4. Kapitel

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Die letzten paar Tage hatten sie damit zugebracht Informationen zu sammeln, ein paar Kerle zusammenzuschlagen und Kimi zwischendurch Süßes zu kaufen. Am Ende kam heraus, dass ein wichtiges Treffen im schicksten Casino der Stadt stattfinden sollte, zu welchem alle wichtigen Untergrundbosse erscheinen würden. Cole hoffentlich auch. Jedoch fand dies erst in einer Woche statt und Kimi lag ihr nun schon seit drei Tagen damit in den Ohren, dass bald ein Zirkus in die Stadt kam.

Nun schon das zweite mal diese Woche betraten sie einen kleinen Muffinshop am anderen Rand der Stadt. Es gab hier eine riesige Auswahl an Muffins und anderen Backwaren, die alle regelrecht zum Kaufen einluden. Kimi fühlte sich wie im Paradies und suchte sich jedes Mal unzählige Sachen heraus, welche sie dann alle in sich hineinstopfe. Auch dieses Mal kam sie mit drei Muffins, zwei Zimtschnecken und zwei Stück Kuchen wieder. Sheyda fand es rätselhaft, wie jemand so kleines so viel essen konnte. Genervt rollte sie mit den Augen. "Dir wird heute Abend nur wieder schlecht." Langsam fühlte sie sich wie eine Babysitterin und wollte einfach nicht glauben, dass die Kleine schon älter als acht sein sollte. "Heute wird mir nicht schlecht, versprochen." Na klar, und ich hab noch nie jemanden umgebracht. Dieses Mädchen hatte sie in den letzten Tagen mehr als einmal an ihre Belastungsgrenze gebracht. Während die Kleine so vor sich hinschmatzte blickte sie dann auf und sah Sheyda an.

"Kannst du mit mir in den Zirkus gehen? Biiittee!!!" Wenn sie etwas wollte, konnte sie richtig niedlich und vor allem nett sein. "Ich habe keine Lust, wie oft denn noch. Außerdem habe ich Wichtigeres tun, wie zum Beispiel mich auf den Casinoabend vorbereiten." "Aber ich habe bald Geburtstag!" jammerte Kimi. "Dann back ich dir einen Kuchen, zufrieden? Da fällt mir ein, ich brauche noch Karten um in das Casino zu kommen. Die sind bestimmt nicht leicht zu kriegen." grübelte Sheyda vor sich hin.

Auf einmal begannen Kimis Augen zu leuchten. "Ich weiß wo es Karten für diese Reichenparty gibt." meinte das Mädchen begeistert und ließ vor Aufregung ein Stück ihres Schokomuffins fallen. "Und das soll ich dir glauben, ja?" lachte sie. "Wenn ich dir die Karten besorge, gehst du mit mir in den Zirkus, ok?" fragte Kimi und klang dabei überraschend ernst. Sheyda zog verblüfft die Augenbrauen hoch. "Na schön, aber erst will ich die Karten, dann kauf ich die für den Zirkus." "Juhu!" rief die Kleine und sprang von ihrem Stuhl, wobei sie fast die Teller mitgerissen hätte.

Während Kimi schon raus lief, bezahlte sie noch schnell und folgte ihr dann nach draußen. Dort nahm die Kleine Sheyda am Arm und zog sie mit sich. Der Schal um ihren Hals flatterte im Wind, als sie vor ihr her rannte. Immer wieder drehte sich die Kleine um und forderte sie auf schneller zu gehen. Irgendwann gab sie es auf und lief neben Sheyda her. "Du hast vorhin gesagt, du hast bald Geburtstag, stimmt das oder war es nur eine Lüge?" fragte sie das Mädchen. "Das Stimmt, mein Geburtstag ist am 10.8. Im Waisenhaus haben wir da immer nichts bekommen." Kurz wirkte sie etwas bedrückt, doch es war genauso schnell weg, wie es gekommen war. "Deshalb bin ich total glücklich dieses Jahr in einen Zirkus zu gehen!" sagte sie und klatschte in die Hände. "Stimmt es, das dort echte Tiere auftreten?" Verwirrt sah Sheyda sie an. "Warst du noch nie in einem Zirkus?" fragte sie ehrlich irritiert, obwohl es sie wohl nicht wundern sollte. "Nein, meine Eltern haben so etwas nie mit mir gemacht und aus dem Waisenhaus sind wir auch nie raus gekommen." Jetzt verstand sie auch, warum für das Mädchen alles so interessant war, sie hatte noch nichts von der Welt gesehen, da ihr etwas anderes auffiel. "Du hast Eltern? Warum haben sie dich denn abgegeben?"

"Sie haben mich nicht abgegeben. Irgendwelche Leute sind eines Tages in unsere Wohnung gekommen, als ich alleine war, und haben gesagt meine Eltern seien von einer Klippe gesprungen. Dann haben sie mich in das Waisenhaus gebracht." Kimi zuckte mit den Schultern, wie als wäre es ihr völlig gleichgültig, was es ihr wahrscheinlich auch war. Sheyda beschloss, dass es besser wäre dies nicht weiter zu hinterfragen. Die Frage, was die Kleine mit dem Brand im Waisenhaus zu tun hatte, beschäftigte sie jedoch nach wie vor. Bevor sie allerdings fragen konnte, zog Kimi sie am Ärmel in eine enge Straße, die der Drogendealermeile sehr ähnelte. Überall lauerten zwielichtige Gestalten und sie erwartete jeden Moment, dass eine dieser Gestalten ein Messer zückte und sie bedrohte. Kimi schien das ziemlich egal zu sein und zog sie zielstrebig auf eine Nische in der Wand zu. Dort angekommen blieb sie ruckartig stehen und spähte in den schmalen Spalt.

Shattered Fates - IntertwinedWhere stories live. Discover now