Kapitel 18 - Love will always find a way

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„Ich kann dich nicht länger so leiden sehen.“ Er hatte einen seltsamen Ausdruck in den Augen als er das sagte und auch seine Stimme klang anders. „Es tut mir leid.“ Er sah mich noch kurz verletzt an, dann stand er auf und ging. Einfach so. Er lief einfach aus meinem Zimmer, zog hinter sich langsam die Tür zu und ein paar Wimpernschläge später konnte ich hören wie er den Motor anließ und davon fuhr.

Ich hatte es also geschafft. Ich hatte jeden von mir weggestoßen, obwohl mir keiner etwas böses wollte. Doch das war nicht einmal meine Absicht gewesen. Ich wollte Logan doch nicht von mir wegtreiben, niemanden. Ob er zurückkommen würde? Ob er mich wie jeden Tag morgen wieder besuchte und mir mein Frühstück nach oben brachte? Ich hoffte es.

Doch er tat es nicht. Ich konnte nicht das vertraute Geräusch seines Motors hören, wie die Reifen den Kies unter sich knirschen ließen, wie er dann die Tür aufschloss und in Socken die Treppe hoch tippelte. Ich verlor jegliches Gefühl für Zeit oder Appetit, es war als verlor ich alles. Jetzt war nicht nur meine Mutter nicht mehr da, sondern Logan auch. Und ich konnte absolut nichts dagegen tun. Irgendjemand hatte wohl ein Problem damit wenn ich glücklich war und musste mir sofort alles wieder wegnehmen. Ich wusste zwar nicht dass es möglich war, aber ich fühlte mich tatsächlich noch leerer als zuvor. Gab es jetzt überhaupt noch einen Grund dass ich existierte? Ich bezweifelte es. Ich ließ ja niemanden mehr an mich ran, aber irgendwie konnte ich das nicht selbst entscheiden. Es war einfach so. Ich war in ein endlos tiefes Loch der Traurigkeit und Hilflosigkeit gefallen, aus dem ich es allein nicht heraus schaffte. Falls ich es überhaupt heraus schaffen konnte.

In den nächsten Tagen kam Logan nicht, niemand kam. Und niemand meldete sich. Wahrscheinlich hatte er das abgehakt. Vielleicht war das für ihn besser so, denn ich war nicht mehr dieselbe.

Doch dann hörte ich Schritte im Flur. War das vielleicht Logan? Aber ich hatte doch kein Auto gehört. Vielleicht war ich einfach so versunken in meine Gedanken gewesen.

Jemand klopfte an meiner Tür und öffnete sie dann. Mein Vater kam langsam ins Zimmer und setzte sich zu mir. „Hallo Prinzessin“, sagte er leise und sah mich verständnisvoll an. Mehr brauchte er nicht zu sagen, er umarmte mich einfach. Und ich schüttete ihm mein Herz aus, es war höchste Zeit dass ich das mal wieder tat. „Schlimm genug dass ich Mama verloren hab, aber jetzt ist Logan auch noch weg. Ich hab ihn einfach von mir gestoßen, genau wie Kendall und die anderen. Und ich glaube er kommt nicht zurück.“ Bei dem letzten Satz lief mir eine Träne über die Wange, die erste seit Wochen. Ich hatte aufgehört zu weinen, hatte aufgehört jegliche Emotionen zu zeigen. Und ich wusste nicht einmal so richtig warum. Vielleicht war das einfach meine Art mit Trauer umzugehen.

Mein Vater streichelte mir sanft über den Rücken und hörte mir aufmerksam zu. Als ich nichts mehr sagte, sah er mir in die Augen. „Ich glaube nicht, dass er für immer weg ist. Gib ihm etwas Zeit und dir auch. Zeit heilt alle Wunden.“, sagte er mit beruhigender Stimme und gab mir einen Kuss aufs Haar. Ich nickte nur. Er hatte Recht.

In den nächsten Tagen begann ich langsam, mein Zimmer wieder öfter zu verlassen. Jedenfalls um im Haus herumzulaufen, in die Wohnstube um fernzusehen oder vielleicht sogar manchmal um mir etwas zu essen zu holen. In den letzten Tagen hatte ich meinen Tiefpunkt erreicht, seit Logan nicht mehr da war war ich dort. Doch irgendwie schien ich ihn ganz langsam zu überwinden. Die Tatsache, dass Logan nicht mehr da war machte mich zwar total fertig, aber irgendwie stärkte sie mich auch. Denn etwas in mir trieb mich an. Ich war jetzt an der Reihe ihn zurückzugewinnen, er war immerhin die einzige Person die mein Leben noch lebenswert machte. Ich brauchte ihn und das wusste ich nun.

