Taxi

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"Ob das wohl die Schicksalsschwestern spielen kann, was glaubst du?"

Arthur Weasley flüsterte es mir ins Ohr, während er auf das Autoradio deutete, aus dem man gerade den Soundtrack von Cats hören konnte, und ich musste kichern. Er hatte, seitdem wir in das Muggeltaxi gestiegen waren, kein Wort von sich gegeben und lediglich immer wieder das Fenster hoch- und runtergelassen, bis seine Frau Molly ihm so hart mit dem Ellbogen in die Seite gestoßen hatte, dass er nach Luft schnappen musste.

Der Taxifahrer hatte unsere Koffer mit mehr oder minder überspielter Verwirrtheit in den Kofferraum gehievt und war den neugierigen Blicken der Weasleys ausgewichen. Ich hatte die letzte Woche meiner Ferien bei ihnen zu Hause im Fuchsbau verbracht, und dort war es gewesen, dass ein leicht von Feuerwhisky beschwipster Harry Potter einem noch beschwipsteren Arthur zugelallt hatte: "Ar-Arthur, 'ch wette mit dir, du kriegst es nicht hin, ein Muggeltaxi zu King's Cross zu bestellen. Das wett' ich mit dir." Na ja, streng genommen hatte Arthur die Wette nur halb erfüllt, da er mich gebeten hatte, das Telefon zu benutzen, weil ihn sowohl das Internet als auch das Telefonbuch zu sehr verwirrten, und ich hatte das Taxiunternehmen seiner Wahl angerufen.

Harry hatte mir zu meinem Geburtstag vor ein paar Wochen ein Muggelhandy geschenkt, weil mich die Dinger so fasziniert hatten und damit spielte ich auf der Fahrt nun die ganze Zeit herum. Es hatte einen leichten Knacks weg, weil Arthur es ständig in seine Einzelteile zerlegte, "um es zu studieren". Ich kam mit Reparo schon gar nicht mehr hinterher, also akzeptierte ich, dass es sich ab und zu aufhängte. Leider gab es nicht viele Leute, denen ich damit schreiben oder die ich gar anrufen konnte, weil ein Großteil meiner Gesellschaft nun mal aus Zauberern bestand, die das Ding nur milde als Versuch der Muggel, Zauberei zu imitieren, belächelten. Lediglich er, mein Pate, schickte mir als kleine Abwechslung von Eulenpost Nachrichten; denn obwohl er fand, dass Eulen mehr oder weniger eine Tradition darstellten, war das Internet nunmal ein wenig schneller.

Auch jetzt blitzte sein Name auf dem Bildschirm auf. Hast du schon gedacht, wir kommen nicht, um euch zu verabschieden? Ginny, die Kinder und ich warten auf dem Gleis. Pass bloß auf, dass du nichts vergessen hast, Molly wird dich töten. Ich musste grinsen.

"Was schmunzelst du denn so, Schatz?", fragte Molly. Sie beäugte den Fahrer durch die Trennscheibe mit einem misstrauischen Blick. Sie war nicht besonders glücklich über diese unkonventionelle Reisemethode, ich hatte einige Male mitbekommen, wie sie sich Satzstücke wie "Flohpulver ist doch auch noch da, so ein Blödsinn" in den Bart gebrummt hatte.

"Nichts", antwortete ich, "Onkel Harry hat nur geschrieben, dass sie am Gleis warten."

"Oh, schön."

Den Rest der Reise wurde geschwiegen, und ich nutzte die Ruhe, um mich davon zu überzeugen, dass die Ärmel meines Hemdes bis über die Handgelenke gingen, ich hatte sonst immer die dumme Angewohnheit, sie hochzukrempeln. Heute ging das nicht.

Die grau melierten, aber noch bemerkenswert roten Haare der beiden Weasleys, zwischen denen ich saß, blitzten auf, als wir vor den Bahnhof wendeten und das Sonnenlicht in den Scheiben der Glasfenster reflektiert wurde. Ich bemerkte erst, dass meine Haare unbewusst einen Rotstich angenommen hatten, als wir ausgestiegen waren und der Taxifahrer meinen großen Lederkoffer aus dem Kofferraum hievte. Sein Blick streifte mich, als er mir das Ding reichte und ich es am Henkel nahm, und blieb dann plötzlich irritiert länger auf mir liegen.

Perplex zog ich mir eine Locke von meinem Kopf in die Stirn und schielte hoch. Tatsächlich. Na ja. Hinter mir gluckste Arthur, anscheinend fand er es witzig.

"Teddy!"

Ich erschrak heftig, als etwas seine Arme auf Hüfthöhe um mich schlang. Ich ließ aus Versehen den schweren Koffer fallen und er landete auf meinem Fuß, ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht aufzuschreien. "Bei Merlins Bart, Lily."

"Wiedersehen", murmelte der Taxifahrer mit einem Tippen an seine Hutkrempe und stieg wieder in den Wagen ein.

Rote Haare blitzten in meinem Blickfeld auf, als das kleine Mädchen um mich herumsprang. "Mummy und Daddy warten schon am Gleis, soll ich dir sagen."

"Ja, das hat dein Daddy mir auch schon gesagt." Ich strubbelte ihr durchs Haar und sie versuchte mir aus Protest die Hand wegzudrücken. "Wer ist denn sonst noch da?"

"Onkel Bill und Tante Fleur... und Victoire. Sie sieht echt hübsch aus. Bist du immer noch in sie verliebt?" Sie kicherte und zupfte an meiner Hosentasche.

Ich grinste und wurde rot, als ich mir mit den Fingern durch die Haare fuhr, bemerkte ich, dass sie noch dunkler geworden waren. Jemand klopfte mir auf die Schulter. "Tja, ich glaube, das wird sie nie vergessen, Junge." Arthur stand neben mir und ging vor Lily in die Hocke. Mit einem mysteriösen Lächeln griff er sich in die Jacke und zog eine kleine Figur aus Stoff hervor. Ich konnte nicht wirklich erkennen, was es war, aber dann stülpte er sich das Ding über den Zeigefinger und ich sah, dass es eine Fingerpuppe in Form eines breit lächelnden Frosches war. Mit verstellter, piepsiger Stimme begann er, das Ding reden zu lassen. "Ooh, mein Name ist Teddy. Ich tue so, als sei es nie passiert, aber meine wunderhübsche kleine Lily hat mich mal beim Knutschen mit ihrer Cousine erwischt."

"Das ist nicht witzig, Arthur."

"Ja, es ist peinlich, bitte." Ich verdrehte die Augen. Es war eine Ewigkeit her - und ich war von Victoire dazu gezwungen worden, nur fürs Protokoll.

Er zuckte mit den Schultern und tippte den Kopf der Figur leicht mit seinem Zauberstab an. Augenblicklich ging ein Schütteln durch das wabbelige Ding und auf einmal stand es kerzengerade, die aufgenähten Augen irritiert, der Garnmund weit offen. Als die Augen der kleinen Puppe Lily trafen, verzog sich der Mund zu einem breiten Grinsen und die kleinen Ärmchen flatterten voller Glückseligkeit.

"Oh mein Gott, ist der süß", jauchzte Lily verzückt.

Lupo (Harry Potter Next Generation Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt