Fantasy - Blut - Fernseher - Weihnachten - Kaktus

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 „Was soll das eigentlich bringen Halloween-Filme zu Weihnachten zu spielen?“, nörgelte meine Schwester, die neben mir auf der Couch lümmelte, Chips in sich reinstopfte und gelangweilt auf den Bildschirm starrte, auf dem gerade eine Szene mit besonders viel Blut aus dem Film ‚Blutmond’ zu sehen war. „Naja, keine Ahnung… vielleicht wollen sie dass sich die Leute sich noch einmal richtig gruseln bevor sie ihre Geschenke aufmachen…“ „Oder ihr Kalender ist falsch gedruckt…“ Ich prustete Popcorn aus dem Mund. Sarah starrte mich verwirrt an. „Was war daran grad so lustig?“, fragte sie. „Ach, eigentlich nichts, aber du weißt ja, dass ich über so ziemlich alles lachen.“ Ich schaufelte mir eine neue Hand Popcorn in den Mund. „Pass auf, dass du das nicht machst wenn du trinkst. Mum bringt uns um wenn wir die Couch einsauen.“ „Jaja, schon gut. Ich geh noch etwas Popcorn holen.“ Ich ging in die Küche und wollte mir gerade Popcorn aus dem Beutel in meine Schüssel leeren als ich plötzlich ein Geräusch an der Hintertür hörte. Ich lauschte. Es war wieder vollkommen still. Ich drehte wohl durch, kein wunder wenn man in der Wüste Nevadas wohnt und nur von Kojoten, Kakteen und verrückten Schwestern umgeben ist. Trotzdem drehte ich den Schlüssel noch einmal um, damit auch ja kein Kojote hereinkommen und Sarah und mich erschrecken konnte. „Melissa! Komm endlich! Die Story wird gerade endlich mal etwas Fantasy mäßiger!“ Ich schnappte mir meine Schüssel und schlurfte zurück ins Wohnzimmer. Ich ließ mich auf die Couch plumpsen und starrte gespannt auf den Fernseher. Die Hauptfigur schlich sich gerade an einen bösen Vampir heran. Plötzlich ging das Licht aus. „Och neeeee!“, schnaufte Sarah. „Jetzt wo es spannend wird gibt’s nen Stromausfall.“ Ich sah das ganze weit weniger gelassen. Ich hatte das Gefühl, dass wie nicht alleine im Haus waren. Jemand, oder ETWAS war hier im Haus. Jemand, oder Etwas atmete schnaufend. Jemand, oder ETWAS stand hinter der Küchentür. „Sarah….“, flüsterte ich und drehte mich zu meiner Schwester. Ich begann zu kreisen. Meine Schwester lag auf der Couch. Aus ihrer Brust ragte ein Messer. Oh Gott! Was soll ich bloß machen? Dieses etwas, ich war mit mittlerweile sicher, dass es ein etwas war, hatte meine Schwester ermordet. Oder war sie noch gar nicht tot? Konnte ich noch einen Krankenwagen rufen der sie rechtzeitig in ein Krankenhaus bringen würde? Nein. Sie atmete nicht mehr. Ich konnte zwar nicht erkennen wie tief das Messer in ihrer Brust steckte, aber ich konnte erkennen dass sie nicht mehr atmete. Ich sah mich ängstlich im Raum um. Wo war dieses etwas? Die Hintertür war offen und ich konnte sehen wie ein Träger klumpen versuchte sich hinter einem Kaktus zu verstecken. Ich stürmte in die Richtung wo ich das etwas gesehen hatte. Hier war nichts mehr! Nicht einmal eine Spur! Ich konnte logischerweise nicht so gut sehen, da die einzige Lichtquelle der Vollmond am Himmel war, also war es gut möglich, dass ich einen Hinweis auf den Verbleib des etwas nicht sehen konnte. Ich drehte mich einmal im Kreis. Als mein Blick Richtung Mond gerichtet war erschrak ich. Der Vollmond war blutrot. Es war ein Blutmond! Ich stürmte, oder besser ich stolperte, zurück zum Haus. Als ich die Küche betrat gingen die Lichter so plötzlich an, wie sie aus gegangen waren. Der Mond war wieder weiß, Das etwas längst außer Sicht. Es war wohl doch einfach geflüchtet, jedenfalls hatte ich es am Horizont verschwinden sehen. Alles was noch auf das eben Geschehene hindeutete war die Leiche auf der Couch. Die Leiche von meiner Schwester. Ermordet am Weihnachtsabend lag sie noch dort drinnen.

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