《Kapitel 6》 ▪James▪

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„Zu viel!", keuchte sie, doch ich konnte mich einfach nicht stoppen. Dafür war ihr Blut zu köstlich und mein Blutdurst zu groß. „Du nimmst zu viel! Ich werde am Ende noch ohnmächtig!" Das war mir egal. Ich konnte nicht mehr klar denken. Verlor die Kontrolle.

Dann spürte ich, wie das Pochen ihres Pulses an meinen Fängen nachließ und ihr Herzschlag immer schwächer wurde. Und mit einem Mal war der Bann gebrochen.

Ich zog ebenso schnell wie vorsichtig meine Zähne aus ihrem Fleisch und drehte sanft ihren Kopf zu mir. Ihr Gesicht war total blass und ihre Augen waren geschlossen. Sofort presste ich meine Hand auf ihre Wunde, um die Blutung zu stillen. Dann rief ich nach Victor. Der ältere Vampir kam in das Zimmer gerannt und strauchelte, als er sah, wie ich Claires Leben zu retten versuchte.

„Sir, was tun Sie-"

„Frag nicht! Ich habe keine Zeit für Erklärungen! Hol einen Arzt! Schnell!", brüllte ich ihn an.

„Ich denke, für einenArzt ist es schon zu spät", bemerkte Victor mit einem regungslosen Blick auf Claires aschfahles Gesicht. „Die junge Frau wird sterben. Aber es gibt noch eine letzte Möglichkeit, das wissen Sie."

Das wusste ich. Doch ich wollte es nicht hören.

Wenn ein Vampir einem Menschen ein wenig seines eigenen Blutes einflößte, übertrug der Vampir damit auch einen Teil seiner Kraft auf den Menschen. Folglich würde der Mensch gesund werden, wenn er krank war, oder heilen, wenn er verletzt war.

Dieser Bluttausch konnte Claire das Leben retten.

„Du weißt, dass ein Bluttausch mehr als nur das bedeutet. Die Folgen wären fatal, für uns beide", erwiderte ich und fühlte mit meinen Fingern nach Claires Puls. Er war da, aber so schwach, dass ich ihn nur mithilfe meiner vampirischen Fähigkeiten entdecken konnte.

„Dann wird sie sterben, Sir, so wie all die anderen auch", schlussfolgerte mein Butler trocken.

So wie all die anderen auch. Es stimmte, ich hatte schon unzählige Frauen vor ihr brutal und gefühlskalt ermordet. Wieso zögerte ich dann bei dieser - und wollte ihr sogar das Leben retten?

Doch als ich Claires federleichten Körper in meinen Armen spürte und ihre unregelmäßigen, viel zu flachen Atemzüge hörte, war es wie eine innere Stimme, die mir meine nächsten Schritte befahl.

„Ich werde es tun, Victor. Halt ihren Kopf und press deine Hand auf die Wunde", wies ich ihn an, während ich meinen linken Hemdsärmel hochkrempelte und nach einem Messer auf dem Tisch langte.

Victor, der inzwischen mit einer seiner Hände ihre Wunde verschloss und mit der anderen ihren Kopf anhob, schaute skeptisch zu mir hoch. „Ich will Sie nicht angreifen, Sir, aber warum haben Sie denn erst von ihr getrunken, wenn Sie sie am Ende doch nicht töten? Hätte es eine andere Frau nicht besser getan?"

„Nein, keine ist so gut wie sie. Ich habe die Kontrolle über mich verloren. Nie im Leben hätte ich sie freiwillig verletzt", rechtfertigte ich mich mit brechender Stimme. Ich sank neben Claire auf die Knie und schlitzte mit dem Messer einen tiefen Schnitt in meinen Arm. Dann setzte ich meinen Arm an ihrem Mund an und brachte sie dazu, etwas von meinem Blut in ihren Mund laufen zu lassen. Ewigkeiten vergingen, bis die Flüssigkeit ihre Kehle hinunterlief.

Erst dann zog ich mich zurück und nahm meinen Arm von ihrem Mund.

„Danke,Victor. Du kannst jetzt gehen", informierte ich ihn, als ich Claire vorsichtig vom Boden aufhob und auf meinen Armen in meine privatenWohnräume trug. „Und Victor: Kümmer dich um die drei Frauen. Ich habe versprochen, heute Abend keine von ihnen zu verletzen, aber was du mit ihnen machst, steht dir frei."

Eine Nacht mit einem Vampir Where stories live. Discover now