Busfahrt

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Da saß er nun neben mir, mit seinem wunderbaren Körper und Gesicht, schaute mir mit seinen türkis-blauen Augen in die Augen und sagte: "Hey Luke."

Er machte es sich gemütlich, zog seine Jacke aus und legte sie vorerst auf mich, damit er sein Handy und seine Kopfhörer aus seiner Hose rauskramen konnte. Ich schaute ihm dabei zu, dann nahm er seine Jacke und legte sie sich auf seinen Schoss. Ich sah also wieder auf mein Handy und wir redeten ein wenig über Filme die bald ins Kino kommen würden und ob wir zusammen in einem Film gehen wollten.

Wir schwatzten weiter darüber, wechselten dann das Thema zu den zwei Runden Counter Strike, die wir gestern noch zusammen gespielt hatten. Er erzählte mir auch von dem neuen Mädchen, welches er durch eine gemeinsame Freundin kennengelernt hatte. Mir tat es natürlich weh ihm dabei zuzuhören, wie er von ihr schwärmte. Ich wollte jedoch ein guter Freund sein und freute mich für ihn - das tat ich tatsächlich auch, wünschte mir jedoch trotzdem, dass er stattdessen mich lieben würde. Er hatte schon öfter gesagt, dass er Hetero sei - so ganz glauben konnte und wollte ich es ihm aber nicht. Er hatte bisher noch keine Freundin und meines Wissens war er noch Jungfrau, weshalb ich seine Heterosexualität ein wenig anzweifelte.

Er machte also seine Spotify Playlist an, nachdem wir uns, viel in die Augen schauend, unterhalten hatten und ließ mich, wie fast immer, mithören. Die Kabel waren ziemlich kurz, ich musste meinen Kopf also relativ nahe an seinem halten, damit wir gleichzeitig Musik hören konnten. Ich schaute dabei zu, was er mit dem Mädchen, Anna, alles schrieb, bisher waren es nur harmlose Smalltalks, sie waren also noch nicht sonderlich weit, was die "Beziehung" anging. Ich musterte ihn währenddessen vom Kopf bis zur Jacke. 

Ich spürte seinen Atem dicht neben mir, er schaute jedoch nicht auf meine Seite, war auf sein Handy und die Konversation konzentriert. Momente wie diese hatte ich öfter, wo ich mich vor allem auf seine vollen Lippen konzentrierte und mir vorstellte mich einfach nach vorne zu lehnen und ihn sanft auf diese zu küssen. Dies hatte ich mich vorher jedoch noch nie getraut, da ich keine Ahnung hatte wie er darauf reagieren würde und ich meine gute Freundschaft mit ihm nicht aufs Spiel setzen wollte. 

Ich hatte jedoch in der Vergangenheit auch bemerkt, dass wir uns oft, lange, ohne etwas zu sagen, tief in die Augen geschaut hatten. Teilweise mehrere Sekunden lang und unsere Blicke wanderten auch über die Lippen des Gegenübers. Wir schauten uns danach immer wieder in die Augen, ich wandte meinen Kopf dann meistens aber von ihm ab, da ich dachte, dass es vielleicht ein wenig unangenehm werden könnte, für uns beide. Er schaute darauf hin auch wieder nach vorne und hörte dem Lehrer zu.

Ich überlegte weiter und mir fiel dabei ein, dass er schon oft versucht hatte, Körperkontakt mit mir aufzubauen. Einmal, das war sogar in meiner Fantasie, hatte er im Unterricht meine Hand genommen und sie für eine halbe Minute festgehalten, wie bei einem Pärchen, das einen Spaziergang durch den Park machte. 

Eigentlich doch ziemlich offensichtlich, dass ...

"Ey!"

Ein wenig erschrocken zuckte ich zusammen. Beim langen Nachdenken war mein Kopf ziemlich weit Richtung Fenster gedriftet und mir war nicht aufgefallen, dass ich ihm dabei den Kopfhörer aus dem Ohr gezogen hatte.

"Luke was träumst du denn jetzt schon wieder? Welche Filmchen du dir nach der Schule reinziehen wirst ?"

"Oh, sorry, ich hab's nicht gemerkt", entschuldigte ich mich und half ihm dabei den Kopfhörer zurück in sein Ohr zu stecken. Dabei berührte ich ihn absichtlich so viel im Gesicht und an seiner Hand, wie ich konnte. Dieser Körperkontakt machte mich nämlich glücklich und ließ mich immerhin ein wenig Sicherheit und Liebe fühlen.

"FASS MICH NICHT AN", sagte er in einem ernsten, aber ironisch gemeintem Ton. Das machte er öfter, wenn man bei ihm irgendwo rumfummelte, meinte es aber nicht ernst, war mehr ein kleiner Insider unter Freunden.

"Hahahalts Maul", antwortete ich ihm, dabei lächelnd, tief in seine Augen schauend.

Er erwiderte meinen Blick. Wir sahen uns diesmal bestimmt eine Minute lang an, das Gesicht des Anderen abcheckend. Ich wandte meinen Blick dann kurz ab und schaute mich im Bus um. Er war momentan ziemlich leer. Ich sah Tommys offene Hand auf seinem Oberschenkel liegen. Er sah mir weiterhin ins Gesicht, als ich meinen Blick wieder auf ihn fokussierte, das gab mir endgültig den Rest. In diesem Moment verstand ich seine offene Hand als Zeichen und legte meine Hand auf seine. Er umschloss sie dann, weiterhin tief in meine Augen blickend. Nachdem auch er sich im Bus umgeschaut hatte, lehnte er sich weiter zu mir nach vorne, das Gleiche tat ich auch. Unsere Gesichter kamen näher aneinander, unsere Nasen berührten sich fast schon.

Es schien so als würde Tommy wieder zu seiner Ausgangsposition zurückgehen wollen, ich sammelte jedoch meinen ganzen Mut und küsste ihn. Ich ließ mein Gesicht auf seins fallen, nahm meine freie Hand um ihm ein wenig durch die Harre zu streicheln, während dieses Augenblickes, es war ein unbeschreibliches Gefühl, den Jungen meiner Träume endlich zu küssen. Seine Lippen fühlten sich an wie weiche Kissen.

Wir mussten uns leider voneinander lösen, da wir an unserer Haltestelle angekommen waren und schnell aussteigen mussten, um den Anschluss-Bus zur Schule zu bekommen.

Tommy, der Junge meiner Träume. Der mich gerade einfühlsam und liebevoll geküsst hatte, blickte mir wieder ins Gesicht.

"Hättest du nach der Schule Zeit? ", fragte er mich lächelnd.

"Für dich immer, Tommy", antwortete ich, ebenfalls grinsend und gab ihm noch einen kurzen Kuss ehe wir den Bus verließen.

BusfahrtWhere stories live. Discover now