Chapter 14 (Tw)

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Es ist Mittwoch. In letzter Zeit liege ich so gut wie jeden Morgen zwei Stunden bevor der Wecker klingelt wach. Ich stehe auf, schaue in den Schrank. Ziehe ich heute ein t-shirt an? Hm Nein, geht nicht. Also wird es ein braunes Sweatshirt. Dazu noch eine lockere Jeans und converse.

Wie jeden Morgen kommt Darcy vorbei und wir frühstücken eine Kleinigkeit. Dann fahren wir mit dem Rad in die Schule. Mit dem Fahrrad, welches vor der Praxis von Max Potter steht. Wie kann man denn so verpeilt sein und das vergessen? Na super, dann nehme ich eben das Fahrrad von Mum. Wir fahren also los. Manchmal steigen wir auch ab, wenn wir noch genügend Zeit haben. Dann quatschen wir. Ist doch viel besser als zu früh in der Schule zu sein.
Heute bin ich sehr dankbar zu früh dran zu sein, denn das Fahrrad von Mum ist mir etwas zu groß und ich komme nicht richtig an die Pedale dran.
Wir schieben also den restlichen Weg und reden.
<<Fay ist hier.>> Ist das einzige was ich rausbringen kann.
<<Nicht dein Ernst? Was will sie hier?>>
Darcy ist die einzige, der ich damals von Fay erzählt habe, aber einige Dinge habe ich weggelassen.
<<Ich weiß es nicht. Ich habe sie nur zufällig am Marktplatz gesehen, vielleicht ist sie nur zu Besuch.>>
<<Hoffen wir es.>>

~~~c.a 1 Jahr zuvor:~~~

Es ist ein warmer Sommerabend und die Campleiterin Tara trommelt uns alle zusammen und wir gehen ans Lagerfeuer. Darcy ist gestern abgereist, weil sie sich am Knöchel verletzt hat. Die nächsten zweieinhalb Wochen muss ich das hier alleine durchstehen.
Ich fühle mich unwohl ohne Darcy.
Wir machen Stockbrot und Grillen Würstchen, so wie wir es jeden Abend im Camp Nova tun.
Camp Nova war wirklich immer ein sehr besonderer Ort für Darcy und mich, denn seit dem wir klein sind fahren wir jedes Jahr hier her.
Die Zelte sind mit bunten Winpelketten und Lichterketten verziert und jedes Zelt hat seinen eigenen Namen. Ringsum umgibt uns die wunderbare Natur mit samt ihren Seen und Flüssen.

Doch dieses Jahr sollte alles anders werden, weil Fay und ihre Freunde da sind. Eine ganz spezielle Freundesgruppe, welche nur wert auf ihr äußeres legt und auch sonst kein Interesse an Campaktivitäten zeigt. Ich hatte immer das Gefühl alle wurden von ihren Eltern gezwungen hier zu sein. Anfangs gab es die Gruppe von Fay und den Rest, am Ende gab es die Gruppe von Fay und mich. Alle schlossen sich nach und nach Fay an. Sie war sowas wie die Anführerin von Nova.

Am besagten Abend gehe ich noch einmal auf die Toilette. Ich wasche anschließend meine Hände und schließe die Tür hinter mir.
Plötzlich sehe ich nichts mehr und ich versuche zu schreien, doch jemand hält mir etwas vor den Mund. Viele Hände packen mich und tragen mich fort. Ich versuche mich zu wehren, zwecklos. Alles treten, schlagen, kratzen und strampeln bringt nichts. Es sind einfach zu viele.
Eine gefühlte Ewigkeit später wird mir endlich der Stoff vor den Augen weggerissen. Ich liege vor einer Grube und ehe ich mich versehe werde ich von hinten reingeschubst. Ich weiß nicht wie tief es war. Der Fall hat sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt und der Aufprall war hart. Ich blicke nach oben. Um die Grube haben sich mindestens 15 Personen versammelt. Sie lachen mich aus. Es ist Fay mit ihren Freunden.

<<Mal sehen, wie du da wieder rauskommst.>>
<<Sie hat es nicht anders verdient.>>
<<Deine Mutter hätte dich lieber abtreiben sollen.>>

Noch viele weitere Beleidigungen folgen. Alles bekomme ich nicht mehr mit. Mein Bewusstsein lässt mich im Stich. Und das war erst der Anfang.

