-SECHZEHN-

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Das Schicksal meinte es gut mit mir.

Als ich Freitagmorgen nach unten in die Küche ging, saß meine Mutter am Küchentisch und schrieb gerade einen Einkaufszettel. Diese Sache an sich war noch nicht besonders schicksalhaft, aber als ich mir ein Glas Wasser einschenkte teilte sie mir mit, dass das Wetter umschlagen würde und ein Tiefdruckgebiet im Anmarsch war.

„Es sollen ziemlich hohe Wellen kommen und aufgrund des starken Windes soll man Gartenmöbel und ähnliches sichern, damit sie nicht davonfliegen", hatte sie mir mitgeteilt und ich dachte an meinen Job, den ich am Montag wieder ausüben musste. Ich hoffte nur, dass niemand auf die Idee kam bei diesem Wetter ins Meer zu gehen.

Natürlich würden wir die rote Flagge hissen, aber damit wir trotzdem vorbereitet waren bekam ich kurz nachdem meine Mutter mir von dem aufziehenden Sturm berichtet hatte einen Anruf von Patrice. Wir würden uns heute zu einem extra Training im Hallenbad treffen. Dort gab es eine Wellenanlage, welche wir bereits während unserer Ausbildung genutzt hatten.

Und jetzt waren wir an dem Punkt mit dem Schicksal angekommen.

Das schickte mir nämlich den Sturm und bat mir somit die Möglichkeit Mike wieder zu sehen. Das Training war für alle Rettungsschwimmer und somit auch für ihn. Ich hatte ihn seit der Party nicht mehr gesehen und wenn ich noch richtig rechnen konnte lag diese bereits drei Wochen zurück.

Heute war das Wetter noch gut und so lag ich die meiste Zeit in der Sonne und las ein Buch zu Ende, danach fuhr ich zu Abby in dem Supermarkt, um die Dinge, die Mum notiert hatte zu besorgen.

Andy hatte mir wegen heute Abend geschrieben und angeboten mich mitzunehmen. Eigentlich wollte ich ablehnen, aber weil Mason irgendwo mit dem Auto unterwegs war, wäre mir nichts anderes geblieben, als mit dem Rad hinzufahren. Und da das Training vermutlich länger dauern würde, wollte ich nicht im Dunklen nach Hause radeln.

Ich war irgendwie nervös geworden, als ich seine Nachricht sah, aber ich versuchte dieses Gefühl zu ignorieren.

Mein Plan war heute Abend endlich mal mehr mit Mike zu reden und den wollte ich mir wegen ihm nicht vermiesen lassen. Das mit ihm war nur eine Spinnerei meines Unterbewusstseins, was wohl zu viel Sonne abbekommen hatte. Wenn man so viel Zeit miteinander verbrachte konnte das schon mal passieren.

Ich trug Wasserfeste Mascara auf, damit meine Augen etwas ausdrucksstärker waren und packte meinen schwarzen Bikini ein. Patrice hatte schließlich nichts davon gesagt, dass ich den roten Badeanzug tragen musste.

Andy stand um dreiviertel sechs vor meiner Haustür und ich war nervös, als ich meinen Rucksack packte und zu ihm nach draußen ging.

Weil ich Mike später sah.

Nicht wegen ihm.

„Und nervös?" fragte mich Andy als ich eingestiegen war und ich warf ihm einen ertappten Blick zu. Wusste er was ich gerade gedacht hatte?

„Wegen Training mein ich", sagte er weiter und ich schüttelte schnell den Kopf.

„Nein, gar nicht. Ich fand das Wellenbad schon als Kind cool."

„Ich weiß", antwortete er und fuhr los.

Mir wurde mal wieder bewusst, wie lange ich ihn schon kannte. Wir waren früher oft zusammen im Wellenbad gewesen, wo er mich wegen meiner Schwimmflügel, die ich ziemlich lange trug, aufgezogen hatte und mich später dann gerne getaucht hatte. Einmal hatte ich so viel Wasser mit Chlor geschluckte, das ich einen Tag lang Bauchweh hatte.

Alles was mein Bruder getan hatte war zu lachen, anstatt mir gegen Andy zu helfen.

Meine Mutter war nur auf einer Liege gelegen und hatte gelesen und mich nicht wirklich ernst genommen, nur mein Vater hatte Andy und Mason einmal ziemlich zu Recht gewiesen. Von da an hatten die beiden immer einen Bogen um mich gemacht und als ich Rory kennenlernte war die immer mit dabei und sie hatten sich nicht mehr zu uns her getraut.

This SummerWhere stories live. Discover now