Prolog

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Hey Leute,

dies ist eine Partnerfanfiktion mit Xemerius13, die ihr auf Fanfiktion.de finden könnt :D

http://www.fanfiktion.de/u/Xemerius13

Ich habe Lilly's Part geschrieben und Xemerius13 hat Lu's Part geschrieben.

Viel Spaß beim Lesen!

Lilly:

Die Stille.

Die Stille ist es, die dir den Verstand raubt und dich allmählich, quälend langsam, wahnsinnig macht.

Ich kenne jede noch so kleinste Ecke meiner Zelle in- und auswendig, aber das ist ja kein Wunder wenn man nun schon seit mehreren Wochen, gar Monaten, hier verharren muss, und wartet. Wartet auf den Tod.
Ich habe schon vor langer Zeit mein Zeitgefühl verloren, und das Einzige auf das ich hoffe, war die Erlösung von dieser Qual. Von der Einsamkeit und der Ungewissheit, wann ich endlich volljährig und damit gefloatet werde. Und am allermeisten von der Stille. Früher, als kleines Mädchen, hätte ich nie gedacht dass ich einmal im Gefängnis landen würde. Ich war ein glückliches Kind das nie etwas böses tat und immer nett zu allen anderen war. Damals hatte ich noch einen Traum, den ich um alles in der Welt in Erfüllung gehen lassen wollte. Ich habe immer gehofft, eines Tages die Erde mit meinen eigenen Füßen betreten zu dürfen, und nicht nur in Gedanken oder in Träumen. Ich wollte die Wälder sehen, sie durchstreifen, über Flüsse wandern und die Vögel zwitschern hören. Meine Mutter hatte mir immer Geschichten von der Erde erzählt, aus Büchern vorgelesen, die von Helden handelten, von Märchen und von Sagen, damals, bevor der Atomkrieg ausbrach und alles Leben auf der Erde auslöschte. Okay, fast alles. Ich war der festen Überzeugung, dass es da draußen auf dem blauen Planeten noch leben gab, und das wollte ich der Ark beweisen wenn ich groß war. Ich wollte die Erde sehen und allen Bewohnern unseres Raumschiffes zeigen, dass wir wieder zurück auf unseren Planeten kehren können und ihn wieder bevölkern, wie wir Menschen es früher taten. Ich wollte sie nach Hause bringen. Stattdessen sitze ich hier und habe mich längst damit abgefunden auf die Erde zu reisen und meinen Traum in Erfüllung gehen lassen. Ich habe schon immer dieses Raumschiff gehasst, diese Beklemmung, auf engem Raum mit so vielen anderen Menschen zu sein, die fehlende Natur, die kalten und beengenden Stahlwände. Und dann war da noch dieses F**king System und der Rat.

Von meiner Zelle aus habe ich einen guten Blick auf die Erde, es ist eine der wenigen Einzelzellen, die ein, wenn auch winziges, Fenster besaßen. Ich schaue oft voller Sehnsucht hinunter auf die grün-blaue Kugel, wie sie in der endlosen Weite des Universums still und leise schwebt, während die Sonne sie bestrahlt. Das tue ich oft, einfach dasitzen und aus dem Fenster starren, während die Erde sich dreht und die Sterne unermüdlich leuchten.

Die restliche Zeit verbringe ich damit, zu zeichnen. Die Wände meiner Zelle sind bestückt mit Zeichnungen von Tieren, Pflanzen und Landschaften, die mir im Gedächtnis geblieben sind von den Zeiten, an denen meine Mutter mir aus Büchern von der Erde vorlas und ich mir dabei die kleinen Bilder, die in sie zur Illustration für kleine Kinder gemalt worden sind, voller Staunen bewunderte. In meiner scheinbar endlosen Zeit im Gefängnis kann ich mir jedes Bild wieder ins Gedächtnis rufen und dann an die Wände zeichnen, während ich mich an die Geschichten von damals erinnere. Das größte Bild aber nimmt die Abbildung eines Waldes ein, das ich über mein Bett gemalt habe.

Es zeigt eine Lichtung, tief verborgen in der Natur, in der ein kleiner Bach fließt und über der ein voller Mond abgebildet ist. Der Mond ist eins der weiteren Dinge, die ich von meinem Fenster aus betrachten kann. Aber ich habe immer das Gefühl, dass auf dem Bild irgendetwas fehlt. Meine Hände gleiten unter die dünne Matratze auf dem viel zu schmalen Bett und streifen suchend umher, bis sie etwas festes ergreifen können, das ich dann langsam mit meinen Fingern unter der Matratze hervorziehe. Es sind zwei Kohlestücke, mit denen ich die Zeichnungen an meinen Wänden anfertigte und mir so die Zeit vertrieb, von der ich wünsche, sie würde schneller vergehen. Ich wollte ganz sicher nicht sterben, aber ich wollte auch nicht hoffen, auf ein Wunder vielleicht, und später enttäuscht sein, wenn das Wunder dann doch nicht eintrifft.

The 100- Pain makes you stronger.Where stories live. Discover now