraue in die Höhe. ,,Nein, unsympatischer Mensch!" ergänzte ich mit verschränkten Armen. ,,Und warum genau gehst du davon aus, dass ich ein Mensch bin?" Mir entglitten die Gesichtszüge.

,,Oh nein, ein Irrer ist er auch noch." seufzte ich. ,,Tut mir Leid dir das sagen zu müssen, aber du bist keine Hexe! Die Dinger existieren nicht!" versuchte ich es ihm klar zu machen. ,,Und ich will auch gar nicht erst wissen wo du diese Haarfarbe her hast, ich möchte nicht in deine komischen Illegalen Geschäfte verwickelt werden!"

Der silberhaarige musste tatsächlich anfangen zu schmunzeln, was mich wiederum nurnoch mehr zum rasen brachte. ,,Ihr Menschen seid doch immer so vorlaut mit euren Anschuldigungen, dass Hexen andere Haarfarben haben und Menschen töten wollen. Dann steht doch auch wenigstens dazu!" antwortete er mir.

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. ,,Wie kann man nur so stur sein? Ich rede nicht gerne mit Möchtegern-Hexen!" wollte ich das Gespräch beenden und mich meinem Buch widmen. Dennoch dachte der Fremde da wohl anders, da er einmal kurz schnippste und schon der Ast unter mir brach.

Mit einem überraschten quiecken meinerseits, fiehl mein Buch in den Dreck, während ich Klischeehaft in den Armen des Typens landete. Amüsiert wippte er mich kurz hoch und runter. ,,Du bist ja garnicht so Fett, wie konnte denn dann der Ast brechen?" Empört sah ich ihn an und schubste gegen seine Brust, was ich im nachhinein besser gelassen hätte, da ich dadurch aus seinem Griff rutschte und mir bei der Landung auf den, nicht grade weichsten, Boden das Knie aufschürfte. Okay, dass war weniger Klischeehaft...

Jedoch realisierte ich da erst die soeben entstandene Situation. ,,D-du...wie zur Hölle hast du es geschafft diesen Ast zu manipulieren?!" rutschte mir raus, mit deutlich weniger Selbstsicherheit als vorher. Der silberhaarige, welcher aus der Nähe betrachtet leider nicht hässlicher wurde, schüttelte nur grinsend den Kopf. ,,Hast du es denn immernoch nicht verstanden?"

Er beugte sich leicht zu mir runter und flüsterte in mein Ohr: ,,Ich bin eine Hexe, kleiner!" Erschrocken wich ich zurück. ,,Du lügst!" warf ich ihm die einzigst logische Erklärung vor, die ich für seine Behauptung hatte. Leider war diese nicht aussagekräftig genug um das Gegenteil zu beweisen.

Grinsend vergrub er seine langen Finger in meinen blonden Haaren und wuschelte einmal hindurch. ,,Man sieht sich, süßer!" verabschiedete er sich von mir und ging seines Weges, mich verwirrt und von jeder erdenklichen Art des Glaubens beraubt, im Dreck liegen lassend.

Mein Buch war verloren. Das war mir schon beim Sturz klar gewesen. Aber kein Buch der Welt könnte das wieder gut machen, was ich grade erleben musste. Dieser Junge hatte es geschafft in nur fünf Minuten unseres kennenlernens mein gesamtes Weltbild zu zerstören. Und das mit einer solchen selbstverständlichen Belustigung, dass es mich erneut dazu brachte nur stumm auf dem Boden sitzen bleiben zu können und mein Leben zu hinterfragen.

Ich bin nicht dumm, ich weiß, dass er den Ast unmöglich hätte manipulieren könne. Das war rein Biologisch nicht im Bereich des Möglichen gewesen. Aber das konnte nur heißen, dass es Hexen wirklich gab. Und genau das wollte ich so nicht akzeptieren, denn das würde heißen, dass ich mich mein ganzes Leben über geirrt hatte, was dieses Thema anging. Und ich hasste es so etwas zugeben zu müssen!

Our Side~Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt