Kapitel 12: After Show

92 6 1
                                    


„Das war ein richtig tolles Publikum heute! Die haben sogar mitgesungen", freute sich Victor und ließ sich sofort auf das Sofa fallen und zog sein Jacket aus. Tom zog sich sofort sein Kostüm aus und schlüpfte in seine Alltagsklamotten. Er war schon nach wenigen Minuten komplett fertig umgezogen, während Victor versuchte, wieder 50 Jahre jünger auszusehen und sich das Make-up aus dem Gesicht kratzte.

„Wir gehen schonmal rüber zu Mark!", beschloss Tom und zog mich mit sich zur Tür hinaus. Auf dem Flur war niemand zu sehen, also drehte er sich zu mir und küsste mich lange. Es war ein unglaublich schönes Gefühl. Nach ein paar Minuten lösten wir uns erst wieder voneinander und wollten rüber in Marks Garderobe, doch der stand schon längst davor und beobachtete uns. Als ich das bemerkte, wurde ich knallrot und sah zu Boden. Das machte sein Grinsen nur noch breiter.

„Muss junge Liebe schön sein!", rief er und kam ein Stück auf uns zu. Ich schüttelte drohend den Kopf, seine Bemerkungen nervten einfach. Wir warteten noch ein paar Minuten auf Victor, dann machten wir uns auf den Weg nach Hause. Zumindest dachte ich das. Aber die Jungs bogen in eine Seitenstraße ab und blieben schließlich vor einer Cocktailbar stehen. Ich dachte wieder nur an die Uni. Wie sollte ich morgen früh aufstehen, wenn sie jetzt noch feiern wollten? Ich seufzte, aber ging dann trotzdem mit rein. Es war stockdunkel draußen und so wollte ich nicht alleine nach Hause gehen. Wir setzten uns an einen Tisch, Mark ging an die Theke und bestellte.

„Heute saß jemand in der ersten Reihe, der ein Shirt anhatte auf dem „I love Alfred" stand", erzählte Ton begeistert.

„Zum Glück stand nicht „I love Tom" darauf, sonst hätte Fenya Konkurrenz bekommen", lachte Victor, Tom schüttelte nur den Kopf.

„Also ich fände das super!", antwortete er daraufhin.

„Ich würde mich so nicht in ein Theater trauen...", sagte ich.

„Auf Konzerten von irgendwelchen Boygroups ist das doch auch ganz normal!", meinte Tom.

„Seht ihr aus, als würdet ihr zu einer Boyband gehören?!", lachte ich.

„Wir werden nach Tanz der Vampire eine Band aufmachen", fachsimpelte Victor und legte einen Arm um Tom, „und dann gehen wir auf Tournee und haben tausende kreischende Fans um uns herum!" Ich lachte nur und schüttelte den Kopf, dann kam Mark auch schon mit unseren Drinks. Ich schaute ständig auf die Uhr, wollte auf schnellstem Weg nach Hause, aber die Jungs redeten, und redeten und redeten. Ich klinkte mich irgendwann komplett aus, in der Hoffnung, ihnen würde nichtsmehr einfallen und somit wäre der Abend beendet. Aber falsch gedacht. Dabei sahen sie sich so gut wie jeden Tag...

„Und ihr seid jetzt offiziell zusammen?", fragte Victor, der mittlerweile schon den dritten Cocktail trank, genau wie auch Tom. Mark hatte schon seinen vierten und benahm sich dementsprechend. Ich sah Tom nach Victors Frage kurz an, doch er lächelte sofort, verschränkte unsere Finger ineinander und nickte dann. Auf einmal wurde es lauter, die Musik wurde aufgedreht und mehrere Leute begaben sich auf die Tanzfläche. Mark wurde sofort von irgendwelchen Tussis verschleppt, Victor, Tom und ich blieben erst noch sitzen, doch dann forderte auch Tom mich auf, tanzen zu gehen. Wieder sah ich auf die Uhr, schon zwei war es. Doch die Jungs dachten gar nicht daran, schon zu gehen. Victor bestellte was zu essen, Tom und ich tanzten und Mark...keine Ahnung, wo der war. Es war mehr ein Herumgespringe, als tanzen, aber es machte Spaß und langsam vergaß ich die Zeit. Bei Tom wirkte der Alkohol langsam auch schon, aber er war zum Glück noch gut erträglich. Ich hatte nur einen Cocktail getrunken, ich wusste, dass ich mich später um Mark kümmern musste, denn er übertrieb es immer, wenn er feiern war. Als wir zurück an unseren Tisch kamen, bestellte Tom sich einen weiteren Cocktail und trank ihn dann auf Ex, mit der Begründung, dass ihn das Tanzen müde gemacht hatte. Ich war mir sicher, es würde nichtmehr lange dauern, bis auch er nichtmehr alleine klarkam. Ein Mädchen Anfang Zwanzig brachte uns Shots auf den Tisch, die auf's Haus gingen. Happy Hour oder so. Keine Ahnung, jedenfalls waren die Shots auch schneller wieder leer, als man gucken konnte. Da die Jungs noch immer am Tisch saßen und sich nun wieder über die Vorstellung unterhielten, beschloss ich, Mark zu suchen. Zuerst auf der Tanzfläche. Ich quetschte mich an allen Leuten mehrmals vorbei, wurde öfter einfach zur Seite gedrängt oder hatte schnell mal einen Ellbogen in der Seite. Ich spürte kurzzeitig sogar eine Hand auf meinem Po, aber vor lauter Menschenmasse konnte ich nicht wissen, welcher Ekel das gerade getan hatte. Mein Weg führte mich weiter zu den Toiletten und anstatt auf Mark zu achten, fiel mir erstmal ein Mädchen auf, was wohl zu der Sorte gehörte, die anfing zu weinen, wenn sie betrunken war. Um sie standen zwei weitere, die versuchten, sie zu beruhigen. Mir kamen viele Leute entgegen, nur kein Mark. Also ging ich wieder zurück zu Tom und Victor und wartete einfach ab. Irgendwann wird er ja wohl wieder auftauchen. Dann ging mein Blick wieder auf die Uhr. Schon drei. Und um sieben musste ich aufstehen, um zur Uni zu gehen. Großartig!

„Jungs, können wir vielleicht langsam mal gehen? Ich muss morgen zur Uni!", sagte ich und ließ mich neben Tom auf den Stuhl fallen. Doch er hörte mir gar nicht zu und textete stattdessen Victor zu - auf holländisch.

„Tom, halt die Klappe jetzt, ich krieg Kopfschmerzen! Und wenn, rede so mit mir, dass ich dich auch verstehe!", versuchte Victor, Tom zum Schweigen zu bringen, aber es dauerte noch etwas, bis er stiller wurde. Echt großartig, wie er sich im Griff hatte...ob er momentan überhaupt noch Deutsch verstand? Ich hatte nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, denn ich wurde abgelenkt. Von hinten packten mich auf einmal zwei Hände an den Schultern.

ZukunftsplanungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt