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„Lando und Oscar fahren für McLaren. Jungs, das ist Chloé."

Mir wurde kotzübel, als ich weiterhin auf Lando starrte. Das durfte doch wirklich nicht wahr sein. Ich war drauf und dran mich in diesen Jungen zu verlieben und jetzt das?
Mich störte es weniger, dass er mich angelogen hatte. Klar war es nicht nett und wenn er von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte, hätten wir das alles vermeiden können. Aber die Tatsache, dass er auch einer von diesen 20 lebensmüden Idioten war, war deutlich schlimmer.
Charles und Arthur würde ich, trotz deren Beruf, nicht aus meinem Leben streichen, sie waren wie Familie. Aber ich konnte zumindest verhindern nochmal jemanden in meine Nähe zu lassen.
Auch wenn ich seit dem Unfall auf keinem Rennen war, hatte ich gelernt mit der Angst um die Leclerc-Brüder irgendwie umzugehen. Nochmal würde ich das vermutlich nicht schaffen.

Ich nickte lediglich zur Begrüßung und auch Lando schien nicht recht zu wissen, wie er sich verhalten sollte. Schnell wandte ich mich von den beiden Neuankömmlingen ab und erntete nur einen verwirrten Blick von Charles. Ich mich nach einem freien Platz um, um der Situation so schnell wie möglich zu entkommen. Zu meinem Glück war neben Lewis noch genau ein leerer Stuhl und das auch noch am anderen Ende von den restlichen freien Plätzen. Perfekt um möglichst viel Abstand zwischen Lando und mich zu bringen. Charles war noch immer etwas verwirrt, nahm es aber mit einem Schulterzucken hin und gesellte sich zu Pierre und Kika.

Der Blick des jungen Briten brannte sich von der anderen Seite des Tisches förmlich in mich und ich hatte wirklich Probleme damit ihn zu ignorieren. Die letzten Tage hatte ich mich immer wieder in seinen Augen verloren, die je nach Licht immer eine andere Farbe zu haben schienen. Jetzt versuchte ich ihnen möglichst nicht zu begegnen.
Es war wirklich lächerlich, dass ich mir gerade die ein oder andere Träne verkneifen musste. Aber ich konnte einfach nichts dagegen tun. Ich hatte mich wirklich schon lange nicht mehr so unbeschwert und glücklich gefühlt wie in seiner Gegenwart. Und jetzt machte mir meine Vergangenheit und diese beschissene Angst, dass sie sich wiederholen könnte, einen Strich durch die Rechnung.

Ich konnte seine Präsenz in jeder Faser meines Körpers spüren und es kostete mich eine Menge Kraft mich stattdessen auf das Gespräch mit Lewis zu konzentrieren. Zumindest bis mein Handy, das ich vor mir auf dem Tisch liegen hatte, aufleuchtete. Sofort sprang mir das orangene Herz ins Auge, das Lando irgendwann selbst mit in seinen Kontakt eingespeichert hatte. Jetzt war mir natürlich auch klar warum orange. Zu dem Zeitpunkt fand ich seine Aktion wirklich süß, jetzt drehte sich mir der Magen um.
Schnell schnappte ich mir mein Handy, bevor irgendjemand sonst den Namen auf dem Display lesen konnte.

Können wir nachher reden?

Sein Blick bohrte sich in mich, aber ich legte mein Handy einfach wieder weg.

Wieso brach gerade ein Stück von meinem Herz?

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„Bist du sicher, dass du nicht mit willst?" Charles sah mich fragend an, aber ich nicke lediglich. Die Anderen wollten noch feiern gehen, aber ich wollte einfach nur noch nach Hause und den Abend heute vergessen. „Okay, was ist los Chloé? Du bist den ganzen Abend über schon total seltsam und ruhig gewesen. Und jetzt komm mir nicht mit es ist nichts. Dafür kenn ich dich zu gut." Abwartend verschränkte er die Arme vor der Brust. Seufzend sah ich mich um, um sicher zu gehen, dass die anderen alle weit genug weg waren. Mein Blick blieb kurz an Lando hängen, der mit gesenktem Kopf an einem, vermutlich seinem, McLaren lehnte und sich durch die braunen Locken fuhr. Gott, wie sehr ich diese Locken mochte...

„Der Typ den ich kennengelernt habe..." „Was hat er gemacht? Soll ich ihm eine reinhauen?" Charles war sofort in Alarmbereitschaft, was mir dann doch ein kleines Schmunzeln entlockte. „Lass mich doch erst mal ausreden. Naja, also der Typ war heute auch da..." Im schwachen Schein der Laternen konnte ich sehen wie der junge Monegasse geschockt die Augen aufriss. „Wer?" Mein Blick wanderte wieder zu dem McLaren auf der anderen Straßenseite. „Lando?" Ich nickte und musste gar nicht weiter reden. Charles wusste ganz genau was gerade in mir vorging. „Du wusstest nicht, dass er in der Formel 1 ist, oder?" Dieses mal schüttelte ich den Kopf. Wenn ich es gewusst hätte, wäre es nie über unser Pizza-Date hinausgegangen.
Ohne lange zu überlegen zog mich Charles hinter sich her zu seinem Ferrari, der gerade von einem Angestellten vorgefahren wurde, und verfrachtete mich auf den Beifahrersitz ehe er selbst einstieg und losfuhr. „Was machst du denn? Ich hätte einfach ein Taxi nehmen können." „Ich will kurz mit dir reden ohne Gefahr zu laufen, dass morgen alles in der Presse breitgetreten wird." Das klang plausibel. Die meisten Paparazzo waren zwar schon weg, aber man wusste nie, wo sie sich versteckten oder ob sich doch noch einer zwischen die noch wartenden Fans gemischt hatte.

„Also, jetzt alles von Anfang an." Ich atmete einmal tief ein und aus und begann zu erzählen. Von unserem Zusammenstoß, dem Pizza-Date, den ganzen Anrufen und Nachrichten, dem Tag an dem er am Flughafen auf mich gewartet hatte und mir die Küche eingeräumt hatte, bis hin zu unserem Fast-Kuss und der Übernachtung auf meinem Sofa.
Die ganze Zeit hatte ich Tränen in den Augen, aber dennoch ein Lächeln auf den Lippen. Charles hörte die ganze Zeit aufmerksam zu und selbst als ich fertig war, blieb er noch einen Moment lang still. Wahrscheinlich musste er erst darüber nachdenken was er zu mir sagen konnte und wollte. „Wow, das ist eine ganze Menge in der kurzen Zeit." Ich nickte lediglich, was sollte ich schon groß dazu sagen?
Charles parkte vor meiner Wohnung und drehte sich leicht in seinem Sitz, um mich besser anschauen zu können. „Ich kann dir nicht vorschreiben und ich kann dich zu nichts zwingen. Ich kann dir nicht sagen scheiß auf deine Angst und ich kann dir erst recht nicht versprechen, dass nie etwas passieren wird. Aber was ich dir sagen kann ist, dass Lando ein wirklich toller Kerl ist und dass die Autos seit, und vor allem auch wegen Jules viel sicherer geworden . Und außerdem ist die Wahrscheinlichkeit höher von einem Bus überfahren zu werden als in einem Rennen zu crashen." „Ja, weil es auch deutlich mehr Busse als Formel 1 Autos gibt.", lachte ich woraufhin er nur abwehrend die Hände hob und auch grinste.

„Was ich damit sagen will... Ja, du hast Angst. Und ich glaube das versteht auch jeder. Aber du akzeptierst es auch bei Arthur und mir. Außerdem bist du heute über deinen Schatten gesprungen. Nimm dir einfach ein paar Tage Zeit und denk darüber nach."

racing hearts - LN4Where stories live. Discover now