~~~

<<Wir sehen uns dann nachher. Pass auf dich auf.>> Wir verabschieden uns und jeder geht in seinen Kurs.
Ich habe als erstes Deutsch bei Mr. Jackson. Obwohl wir ebend noch so viel Zeit hatten bin ich etwas zu spät dran und Mr Jackson ist gerade dabei die Stunde zu beginnen. Schnell setze ich mich auf meinen Platz. Luka dreht sich zu mir.
Ich schüttel den Kopf. Ich weiß ganz genau, was er wieder möchte und bevor ich wieder nicht meinen Mund halten kann, will ich gar nicht erst wissen worum es geht. Der Berginn der Stunde ist mit Mr Jackson immer etwas chaotisch, weil jeder seine Entschuldigungen abgibt und dann immer noch organisatorisches geklärt werden muss. Auch ich gehe nach vorne und gebe mein Attest von Max ab. Mr Jackson fängt mit dem richtigen Unterricht an und gibt uns dann eine Aufgabe. Währenddessen bearbeitet er immer unsere Entschuldigungen und trägt alles in das Schuleigene System ein. Dann gibt er uns unsere Zettel wieder zurück. Er bittet mich wieder mal vor die Tür.

<<Erlassen sie mir meine Attestpflicht?>> Frage ich ihn auf dem Weg nach draußen.
<<Ja, wie versprochen, aber darum geht es nicht.>> Erleichtert atme ich durch, weil eine Attestpflicht mein Leben echt erschwert hätte.
<<Wir bekommen nächste Woche eine neue Schülerin. Sie kommt eigentlich in die 10.Klasse, aber die sind auf Klassenfahrt.>>
<<Und Sie denke, ich kann die neue rumführen?>> Unterbreche ich ihn.
<<Genau das war meine Idee. So wie ich dich kenne, kennst du die meisten Schüler gut und kannst ihr vielleicht helfen sich schneller einzugewöhnen.>>
<<Wie heißt sie?>>
<<Fay Silverstone. Sie ist gerade frisch hierhergezogen und....>> Ich unterbreche ihn erneut. <<Das geht auf keinen Fall.>> Ist der einzige Satz den ich herausbekommen kann.
Ich muss mich schützen.
<<Ähm...Warum denn nicht? Kennt ihr euch?>> Fragt er neugierig.
<<Willow, geht es dir gut? Du bist ganz blass.>>
Mr Jackson klingt irgendwie besorgt.
<< Nein, alles gut.>> Gar nichts ist gut.
Fay, ausgerechnet Fay kommt an meine Schule.

Es klingelt, die Stunde ist vorbei und ich gehe in die Klasse zurück. Wie in Trance gehe ich zu meinen Platz und packe mein Zeug ein.
<<Boa, hast du etwa einen Geist gesehen?>> Luka kommt zu mir und schaut mir ins Gesicht.
<< Was wollte er von dir? Dich kann doch sonst nichts aus der Fassung bringen.>>
<< Wir bekommen eine neue und ich kann sie nicht leiden.>> Sage ich.
<<In unseren Jahrgang?>>
<< Zum Glück nicht. Sie ist schon in der 10.Klasse. Mr Jackson möchte nur, dass ich ihr die Schule zeige, weil die 10er sind ja auf Klassenfahrt.>> Sage ich nun.

<<Wenn eine Willow sie hasst, muss sie ja richtig mies sein.>> Entgegnet Luka.
<<Lass dich nicht von ihr täuschen.>> Ich beende das Gespräch und gehe zur Tür.

Mr Jackson winkt mich noch kurz zu ihm rüber.
<<Willow, ich möchte ehrlich mit dir sein. Fay hat gefragt, ob du auf diese Schule gehst, weil sie dich kennt. Sie würde sich nicht so alleine fühlen, wenn sie schon jemanden an ihrer Seite hat. Überlegst du dir das nochmal? Ich frage dich Freitag nochmal.>>

<<Da gibt es nichts zu überlegen.>> Zische ich.
<<Ich muss weiter. Ich komme noch zu spät.>> Ich gebe Luka ein Zeichen und wir gehen zum nächsten Unterricht.

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