Wir müssen alle bereit sein

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Das Training fing wirklich lustig an. Jasper warf Emmet ziemlich oft zu Boden. Für uns Zuschauer war das wirklich lustig, für Emmet war es das eher weniger. ,,Nochmal!", rief er beleidigt aus, als er mal wieder aufgestanden war und Edward gerade mit meiner Schwester ankam. Und fast in der selben Sekunde erschienen auch die Wölfe. ,,Sie trauen uns nicht genug, um in Menschengestalt zu erscheinen", übersetzte Edward ihre Gedanken. ,,Sie sind gekommen", meinte Carlisle nur dazu, ,,Nur das zählt. Wirst du dolmetschen?" Und schon traten die beiden vor die Wölfe, wie die obersten Befehlshaber einer Armee. ,,Willkommen", wandte sich Carlisle dann an die Wölfe, ,,Jasper hat Erfahrung mit Neugeborenen, er zeigt uns, wie man sie besiegt." ,,Sie wollen wissen, wie sich die Neugeborenen von uns unterscheiden", übersetzte Edward Sams Gedanken, der in seiner großen schwarzen Wolfsgestalt durchaus eindrucksvoll wirkte. ,,Sie sind sehr viel stärker als wir", erklärte Carlisle, ,,Denn ihr eigenes menschliches Blut ist noch im Gewebe. Unsere Art ist zu keinem Zeitpunkt stärker, als in den ersten Monaten dieses Lebens." ,,Carlisle hat recht", stimmte Jasper ihm zu und trat nach vorne, ,,Deshalb wurden sie kreiert. Eine Neugeborenenarmee braucht keine tausend wie eine Menschenarmee. Und keine Menschenarmee könnte sich gegen sie wehren. Die zwei wichtigsten Dinge, die ihr beachten müsst, sind erstens, lasst niemals zu, dass sie ihre Arme um eure Körper legen, sie würden euch sofort zerquetschen. Und zweitens, geht niemals direkt auf sie los. Genau das erwarten sie. Und ihr würdet verlieren. Eli!" Also ging ich auf die Kampfbahn und in Kampfposition. ,,Halt dich nicht zurück", sagte Jasper noch zu mir. ,,Würde mir nie einfallen", erwiderte ich mit einem Grinsen und ging auf ihn los. Es brauchte einige Schläge und Tritte, bis er nur für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt war. Das nutzte ich aus und warf ihn zu Boden nieder. ,,Lasst euch niemals ablenken", sagte ich deshalb zu den anderen. ,,Und vergesst niemals, dass euer Gegner auch Füße hat", fügte Jasper noch hinzu und im nächsten Moment war ich es, die am Boden lag. Ich nutzte meine Telekinese und schleuderte Jasper mit der Kraft meiner Gedanken von mir weg. ,,Und denkt immer dran, alle Mittel einzusetzen, die euch zur Verfügung stehen", sagte Jasper dann zu den anderen und half mir auf die Füße. So ging das noch eine Weile weiter, immer zwei gegen zwei und immer wieder hatte Jasper kleine Lektionen für uns. Endlich zahlte sich mein Kampftraining aus, welches ich bei den Volturi erhalten hatte. Es machte Spaß, die anderen mal zu vermöbeln. Aber ich merkte auch, wie unerfahren sie im Kampf waren, besonders Esme. 

