61,3 kg

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Als ich einige Wochen später morgens aufwache, macht sich sofort wieder das blöde Gefühl in mir breit das ich jetzt schon seit Wochen mit mir rum trage. Ich stehe auf und laufe zu meinem Kleiderschrank, hole die neue Röhrejeans die ich gestern mit Carina gekauft habe raus und dazu ein weinrotes Top. Ich liege die Sachen ordentlich auf mein Bett und verschwinde dann kurz im Bad.

Wie in meinem Zimmer, meine Haare sind noch nass vom duschen, ziehe ich mich schnell an, schminke mich an meinem Kleiderschrankspiegel und versuche meine Haare so zu legen, dass sie nicht das ganze Top durchweichen. Fertig!

„Heute werden es 30 Grad“, ruft Felix, als ich die Küche betrete. „Super“, ruft Sina. Sie schaut sehnsüchtig auf das Brot von Felix. Ein Tost mit extrem viel Butter und dazu Nuss-Nugat-Creme. Alles schmilzt in einander. Auch wenn unsere Familie in sich total unterschiedlich. Diese eine Vorliebe teilen wir alle. Auch ich esse das super gerne, aber gönne es mir nicht so oft, weil ich sonst so gut wie nix mehr essen würde, weil ich mir einbilde, dass es zu viele Kalorien wären, was es ja eigentlich auch sind, andererseits ein Brot davon macht mich auch nicht fünf Kilo schwerer. Okay wieder zu Sina. Sie schaut schnell von dem Brot meines Bruders weg und knabbert an ihrem Tost mit Käse weiter. Ich kann ihr ansehen wie gerne sie auch ein Nuss-Nugat-Creme Brot essen würde, selbst mir läuft bei dem Anblick das Wasser im Munde zusammen, aber ich will sie nicht noch mehr ärgern und setzt mich einfach auf meinem Stuhl nehme mir auch eine Toast schreibe und lege mir eine Scheibe Mortadella drauf. Das Schmeckt zwar nicht so lecker wie ein Nuss-Nugat-Creme Toast, aber es wäre gemein wenn ich jetzt vor Sina auch eins essen würde, außerdem würde meine Mutter mich wahrscheinlich dann zum Arzt schicken, weil ich Schokolade gegessen habe. Okay ich esse auch sonst Schokolade, ich bin ja ein normaler Mensch, wer mag schon keine Schokolade? Aber ich esse sie dann wenn sie es nicht sieht. Ich hab keine Lust auf ihr gequatsche, von wegen mein Kind wird ja doch wieder normal. Also mache ich es einfach heimlich, ist ja schließlich nicht verboten oder?

„Darf ich am Nachmittag mit Melli ins Freibad, Mama?“, fragt Sina gerade und holt mich so aus meinem Traum von Nuss-Nugat-Creme Broten. „Ich will auch ins Freibad“, ruft Felix bevor meine Mutter antworten kann. „Klar, aber bleib nicht zu lange weg, wir wollen heute Abend alle zusammen essen. Und Felix du bist heute mit Lukas verabredet. Ich habe keine Lust mich in ein volles Schwimmbad zu legen nur damit ihr für drei Minuten im Wasser sein könnt“, sagt meine Mutter. Sina fängt an zu grinsen und mein Bruder verzieht sein Gesicht und will was sagen, lässt es aber dann doch. „Mira und Sina, ihr müsst los sonst kommt ihr noch zu spät“, ruft auf einmal mein Vater aus dem Flur. Wir schauen alle verwundert zu ihm. Alle haben damit gerechnet, dass er schon weg ist. „Ist was? Liegt meine Krawatte nicht richtig?“, fragt er. „Ich dachte du wärst schon weg“, sagt meine Mutter. „Wollte ich eigentlich auch sein, aber als ich aufgewacht bin war es schon spät und als ich dann ins Bad wollte, war das besetzt, also hab ich gewartet.“ „Und wo warst du als ich aufgestanden bin?“, fragt sie und guckt so als würde sie ihm kein Wort glauben.

Ich ziehe Sina hinter mir her. Das müssen wir uns echt nicht antun. Das Gespräch der beiden kann jetzt noch Stunden gehen und dann wären wir wirklich zu spät.

„Kommt wer mit Schwimmen?“, fragt Carina, als die Schule endlich zu ende ist. Es ist tierisch heiß. „Ich würde gerne, hab aber meine Tage“, sage ich zerknirscht. „Ach komm, das geht damit auch“, sagt sie. „Okay, wenn du das sagst, wenn das Wasser hinterher rot ist, sag ich du hättest deine Tage“, sage ich und wir beide fange an zu lachen. „Kommt ihr auch mit?“, fragt sie und schaut die Jungen fragend an. „Klar, wenn wir schon mal die Ehre haben mit zwei so hübschen Mädchen schwimmen zu gehen, können wir da ja auf keine Fall nein sagen“, sagt Jan und Tim fängt an zu lachen. „Okay in einer halben Stunde, am Freibad?“, frage ich. „Abgemacht“, sagt Tim. „Sicher“, stimmt auch Jan zu. „Jep“, stimmt auch Carina zu. „Bis nachher“, sagt Jan umarmt die anderen und küsst mich. „Ich liebe dich“, flüstert er mir ins Ohr. „Ich liebe dich auch“, sage ich. Dann lässt er mich los und läuft zu seinem Fahrrad. Er sieht so gut aus. „Ich bin auch mal weg“, sagt Tim umarmt mich und Carina und rennt dann hinter Jan her. „Ich komme mit zu dir, hab meine Sachen schon dabei“, sagt Carina zu mir. „Klar, mach das. Könne wir auf dem Weg irgendwas zu essen kaufen, ich hab total Hunger, aber ich glaube nicht, dass wir es noch schaffen bei mir etwas zu essen“, stelle ich fest. „Klar, lass zu dir gehen und wenn wir nicht mehr genug Zeit haben holen wir uns was auf dem Weg“, sagt sie.

Dann bin ich eben Weg (FF) Geschichte einer Magersucht LANGSAMES UPDATENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt