-NEUNZEHN-

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Als ich endlich nach Hause kam war es schon viertel nach sechs. Ich hatte also nur noch eine dreiviertel Stunde Zeit, um mich her zurichten.

Das Problem war, dass ich momentan noch nicht mal wusste, ob ich überhaupt hingehen sollte. Den restlichen Nachmittag war ich einmal der Meinung gewesen ihm abzusagen und dann wieder fest davon überzeugt, dass ich hingehen sollte.

Ich fühlte mich hin und her gerissen. Während ich nach Hause radelte hatte ich versucht Rory anzurufen, aber die ging nicht an ihr Handy und Abigail arbeitete ebenfalls noch. Mir blieb also nichts anderes übrig, als selbst eine Entscheidung zu treffen. Etwas, was ich nicht besonders gerne tat.

Und das auch noch möglichst schnell und während ich duschte, denn sonst hatte ich keine Chance noch rechtzeitig fertig werden.

Für das Date mit Mike sprach vor allem die Tatsache, dass ich schon ewig lange mit ihm ausgehen wollte. Unzählige Stunden hatte ich damit verbracht, mir über ihn Gedanken zu machen und davon zu träumen, dass er mich ins Kino oder zum Essen einlud und jetzt war es Wirklichkeit geworden. Wir würden uns endlich mal richtig unterhalten und ich hatte dadurch die Möglichkeit ihn besser kennen zu lernen. War es nicht eigentlich bescheuert, dass ich mich so zu ihm hingezogen fühlte, obwohl ich ihn gar nicht richtig kannte?

Das Essen war eine einmalige Chance in besser kennenzulernen, die Frage war nur, wollte ich Mike überhaupt noch näher kennen lernen?

Ich war mir nicht mehr sicher, was ich überhaupt fühlte. Weder für Mike noch für Andy. In letzter Zeit raste mein Herz bei jeder sich bietenden Gelegenheit und ich war überfordert.

Als ich aus der Dusche stieg, mich abtrocknete und mein Haare in einem Handtuch ausdrückte, war ich mir immer noch unsicher. Während ich mich eincremte fiel mir allerdings ein, dass Mike nicht mal meine Nummer hatte. Ich wusste nicht mal woher er wusste, wo er mich abholen sollte.

Ich konnte ihm also gar nicht absagen.

Ich musste mit ihm ausgehen.

Und wenn ich ehrlich war, war ich mir das auch irgendwie schuldig. Vielleicht merkte ich heute Abend auch einfach, dass das mit ihm nur eine Schwärmerei war und ich keine richtigen Gefühle für ihn hatte. Sagte ich Mike ab, würde ich mich sicherlich immer fragen, ob ich nicht doch irgendwas für ihn empfand.

Und wenn das mit Mike geklärt war, dann konnte ich immer noch zu Andy gehen und mit ihm reden. Wenn ich ihm die Wahrheit sagte würde ihn das zwar nicht gerade freuen, aber ich hoffte darauf, dass er es verstehen würde. Er musste ja auch einsehen, dass sein Verhalten vor diesem Sommer mir gegenüber nicht gerade liebenswert war.

Beim Haare föhnen wurde mir dann erst richtig bewusst, dass ich mit Mike ausgehen würde und mir wurde fast ein bisschen schlecht. Ich ließ meine Haare lockig, schminkte mich und überlegte dann, was ich anziehen sollte.

Irgendetwas das schick, aber gleichzeitig lässig aussah war mein Ziel und so fiel meine Wahl auf ein blaues Sommerkleid. Es war auch abends noch warm genug um ein Kleid zu tragen und für später nahm ich noch meine Jeansjacke mit. 

Nachdem ich mich fertig hergerichtet hatte ging ich nach unten. Es war komisch still, was daran lag, dass niemand zuhause war. Eigentlich hockte um diese Uhrzeit immer Andy in unserem Wohnzimmer und hing mit Mason ab, doch heute fand ich einen Zettel von meinem Bruder auf dem Küchentisch. Er hatte eine Nachricht hinterlassen, dass er bei Andy war und ich seufzte leicht.

Andy wollte nicht zu uns kommen. Wegen mir.

Ich fühlte mich schlecht, aber einen Rückzieher hätte ich jetzt eh nicht mehr machen können, denn kurz darauf klingelte es an unserer Haustür.

This SummerWhere stories live. Discover now