66 - Vaterrolle

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Als ich aufwachte,war es schon morgen.
Mein ganzer Körper fühlte sich an als hätte ich auf dem harten Boden geschlafen.
Ich war sofort aufgesprungen,war ins Schlafzimmer gerannt,doch das Bett sah aus wie zuvor,unberührt.

Ich lief durch die ganze Wohnung,keine Anzeichen das er hier gewesen war.
Ich lief wieder ins Wohnzimmer,zog mein Handy hervor.

Er hatte mir nicht geantwortet,mir nicht geschrieben,mich nicht angerufen.

Mein Herzschlag beschleunigte sich,mir gefror das Blut in den Adern. Ich schluckte meinen Stolz hinunter und wählte seine Nummer.
Es klingelte einmal,zweimal und dann drückte er mich weg.

Entgeistert starrte ich das Handy an,konnte nicht glauben,dass er das gerade wirklich getan hatte. Ich wählte ein weiteres Mal seine Nummer und diesmal sprang sofort die Mailbox an.

Ich stieß einen frustrierten Schrei aus und wurf das Handy aufs Sofa. Ich raufte mir die Haare,fuhr mir durch Gesicht,lief die ganze Zeit wie eine verrückte durch Zimmer.

Das konnte nicht wahr sein.
Er war doch nicht abgehauen,nicht schon wieder,oder?

Er konnte das nicht tun,durfte es nicht,nicht nach alldem was wir durchgemacht,erlebt und miteinander geteilt hatten.

Er hatte mir gesagt,dass er mich liebt.
Er liebt mich,er würde nicht einfach so abhauen. Niemals. Nicht jetzt. Nicht noch einmal.

Frustriert ließ ich einen weiteren Schrei los und dann noch einen. Mir flossen die Tränen hinunter,ohne das ich etwas dagegen tun konnte.

Meine Atmung beschleunigte sich,ich kreischte hysterisch durch das Haus. Schlug auf die Couch ein. Hämmerte mit meinen Füßen auf den Boden.

Er war nicht nach Hause gekommen,hatte sich nicht gemeldet,mich nicht angerufen.
Er machte nicht einmal Anstalten mir zu erklären wo er war,er machte sich nicht einmal die Mühe mir zu sagen wo er war.

Ich musste mit jemandem reden,sofort.
Ich stürmte aus dem Haus,immer noch meine Schlafkleidung und die Hausschuhe an.
Ich rannte um die Ecke und hämmerte gegen Luisas Tür.

Ich konnte meine Schluchzer nicht unterdrücken,hoffte nur,dass sie zu Hause war.
Die Tür wurde aufgerissen,ich wollte mich in die Arme von Lu werfen,starrte jedoch auf die Brust von Georg.

,,Juli?",flüsterte er.

Ich sah zu ihm auf,versuchte den dicken Klos hinunter zu schlucken,der sich gebildet hatte.

,,Ich wollte zu Lu",stammelte ich.

,,Sie ist nicht da,was ist los?"

,,Nichts"

Ich wollte gerade kehrt machen,doch er packte mich sanft am Handgelenk und drehte mich wieder zu sich.

,,Juli",sagte er sanft. ,,Was ist los?"

,,Ich.. ich"

,,Komm erst einmal rein"
Er schloss hinter uns die Tür,ich folgte ihm ins Wohnzimmer,setzte mich aufs Sofa.

,,Sag mir was passiert ist,hat dein V- .. Gulian dich angefasst?",seine Hände ballten sich zu Fäusten,sein Kiefer zuckte.

Heftig schüttelte ich meinen Kopf.

,,Du kannst es mir sagen"

,,Er.. er hat mich nicht angefasst"

Georg atmete hörbar aus,seine Haltung entspannte sich wieder. ,,Was ist es dann?"

,,Ich will nicht darüber reden",stammelte ich.

,,Juli",seufzte er.

,,Ich will wirklich nicht darüber reden"

Between usWhere stories live. Discover now