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Es hatte in allen Zeitungen gestanden. Jetzt waren beinahe zwei Wochen vorbei, inzwischen hatten sie viele Befragungen durch die Polizei hinter sich, welche sie mit ihrem knappen Verständnis über die Situation beantworteten.

Ihr Vater hatte nach dem Anruf direkt sein Zeug eingepackt und war nachhause gekommen. Doch auch er konnte nicht helfen den Schock zu überwinden. Im Gegenteil, sein ständiges Bemitleiden und Erinnern an die Situation machten das Ganze noch schlimmer. Ella zog sich in ihr Zimmer zurück und kam nur selten runter um mit ihrem Vater zu sprechen. Es war nicht so, dass sie trauerte, sie kannte Tom immerhin kaum, aber irgendwie fühlte sie sich verantwortlich. War das nicht sie gewesen, die gedacht hatte, alles wäre nur ein Scherz, als sie im Wald das Skelett entdeckt hatten und deshalb nicht die Polizei gerufen hatte? Jetzt war Tom das Gleiche passiert. Wahrscheinlich wäre er schon längst zuhause gewesen, hätten sie gleich die Polizei gerufen. Sie schämte sich dafür und redete nicht mehr mit Dana, nur wenn sie musste, weil ihr klar war, dass Dana das Selbe dachte. Aber auch Eric hatte sich kaum mit ihr unterhalten, was natürlich verständlich war, denn immerhin war Tom einer seiner Kumpels gewesen. 

Es zog sich so eine Woche, vielleicht ein bisschen mehr, man hatte nich mehr so genau auf die Zeit geachtet, da klopfte jemand unten an der Türe. Es war später Nachmittag, ihr Vater war nicht da, Eric spielte irgendein Computerspiel und hatte es wahrscheinlich nicht gehört, weshalb Ella sich auf den Weg machte, den Besuch zu empfangen.

Die hölzernen Treppen unten angekommen, öffnete sie die Türe und sah Jenna in ihrem niedlichen, pinken Sommerkleidchen dastehen.

„Oh, hey!“, begrüßte Ella sie verwundert.

„Hey, wie geht’s?“, antwortete sie.

„Äh, willst du reinkommen?“, schlug Ella vor.

„Gerne“, sagte Jenna und Ella öffnete ihr die Fliegengittertüre. Jenna trat ein, stellte ihre Flip Flops neben der Treppe ab.

„Schön kühl hier drinnen“, sagte sie, um die Stille zu überbrücken, schaute sich dabei interessiert um, als wäre sie noch nie hier gewesen.

„Äh, ja...“, antwortete Ella ein wenig konfus. „Willst du was zum Trinken?“

„Eigentlich...ist äh, ist Eric da? Ich wollte mit ihm reden“, fragte sie und deute nach oben.

„Klar, er ist in seinem Zimmer, aber ich würde anklopfen. Vielleicht hat er nicht mitbekommen, dass du da bist.“

Jenna lächelte dankend und hüpfte dann schnell die Treppen hoch, wohlwissend, wo sie hin musste, während Ella ihr neugierig hinterher schaute. 

Plötzlich vibrierte ihr Handy, eine Nachricht von Kerry und sie ließ von Jenna ab. 

Es klopfte an Eric's Tür, worauf er genervt mit 'Ja?' antwortete, da er davon aussging, sein Vater wäre zurück gekommen. Aber als er seinen Kopf drehte um zu schaun, was man von ihm wollte, viel er vor Schreck fast vom Stuhl. Jenna hatte ihren Kopf durch den kleinen Türspalt gesteckt.

„Jenna! Hi, äh...“, sagte er und betrachtete das Chaos, dass sich seit dieser Woche in seinem Zimmer gebildet hatte. Schnell räumte er sein Bett frei indem er alles auf einen Haufen neben seinem Bett warf und bot Jenna an, sich doch zu setzen, während er das Fenster öffnete und frische Luft hinein ließ.

„Geht's dir gut?“, fragte Jenna.

„Äh, ja, klar, dir auch?“, antwortete Eric und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl.

Ohne zu antworten, setzte Jenna fort: „Ich weiß, ich war zu Beginn der Woche schon mal da, aber da wolltest du ja nicht reden, deswegen... dachte ich, ich komm heut nochmal.“

BöseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt