Kapitel 23

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Als ich heute Morgen aufwachte, war das erste was ich sah Aiden. Er schlief noch und sah dabei natürlich so gut aus, wie eh und je. Ich denke, hätte Aiden einen schlechten Charakter, dann würde ich ihn auch nicht mehr hübsch finden. Doch so war es eben nicht.

Er ist immer für mich da. Er hilft mir, wo er nur kann. Er hat einen guten Charakter und das macht ihn für mich noch hübscher, als er es ohnehin schon ist. Dabei wäre es so viel besser, wenn es nicht so wäre.

Ich unterdrückte den Drang die Hand auszustrecken und ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Seine Wimpern fielen in leichten Schatten auf seine Wangen und sein Mund stand leicht offen.

Er war in meinen Augen nicht nur hübsch, sondern auch schön.

Ich war aufgestanden, bevor Fiona irgendetwas merken konnte.

Es war Freitag, der letzte Tag. Morgen würden wir wieder sehr früh aufstehen. Wir wollten es zum Schluss eigentlich nochmal richtig krachen lassen. Doch in der Nähe gab es heute keine Veranstaltungen und Clubs gab es hier nicht. Also hatten wir uns wieder für das Schwimmbad entschieden.

Ich wünschte mir im Moment nichts sehnlicher, als wieder Zuhause zu sein. Mich wieder im Alltag zu verlieren. Doch selbst das war nicht mehr möglich, denn die Schule war vorbei. Ich musste nur noch zu den Theaterproben und den Prüfungen. Ich musste mir erstmal einen neuen Alltag aufbauen.

Und nun stand ich hier. Mit Bademantel in einem Kreis mit den anderen fünf, glücklich, dass wir in einigen Stunden endlich von hier weg kamen. Draußen war es schon dunkel. Es war halb neun und wir wollten uns von Alex und Milena verabschieden. Zumindest war es so geplant.

,,Warum kommt ihr denn nicht noch zu uns? Dann feiern wir unsere eigene Party."schlug Fiona dann aber vor. Bitte nicht.

Seit letzter Nacht war ich schon so. Meine Laune nervte mich schon selbst.
Und obwohl ich es mir nicht eingestehen wollte, wusste ich insgeheim, dass es an Aiden lag. Mich hatten seine Worte doch sehr verletzt, obwohl sie das nicht sollten.
Denn er hatte recht und das machte es noch schlimmer.

,,Klar gerne!"rief Milena. Also verabschiedeten wir uns nicht voneinander. Wir gingen uns erstmal alle duschen und zogen uns an. Dann räumten wir die Hütte noch ein bisschen auf, bover Alex und Milena kamen.

Ich kam grade aus dem Schlafzimmer, als ich schon Milenas Stimme hörte.

Sie saßen schon alle im Wohnzimmer und hatten beschlossen, total kindisch, 'Wer bin ich?' zuspielen. Ich musste Fiona eine Karte schreiben und für mich schrieb Alex.

Das konnte ja lustig werden.

-

Stöhnend kniff ich die Augen zusammen. Warum ist es so hell? Verzweifelt versuchte ich meine Umgebung wahrzunehmen.

Ich war in unserem Schlafzimmer. Doch irgendetwas schien nicht zu stimmen. Meine Matratze bewegte sich. Lag ich auf Fiona?
Würde ihr Recht geschehen.

Ich senkte meinen Blick und traf auf Aidens. Ich lag auf Aiden. Bauch auf Bauch, meine Beine zwischen seinen und unsere Köpfe nebeneinander. Er sah genauso verwirrt aus, wie ich mich fühlte. Was hatte ich hier zu suchen? Sein Griff um meine Hüfte lockerte sich und das nutzte ich aus, um mich aufzurichten.

Zuerst starrte ich auf seine nackte Brust, doch dann realisierte ich, dass ich ebenfalls nichts, außer Unterwäsche anhatte.
Wie war ich hier hin gekommen? Wieso konnte ich mich an nichts erinnern?

,,Was ist passiert?"fragte ich ihn daher. ,,Keine Ahnung."kam es von ihm. Wir hatten doch nicht...oder?
Aiden rieb sich über die Augen und setzte sich auf. Dann sah er mich an. Naja, nicht direkt mein Gesicht. Er wollte erst grinsen, doch dann wurde ihm bewusst, was das heißen könnte.

,,Haben wir miteinander geschlafen?" fragte er. Meine Augen weiteten sich vor Überraschung. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so direkt sein würde. Dann zuckte ich mit den Schultern.