Nach ein paar Tagen der Stärkung hatte ich beschlossen, endlich wieder nach draußen zu gehen. Das Wetter war nicht gerade optimal, es regnete immer wieder, aber ich mochte Regen. Ich liebte es im Regen draußen herumzulaufen, es beruhigte mich irgendwie.

„Na, hast du beschlossen dich wieder nach draußen zu wagen?“, scherzte mein Vater. „Man könnte ja fast denken du bist ein Vampir, kommst nur bei schlechtem Wetter raus.“ Ich lief nur zu ihm und stieß ihn leicht in die Seite, daraufhin gab er mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin stolz auf dich.“ Ich lächelte nur, stieß die Tür auf und lief langsam nach draußen.

Es war wahnsinn wie gut mir die frische Luft tat, ich fühlte mich gleich um einiges besser. Ich atmete sie tief ein und füllte meine Lunge mit frischem Sauerstoff, es musste sich für sie wie süßer Honig anfühlen.

Ich lief allein ein paar Straßen entlang, überlegte, was ich zu Logan sagen könnte. Doch ich fand einfach keine passenden Worte. Vielleicht waren ja auch keine Worte nötig. Oder vielleicht wollte er mich nicht mehr. Er hatte sich seitdem ja nicht mehr gemeldet. Moment... ich hatte mein Handy ja auch seit Ewigkeiten nicht mehr angeschaltet. Aber das hatte er vorher gewusst. Ich seufzte. Was würde ich denn ohne ihn tun? Wo wäre ich ohne ihn? Wahrscheinlich nicht mehr hier. Er hatte mir immer so viel Kraft gegeben. Es war mir schleierhaft wie ich ihn so abweisen konnte. Aber leider konnte ich das jetzt nicht mehr ändern.

Es fing langsam an etwas zu nieseln, ich sah in den Himmel. Es wurden immer mehr Regentropfen, aber ich lief achtlos weiter. Ich trug immerhin einen Pullover der mir etwas zu groß war, der würde nicht so schnell durchnässen. Außerdem konnte man dadurch nicht erkennen dass ich etwas abgenommen hatte. Meine Beine versteckte ich nicht, ich trug nur eine kurze Jogginghose. Ich konnte spüren, wie die kühlen Regentropfen meine Beine hinunter rannten, fast als veranstalteten sie ein Wettrennen wer als erstes unten war und in meine Socken sickern konnte. Auch meine Haare wurden strähnig vom Regen und es dauerte nicht lang, bis sie davon trieften als hätte ich gerade geduscht. Und doch störte mich dieses Gefühl der Nässe irgendwie nicht, es tat fast schon gut. Es war einfach angenehm.

Ich lief langsam immer weiter, bis ich vor Logans Haus stand. Ich wusste nicht ob er zu Hause war, ich hoffte es einfach. Schritt für Schritt näherte ich mich, bis ich vor der Tür stand. Über mir war ein Dach, ich wurde nicht mehr nass. Langsam ließ ich meine Finger über das Klingelschild streifen und drückte schließlich zu. Es spielten sich so viele Szenen vor meinem inneren Auge ab, ich ging alles durch was passieren könnte. Mein Herz schlug langsam immer höher und ich wurde unsicher. Vielleicht sollte ich lieber wieder gehen. Ohne es wirklich durchdacht zu haben, machten sich meine Beine auch schon selbstständig und schlugen den Rückweg ein. Doch ich blieb prompt stehen und drehte mich langsam um, als ich hörte wie hinter mir die Tür geöffnet wurde. Logan stand nur da und sah mir in die Augen, ich wusste nicht wie er reagieren würde, ob er überhaupt reagieren würde. Er trat nur langsam heraus und kam dann immer schneller auf mich zu, er zog mich an sich und flüsterte nur erleichtert: „Gott sei Dank.

Wieder drückte ich mein Gesicht gegen ihn und schloss die Augen, ein oder zwei Tränen konnte ich nicht unterdrücken, die fielen bei dem Regen allerdings nicht auf, da mein Gesicht sowieso nass war. Vorsichtig löste er sich von mir und legte seine Hände an meine Wangen, um die Tränen wegzuwischen. Auch er hatte wässrige Augen, das konnte ich genau sehen. Doch er lächelte. Er sah mir wieder so tief in die Augen dass ich mich darin verlieren musste, dann küsste er mich. Wir hatten uns so lange nicht mehr geküsst, es fühlte sich so gut an. Als wir uns lösten, lächelten wir beide. „Es tut mir so leid dass ich dich so von mir weggetrieben habe... aber ich-“ - „Ist schon gut. Ich hab auch nicht richtig gehandelt aber wer tut das schon? Die Hauptsache ist, dass du wieder bei mir bist und ich bei dir. Und ich schwöre dir, das wird sich nie mehr ändern.“

Live your life like it's a vacation [BTR-FF]Where stories live. Discover now