Teddybär - Müllcontainer - Katze - Friedhof - McDonalds

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Der kleine, karamellfarbene Teddybär schaute neugierig hinter einem Müllcontainer hervor. Sein Knopfauge, das nur noch an einem einzelnen Faden hing, schaukelte gegen den Körper des Teddys, als er sich ruckartig zurücklehnte um dem Blick eines Menschen zu entgehen. Warum hatte Nathalie ihn hier abgesetzt? Hier zwischen Bananenschalen und leeren McDonalds Verpackungen liegen gelassen? Langsam lehnte sich der Bär wieder nach vorne. Eine kleine Träne kullerte aus seinem gesunden Auge. Sie war, so wie bei allen Plüschtieren aus braunem Wasser. Nicht wie bei Menschen aus durchsichtigem, klarem Wasser. Nathalie. Seine geliebte Nathalie hatte ihn hier einfach ausgesetzt. Er war vollkommen alleine. Es war bereits spät gewesen, als Teddy aufgewacht war und mittlerweile war die Sonne bereits untergegangen. Langsam schlüpfte der Plüschbär aus seinem Versteck, einer leeren Chicken McNuggets Schachtel. Der leichte Wind der ihm die kühle Nachtluft übers Gesicht wehte, lies sein loses Auge schaukeln. Teddy schwang sich über den Rand des Müllcontainer und landete mit einem dumpfen ‚Puff! ‘ auf dem regennassen Asphalt. Mühsam richtete er sich auf. Steifbeinig wankte er aus der Gasse. Er starrte nach oben. Zu Nathalies Fenster. Nathalie. Sie  hatte Teddy verraten. Ihn gegen einen neuen Teddybären getauscht. Einfach so. Ohne mit der Wimper zu zucken. Teddy wandte den Blick ab. Plötzlich ertönte ein leises Kratzen. Wie Krallen die über den Boden scherten. Da! Das war doch Marie! Die Katze von Nathalie! „Marie!“ rief Teddy. Marie drehte sich um. „Teddy! Was machst du denn hier draußen? Marie macht sich bestimmt schon Sorgen um dich!“ „Nathalie macht sich keine Sorgen um mich. Sie hat mich weggeworfen.“ Marie starrte Teddy einen kurzen Moment erschrocken an. „Ich hab eine Idee! Kletter auf meinen Rücken.“ Teddy kletterte auf Maries Rücken. Es sah aus würde sich eine Holzpuppe bewegen, doch Teddy war ein Teddy. Er war nur nicht mehr sonderlich gelenkig mit seinen 6 Jahren Lebenserfahrung. Sobald Marie das Gefühl hatte Teddy sitze halbwegs gut auf ihrem Rücken, trabte sie los. Sie wusste genau wo sie hinmusste. Die graue Tigerkatze war den Weg zum ‚Friedhof der Kuscheltier‘ schon sooft gelaufen, dass sie ihn in und auswendig kannte. Marie verlangsamte ihre Schritte und Teddy plumpste von ihrem Rücken. Er atmete schwer. „Marie? Wo sind wir?“, keuchte er. „Das ist der ‚Friedhof der Kuscheltiere‘. Hier leben alle Kuscheltiere die von ihren Besitzern verstoßen wurden. Da kommt auch schon dein Empfangskomitee!“ Marie hatte recht. Da kamen tatsächlich mehrere Kuscheltiere die kleine Erhebung vor ihnen hinunter. Teddy rappelte sich auf. Er atmete immer noch schwer und obwohl die Fremden immer noch weit entfernt waren, konnte Teddy sie nun erkennen. Es waren 3 an der Zahl. Ein Schaf, das wohl irgendwann einmal weiß gewesen sein musste, ein Kaninchen mit nur einem Ohr und ein Teddybär mit mehreren Löchern. „Hallo. Bist du auch verstoßen worden?“, fragte der Hase. Teddy nickte schwach. „Na dann, komm mit wir zeigen dir alles, was wir uns hier aufgebaut haben.“ Damit fassten der Hase und das Schaf Teddy an den Armen und zogen ihn mit sich auf den ‚Friedhof der Kuscheltiere‘, der wie Teddy kurz darauf bemerkte, gar kein so schlechter Platz zu sein schien. Die Kuscheltiere hier waren viel freundlicher, als die in seinem alten zuhause und das Gras war auch irgendwie kuscheliger. „ Hier werde ich es sicher aushalten“, dachte Teddy.

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