Als das Training vorbei war, zogen sich die Wölfe als erste zurück. Ich hatte es mir auf dem Dach von Emmets Geländewagen bequem gemacht (mit dem hatte Edward meine Schwester her gefahren), als Bella sich dazu gesellte und sich auf der Motorhaube niederließ. ,,Jasper", fragte sie dann, als er vorbei ging, ,,Kann ich nicht irgendwas tun, um zu helfen?" ,,Schon deine Anwesenheit", antwortete Jasper, ,,Allein dein Geruch würde sie ablenken. Ihr Jagdinstinkt würde sich durchsetzen und sie verrückt machen." ,,Zumindest das", meinte Bella darauf, während ich befürchtete, meine Schwester sei doch noch lebensmüde geworden, ,,Hey, wieso weißt du so viel darüber?" ,,Ich habe nicht ganz so eine Erziehung genossen, wie meine Adoptivgeschwister", antwortete Jasper und schob die Ärmel seines Pullovers hoch, wodurch er die vielen Narben auf seinen Unterarmen entblößte. ,,Diese Narben sehen wie meine aus", stellte Bella fasziniert fest. ,,Kampfnarben", erklärte Jasper es ihr, ,,Meine Ausbildung in der konföderierten Armee war nutzlos gegen die Neugeborenen und doch habe ich nie einen Kampf verloren." ,,Du meinst das ist im Bürgerkrieg passiert?", fragte mein Zwilling fasziniert. ,,Ich war der jüngste Major der Texas-Kavallerie. Ohne je eine richtige Schlacht gesehen zu haben." ,,Bis?", fragte Bella natürlich. ,,Ich einer Unsterblichen begegnete", fing Jasper dann an, seine Geschichte zu erzählen, ,,Maria. Ich ritt zurück nach Galveston, nachdem ich eine Gruppe Frauen und Kinder evakuiert hatte. Da sah ich sie. Sie waren zu dritt und ich bot ihnen meine Hilfe an." ,,Maria hat eine Armee geschaffen?", unterbrach Bella seine Erzählung. ,,Die Gabe ist im Süden sehr häufig", erwiderte Jasper darauf und erzählte weiter, ,,Mit brutalen Kämpfen um ihre Gebiete. Maria gewann sie alle. Sie war schlau, vorsichtig und sie hatte mich. Sie ernannte mich zum Befehlshaber. Meine Fähigkeit Gefühle zu kontrollieren leistete ihr gute Dienste. Eine nie endende Tätigkeit, denn sie ließ sie nie länger als ein Jahr leben. Es war dann meine Aufgabe, sie zu beseitigen. Ich konnte alles fühlen, was sie fühlten. Ich dachte, dass Maria mich wirklich liebt. Aber ich war ihre Marionette. Sie zog die Fäden. Ich kannte keinen anderen Weg, bis ich Alice fand. Und sie hat mich natürlich kommen sehen." ,,Du hast mich lange genug warten lassen", meinte Alice plötzlich neben ihm. ,,Bitte um Verzeihung M'am", sagte Jasper zu ihr und sah ihr verliebt in die Augen, ,,Ich weiß nicht, was ich ohne sie geworden wäre." ,,Hey", erwiderte Alice darauf ebenso sanft, ,,So musst du nie wieder sein." Und sie küssten sich. Die beiden waren wirklich ein richtig süßes Paar. So wie diese dreamcouples, in Serien oder Filmen. Einfach das Beispiel der Romantik. Es war zum dahin schmelzen. Aber trotz aller Liebe würde bald der große Kampf statt finden. Und dafür mussten wir alle bereit sein. Ich verbrachte die Nacht mit König der Löwen auf der Couch, während Edward oben bei Bella war. Ich hörte ihren Herzschlag und dieses Geräusch beruhigte mich. Und ich hörte auch dads Schnarchen. Dieses Geräusch brachte mich zum lachen, während im Film Timon und Pumba Hakuna Matata zum besten gaben. 

Am nächsten Tag trafen sich Bella und Edward mit Jasper und Jacob auf der großen Lichtung, während ich mich mit den übrigen Wölfen traf und mit ihnen einige Kampftechniken übte. Sie waren wirklich gut, dafür dass sie noch nie einen größeren Kampf gekämpft hatten. Anfangs schafften sie es nur zu fünft, mich umzuhauen, aber nach ein paar Stunden gelang es den meisten auch alleine. Habt ihr erstmal plötzlich einen riesigen Wolf auf eurer Brust stehen! Trotz Vampirstärke waren sie nicht gerade leicht. Beim ersten Versuch mich umzuhauen, legten sie sich einfach aus Verzweiflung auf einem Haufen auf mich drauf, was mir fast meine Organe aus dem Körper quetschte. Aber es war lustig. Und ich tat es für den Schutz der Wölfe, denn sie sollten genauso wenig drauf gehen, wie wir übrigen.

Bis(s) zum Abendrot What if...Where stories live. Discover now