Kapitel 11

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~ Amelia ~ 

Ich hatte es tatsächlich geschafft, ihn zu besiegen und mein Messer zurückzubekommen. Ich konnte es fast nicht glauben und wurde im nächsten Moment von einem unglaublichen Hochgefühl erfasst. 

Aiden rieb sich verstohlen die Brust und er tat mir fast ein bisschen Leid. Ich trat vor ihn und verbeugte mich, um ihm meinen Respekt als Krieger zu zeigen. Er sah mich mit einem unergründlichen Blick an und tat es mir gleich. 

Dann drehten wir uns wieder um und sahen zum ersten Mal die Gesichter unseres Publikums. Ich hatte sie während des Kampfes komplett ausgeblendet und mich nur noch auf den Kampf fokussiert. Es gab sehr verschiedene Reaktionen darauf. 

Die meisten Kandidatinnen sahen mich ziemlich wütend an, einige hatten die Arme verschränkt. In Savannahs Augen meinte ich, kleine Flammen tanzen zu sehen. Die Königin war die einzige, die lächelte. Und es war keineswegs ein falsches Lächeln, sondern ein echtes, das ihre Augen erreichte. 

Der Gesichtsausdruck des Königs jedoch war unergründlich. Er sah nicht direkt böse aus, aber auch nicht freundlich. Calder sah gelangweilt zur Seite und Nicolas musterte mich mit verkniffenem Mund. Aiden hielt mir den Ellbogen hin und führte mich zurück zur Tribüne. Es gab keinen Applaus. 

"Habe ich dich verletzt?", fragte ich leise und konnte kaum die Sorge in meiner Stimme verstecken. 

Aiden schüttelte hastig den Kopf. "Ich bin hart im Nehmen." 

Zweifelnd musterte ich ihn, doch ließ es dabei. Wenn ihm etwas fehlte, würde er später sicher auf die Krankenstation gehen. 

Savannah warf mir mörderische Blicke  zu und ich konnte mir gut vorstellen dass ich mit der heutigen Aktion bei ihr unten durch war. Als ich wieder Platz genommen hatte, fiel mein Blick auf Madame Bouchard, die sich hastig Notizen auf ihrem Klemmbrett machte und dann aufsah. 

Ihr Blick ging mir durch und durch und ich wusste nicht, ob sie enttäuscht oder wütend war. Wahrscheinlich beides auf einmal. Doch ich hatte mit solchen Reaktionen gerechnet und immerhin hatte ich Aiden nun eine Lektion erteilt und mein Messer zurück.

*  *  *

Die nächste Selection stand an und meine Zofen waren in heller Aufruhr. Die Nachricht von meinem Kampf gegen Prinz Aiden hatte sich im Palast wie ein Lauffeuer verbreitet. Was ich außerdem nicht bedacht hatte: Es waren Kameras bei dem Talentwettbewerb anwesend gewesen und die hatten den kompletten Kampf gefilmt. 

Ich war mir fast sicher, dass ein Ausschnitt davon beim heutigen Bericht gezeigt werden würde. Ich war allein auf meinem Zimmer und meine Zofen wuselten um mich herum, um mich fertig zu machen. 

Beatrice kämmte gerade meine Haare und steckte einige der vorderen Strähnen an meinem Hinterkopf fest, während Mary halb im Kleiderschrank verschwunden war und mir ein Kleid für den heutigen Abend heraussuchte. Ich hoffte, sie hatten nichts allzu dramatisches geplant. 

Meine Hoffnungen wurden jäh enttäuscht, als Mary ein Kleid hervorholte und auf dem Bett ausbreitete, dass einfach nur atemberaubend war. Das Oberteil war komplett schwarz und der Rock floss förmlich zu Boden. Ab der Taille mischte sich das schwarz mit weiß und sorgte dadurch für einen dramatischen Effekt. 

Mit großen Augen sah ich meine Zofen an. "Das kann ich doch nicht anziehen, das ist viel zu auffällig!"

"Bedenke, dass Kleider auch Waffen sein können", sagte Mary.
"Klar. Hallo? Das ist als würde ich mit einem juwelenbesetzten Schwert zum Bericht erscheinen."

Beatrice legte den Kopf schief. "Ich denke du weißt, was sie meinte. Und du weißt insgeheim auch, dass sie recht hat." Ich seufzte. Wenn ich schon ging, konnte ich es auch ordentlich krachen lassen. 

SelectionWhere stories live. Discover now