Eine lange Zeit herrschte Stille, bis ich sie unterbrach:,,Scheiße!" Mir war klar, dass Alkohol hier eine große Rolle spielte. Aber seit wann haute ich so rein, dass ich mich an nichts erinnern konnte. Das war doch nicht ich.

Aiden sah mich nur kurz nachdenklich an. ,,Ich kann mich daran erinnern, dass Milena aufeinmal Alkohol aus ihrer Tasche gezogen hat. Dann ist einige Zeit nichts mehr...Und das nächste ist schon in diesem Zimmer."

,,Was ist in diesem Zimmer passiert, Aiden?"hackte ich fordernd nach. Ich sah ihm an, dass er was wusste und das machte mich ungeduldig. Nur zögerte er. ,,Aiden?" Er seufzte ergebend, ehe er wieder erzählte:,,Ich war hier...mit dir."
,,Und?"
,,Und wir haben miteinander rumgemacht."ließ er die Bombe platzen. ,,Keine Ahnung, wie weit wir gegangen sind."

Mir stockte der Atem. Meine Augen weiteten sich und mir wurde schlecht vor Aufregung. Das darf doch nicht wahr sein!,,Also, kann es durchaus sein, dass wir... es getan haben."stellte ich fest. Diese Gespräch war absolut peinlich.

,,Könnte sein. Aber wenn muss es ziemlich geil gewesen sein."lachte er plötzlich und überraschte mich erneut. Seit wann konnte Aiden in so ernsten Situationen lachen? Ich war so sehr damit beschäftigt mich mit seinem Verhalten zu beschäftigen, dass ich viel zu spät realisierte, was er gesagt hatte. ,,Wie meinst du das?"

Er deutete auf mein Hals und sah aufeinmal total besorgt aus. Panisch stand ich, nur in Unterwäsche auf und stellte mich vor den Spiegel. Unter meinem Kiefer pragte ein kleiner, aber sichtbarer Knutschfleck. Eigentlich würde ich bei dem schon Panik bekommen. Doch meine Aufmerksamkeit galt viel mehr dem auf meiner rechten Brust. Er war groß und lila und sah verdammt ekelig aus. Ich hasse Knutschflecken! Nur konnte ich die Hitze nicht aufhalten, die in mir aufkam, als mir bewusst wurde, dass das Aiden war.

Ich drehte mich um und sah ihn an.

Und er sah mich an. Warum stellte ich mich auch nur in Unterwäsche vor ihn. Schnell lief ich zum Schrank und zog mir einen fetten Hoodie über. ,,Da habe ich mir wohl viel Mühe gegeben."lächelte er halbherzig und stand auf, um seine Sachen aufzusammeln. ,,Da bist du nicht der Einzige."sagte ich und deutete auf seinen Hals, als er mich verwirrt anblickte. Er hatte auch einen, direkt in seiner Halsbeuge.

Er lief ebenfalls zum Spiegel und von dort aus zum Schrank, aus dem er sich auch einen Hoodie zog. Ich glaubte dabei ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen zusehen.

Währenddessen warf ich einen kurzen Blick durch die Tür. Alle Drei lagen auf dem Sofa und den Boden verteilt und schliefen noch. Warum konnte ich nicht einfach auch dort liegen?

,,Wir haben halb zehn. Wir müssen in einer halben Stunde fertig auf dem Parkplatz stehen."hörte ich Aiden sagen und schloss die Tür wieder. ,,Scheiße!"rief ich, lief zum Bett und zog meinen Koffer hervor. In den Moment war es mir egal, dass ich immer noch keine Hose anhatte. Ich schmiss einfach Stück für Stück meine Sachen in den Koffer. ,,Ich gehe die anderen dann mal wecken."meinte Aiden, ehe er kurz verschwand. Er blieb aber nicht lange weg, da er ja auch noch packen musste. Kaum hatte er das Zimmer verlassen, spürte ich, wie angespannt ich eigentlich war.

Hecktisch nahm ich mir die letzte Hose, zog sie mir an und sprindete ins Bad, um mich fertig zu machen und meine Sachen dort zusammenzusammeln.

Als ich zurück ins Zimmer kam, war Fiona schon hellwach und packte ihren Koffer in Rekordzeit. Milena und Alex waren anscheinend schon gegangen.

Während ich noch Einzelteile aufsammelte, schwirrte mir nur eine Frage durch den Kopf:
Was zur Hölle war in dieser Nacht passiert?

Und warum gab es in unserem Leben so viele Nächte, die alles kaputt machten?

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