Kapitel 73

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Belle

Schon lange hatte ich mich nicht so geborgen und wohl gefühlt. Die Welt um uns ging unter und wartete darauf, dass ich sie rettete, aber ich nahm mir diesen Moment, ich stiehl sie mir. Ein wohliger Schauer überkam mich als er nach meiner Hand griff und sie an sich drückte. Ich unterdrückte die Gänsehaut und lächelte in mich hinein, versuchte meinen Blick nicht vom hellblauen Himmel zu nehmen. Doch ich spürte seinen Blick so deutlich wie das weiche Gras unter mir.

»Hast du dich je gefragt wie es wäre unter anderen Umständen aufzuwachsen?« Schließlich legte ich meinen Kopf doch zur Seite und fing seinen Blick auf.

Jack nahm sich Zeit, starrte mich aus seinen warmen Augen an, ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. »Erst nachdem ich dich kennengelernt habe.«

»Was meinst du damit?«

Wieder dieses Funkeln in den Augen. »Ich habe darüber nachgedacht wie es wäre, wenn uns nichts im Wege stehen würde. Wie es wäre auf gleicher Wellenlänge, dir würdig sein. Vielleicht hätte ich mich dann getraut dich auf ein Essen einzuladen, dich näher kennenzulernen ohne Groll gegen deine Familie, deine Herkunft, deine Farbe.« Er legte eine kurze Pause ein. »Du bist anders als ich und das hat mich davon abgehalten, mir was aus dir zu machen.«

Mir wurde plötzlich viel zu warm. Und es lag nicht an den Sonnenstrahlen unter denen wir gerade lagen. »Du machst dir nichts aus mir?« Ich schaffte es nicht meine Verletztheit zu überspielen. »Ich dachte-« Widerwillig entzog ich ihm meine Hand, aber er griff wieder danach und richtete sich leicht auf.

»Ich habe mich in deinen Augen vergessen.«, schoss es aus ihm heraus, so schnell, dass ich mir nicht sicher war ob er das so geplant hatte. Die Überraschung stand mir ins Gesicht geschrieben. »Ich- Du bedeutest mir mehr als ich anfangs zugeben wollte. Jetzt weiß ich, dass ich dich nicht noch einmal verlieren will.«

Ich war sprachlos. Meine Augen brannten, aber ich hielt mich zurück. Jack Thomson... War das gerade ein Liebesgeständnis?

Überfordert blinzelte ich. Hatte ich mir das nur eingebildet? Nein. Er wartete auf eine Antwort, auf irgendetwas. »Der Gedanke dich für immer verloren zu haben hat mich beinahe umgebracht.«, sagte ich kraftlos an die Erinnerung vor dem Tunnelausgang. »Nur eins hat mich auf den Beinen gehalten. Dein Traum. Deine Wünsche. Deine Ziele. Ich wollte sie nicht aufgeben.«, schluckte ich schwer. Natürlich war es auch mein Traum, dieses Land auf den richtigen Weg zu leiten, aber mir fehlte jegliche Kraft. Mir fehlte es an Verständnis, an Erfahrung, an allem, was man benötigte, um Menschen aus der Not zu helfen. Jack besaß all diese Dinge. »Mit dir an meiner Seite glaube ich alles schaffen zu können. Zusammen können wir deinem und meinem Volk helfen. Wir können gemeinsam dieses Land für alle gerecht gestalten, jedem das Recht auf ein unversehrtes, freies Leben gewähren.«

Diesmal war es Jack, der mich sprachlos ansah. Und plötzlich wich er meinem Blick aus. Er befeuchtete seine Lippen und zog die untere zwischen seine Zähne. Die Stirn hatte er wie immer in Falten gelegt. Etwas das er tat, wenn ihn schlechte Gedanken plagten. Was lag ihm auf dem Herzen?

Vielleicht mutete ich mir gerade zu viel zu, aber ich legte meine Hand auf seine. »Ist alles in Ordnung?«

Er schluckte und entzog sich meiner Berührung. Verletzt über diese Geste versteckte ich meine Hand unter meinen Beinen als ich mich aufsetzte. Seufzend tat er das gleiche. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Da gibt es etwas, das ich dir sagen muss...«

Meine Brust krampfte sich bei seinen Worten zusammen. Er war ernster geworden und das machte mir Angst. Wir hatten uns doch erst jetzt wieder gefunden.

Vermutlich hatte er diese Sorge in mir gespürt, denn er schüttelte den Kopf. »Wir haben einen langen Weg vor uns. Wir sollten langsam wieder zurück.«

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now