Kapitel 10: Veränderung

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Fenya PoV:

„Du warst großartig!", strahlte ich und umarmte Tom, als er nach dem Schlussapplaus wieder von der Bühne ging. Er erwiderte die Umarmung zog mich dann mit in seine Kabine. Dort hatte Sander sein Kostüm bereits ausgezogen und musste sich nur noch abschminken und die Perücke abnehmen.

„Du hast dich wirklich sehr schnell umgezogen!", gab ich zu und musterte ihn.

„Wenn du so sehr schwitzt, wie ich, dann lernst du schnell aus dem Kostüm zu steigen...", antwortete er lachend. Tom ließ sich mit dem Umziehen etwas mehr Zeit und hatte gerade erst seine Jacke abgelegt. Er legte das Mikro ab, dann zog er sich bis auf seine Boxershorts aus, um dann seine Straßenklamotten wieder anzuziehen. Ich versuchte, wegzuschauen, wobei es echt schwer war, denn die Garderobe war nicht allzu groß und irgendwas in mir drängte mich dazu, ihn anzusehen. Als Tom sich schließlich abgeschminkt hatte, verabschiedeten wir uns und gingen aus dem Theater. Vor der Stage Door wartete niemand, das war ungewöhnlich, aber kam schonmal vor. Gut für uns, so würden wir schneller Zuhause sein. Hand in Hand gingen wir noch ein Stück durch die Innenstadt, bis wir schließlich von Weitem Mark und Victor auf uns zukommen sahen. Die Beiden hatten uns noch nicht gesehen, also konnte ich mich noch früh genug von Toms Hand lösen. Oder vielleicht sollte ich das nicht? Sollte Tom das entscheiden? Oder sollten wir einfach tun, als wäre nichts? Ich überlegte zu lange, um noch etwas ändern zu können, denn Mark hatte uns bereits entdeckt und winkte. Jetzt mussten wir auch noch stehen bleiben und mit ihnen reden. Super...Tom hingegen schien völlig locker damit umzugehen, für mich war es alles Neuland. Vielleicht war es das, was es so seltsam machte.

„Hey, na wie war die Vorstellung?", fragte Victor sofort.

„Richtig gut!", antwortete ich. Mark starrte natürlich sofort auf unsere verschränkten Finger und grinste.

„Und ihr macht euch jetzt noch einen schönen Abend?", fragte er dann.

„Ja, wir gehen noch schnell was essen und dann nach Hause", antwortete Tom. Ich hatte mit einer blöden Bemerkung gerechnet, aber nichts kam. Besser so! Das Gespräch war somit ziemlich schnell beendet und wir gingen weiter. Tom zog mich in eine Seitenstraße und dann in ein Restaurant. Wir setzten uns an einen Tisch in einer ruhigen Ecke, sodass wir uns gut unterhalten konnten. Aber erstmals war es still und wir sahen uns einfach nur an. Unsere Hände hatten wir noch immer ineinander gelegt auf dem Tisch liegen und spielten mit unseren Fingern. Natürlich sprachen wir zuerst über die Vorstellung, dann über ein paar von Toms Kollegen.

„Da muss der Holländer erst nach Deutschland kommen, um sich zu verlieben...", sagte er dann plötzlich und lächelte mich an. Er war verliebt? Er empfand genau wie ich. Nach unserem Kuss war es irgendwie klar gewesen, aber doch tat es gut, diese Sicherheit zu haben. Er hatte es ausgesprochen.

„Aber jetzt bist du ja zum Glück hier!"

„Und ich will nirgendwo sonst gerade sein. Es ist schön, nach langer Zeit wieder so ein Gefühl zu haben, wie das, was ich fühle, wenn ich bei dir bin", gesteht er.

„Warst du lange nichtmehr in einer Beziehung?", fragte ich und er schüttelte den Kopf.

„Es hat sich nie ergeben. Aber vielleicht ändert sich das ja jetzt..."

„Ja, das wäre schön", stimmte ich zu und lächelte ihn wieder an.

„Mit 26 muss man sich langsam auch mal Gedanken über Familie und solche Dinge machen."

„Willst du denn Familie?"

„Auf jeden Fall! Ich habe mir immer gesagt, dass ich mit 25 heiraten will und mit 26 Vater werde, aber es kommt ja immer anders, als man denkt", erzählte er. Wow, ich wusste nicht, dass er schon so weit dachte. Es machte mir ein bisschen Angst, zu wissen, was er privat alles in den nächsten Jahren erreichen wollte, deshalb lenkte ich das Thema in eine andere Richtung.

„Und ich wollte immer auf die Bühne und jetzt studiere ich Jura..."

„Warum versuchst du es nicht bei einer Audition?"

„Ich habe keine Ausbildung."

„Kannst du singen?"

„Ich weiß nicht...bestimmt nicht gut genug..."

„Das werden wir noch rausfinden!", sagte er. Dann kam auch schon unser Essen und wir ließen den Abend gemütlich ausklingen. Ich sah ihn so gerne einfach nur an und alleine der Gedanke, dass er irgendwann mein Freund sein könnte war großartig. Ich hoffte sehr, dass es zwischen uns passte. Und ich glaube, da war ich nicht die Einzige. Als wir das Restaurant verließen, spazierten wir noch etwas durch die Stadt. Mir war es völlig egal, dass ich morgen zur Uni musste, ich wollte einfach nicht, dass dieser Moment vergeht. Tom legte wieder einen Arm um meine Schulter und zog mich so ganz dicht an ihn ran. Ich schlang meine Arme um seinen Bauch und umarmte ihn so. An der Domplatte blieben wir schließlich stehen. Tom legte seine Hand unter mein Kinn und küsste mich dann. Ich wollte nicht, dass es aufhört. Dieser Moment konnte für immer weitergehen und niemals enden. Ein letztes Mal drückte er seine Lippen auf meine, dann lösten wir uns ein Stück.

„Kommst du mit zu mir?", fragte er und sah mich hoffnungsvoll an.

„Ich muss morgen früh zur Uni..."

„Ich mache Frühstück."

„Tom, ich kann nicht", ich kannte ihn schließlich noch nicht lange. Direkt zu ihm nach Hause? Nein. „Und Mark würde sich Sorgen machen", benutzte ich als Ausrede.

„Ruf ihn an", widersprach er und zuckte mit den Schultern. Ich seufzte nur und sah zu Boden.

„Du...möchtest nicht mitkommen, oder?", verstand er dann und ich nickte. 

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