J I M I N
09/03/2019
Heute hat Yoongi Geburtstag. Ich möchte ihn eigentlich nur ungern besuchen...
Lieber wäre ich mit Herr Kim zusammen. Zu oft habe ich mir schon vorgestellt, mit ihm ganz alleine im Klassenzimmer zu sein. Alle sind schon auf dem Weg nach Hause, während Y̶o̶ Herr Kim mich zu sich nach vorne bittet und mich dann gegen den Pult drückt.
Wie schön wäre es, wenn die b̶l̶a̶s̶s̶e̶n̶ Hände meines E̶r̶p̶r̶e̶ Lehrers meinen ganzen Körper berühren würden... jede einzelne Stelle sehnt sich förmlich danach.
Und während wir beide allein im F̶a̶h̶r̶s̶t̶u̶h̶l̶ Klassenzimmer sind, zieht er mir schnell die Klamotten aus, seine m̶a̶n̶d̶e̶l̶f̶ö̶r̶m̶i̶g̶e̶n̶ Augen liegen dabei nur auf mir. Y̶o̶o̶n̶ Herr Kim wird nach seinem eigenen Gürtel greifen, mich dabei böse angrinsen... seine Lippen öffnen sich und werden sagen:
„Sei e̶i̶n̶e̶ ̶b̶r̶a̶v̶e̶ ̶M̶a̶i̶d̶ ein braver Schüler und gib keinen Mucks, okay?"
Genervt stöhnt Jimin auf und schiebt sein Tagebuch von sich weg, während er sich kopfschüttelnd durch die Haare fährt. Er ist frustriert. Sexuell frustriert. Und angeekelt von sich selbst.
Nicht mal in der Nacht lässt Yoongi ihn in Ruhe, nein, er musste natürlich in seinen Träumen erscheinen. Die Tatsache, dass Jimin dann mit einer Morgenlatte um fünf Uhr morgens wach wurde und seitdem nicht mehr schlafen konnte, macht die Sache nicht viel angenehmer. Zudem ist er deprimiert darüber, dass er heute keine Schule hat und deswegen seinen Lehrer nicht sehen kann, weshalb er dachte, es wäre eine gute Idee, sein Verlangen nach diesem in sein Tagebuch niederzuschreiben.
Tja, so gut war die Idee dann wohl doch nicht.
Jimin seufzt leise auf und denkt darüber nach, einfach Zuhause zu bleiben. Er hat Hoseok zwar versprochen, kurz vorbeizukommen, doch glaubt er kaum, dass Yoongi sich wirklich über seine Anwesenheit freuen würde... ganz im Gegenteil. Schließlich sind die beiden weder Freunde, noch sonst irgendwas. Für Jimin ist Yoongi nur ein perverser Erpresser, nicht mehr und nicht weniger. Das weiß Hoseok allerdings nicht...
Es sind bestimmt bereits mehrere Minuten vergangen, in denen Jimin wie verrückt überlegt, ehe er sich dann doch erhebt und sein Zimmer verlässt. In der Küche findet er schließlich seine Mutter auf, welche ihn glücklich anlächelt und ihm einen guten Morgen wünscht. Sein Vater ist wie sonst auch arbeiten, um die Familie mit dem nötigsten zu versorgen. Jimin nimmt auf einem Stuhl Platz und schnappt sogleich nach seinen Lieblingskeksen mit den niedlichen Elefantengesichtern, die auf dem Tisch platziert sind. Während er an diesen knabbert, wendet er sich nachdenklich seiner Mutter zu.
„Eomma... wo ist eigentlich unser Bastelkästchen?"
~
Irgendwie hat sich Jimin dann doch aufgerappelt, weshalb er nun mit zwei Tüten in der Lobby vor dem Fahrstuhl steht und nervös vor und zurück wippt. Noch hätte er die Möglichkeit, einfach zu gehen... was soll er schon hier?
Die Türen des Fahrstuhls öffnen sich und Jimin denkt tatsächlich darüber nach, die kleinere der beiden Tüten einfach wegzuschmeißen und abzuhauen. Allerdings, nach einem tiefen Atemzug, entscheidet er sich dagegen. Er möchte stattdessen den Aufzug betreten, doch, da sein Blick auf den Boden gerichtet ist, stoßt er ausversehen mit einer anderen Person zusammen, die einen überraschten Laut von sich gibt.
„Oh Gott", stammelt Jimin und macht sofort einen Schritt zurück, um sein Gegenüber entschuldigend anzusehen, „tut mir Leid, ich habe nicht aufgepasst...", fügt er noch schnell hinzu, allerdings weiten sich so langsam seine Augen, als er die Person, die vor ihm steht, wiedererkennt.
„Keine Sorge, mir geht es gut! Ist auch alles in Ordnung bei dir?", fragt das Mädchen mit den langen, blondierten Haaren erschrocken nach, ein unbeholfenes Lächeln hat sich dabei auf ihre Lippen gelegt, als sie Jimin nach irgendwelchen Verletzungen absucht.
Dieser ist noch etwas perplex. Es ist definitiv das Mädchen, das er aus Yoongis Wohnung flüchten gesehen hat, als er diesen das erste Mal besucht hat. Statt einem zerknitternden Kleid trägt sie heute jedoch eine enge Jeans, dazu ein glitzerndes Top und auch ihr Make-Up sitzt im Gegensatz zu letztem Mal, als Jimin sie gesehen hatte, besser denn je. War sie bis eben noch bei Yoongi?
„Äh, ja, mir ist nichts passiert...", nuschelt Jimin, nachdem sie ihn abwartend angesehen hat. „Sorry nochmal."
Sie macht eine wegwerfende Handbewegung und schenkt ihm nochmal ein letztes Lächeln, ehe sie den Fahrstuhl und dann die Lobby verlässt, um nach draußen zu gelangen. Jimin sieht ihr noch etwas verwirrt hinterher und fragt sich augenblicklich, ob es ihr im März mit diesem knappen Top nicht vielleicht zu kalt sein wird, doch da es nicht seine Sorge ist, wendet er sich vollständig von ihr ab, um endlich in das Penthouse zu gelangen.
Und als er dann tatsächlich dort ankommt, möchte er am liebsten wieder umdrehen, nach unten fahren und schnellstmöglich wieder nach Hause gehen. Denn beim Betreten der Wohnung sieht er geradewegs in Yoongis Gesicht, worauf pure Begeisterung abzulesen ist. Nicht.
Jimin weiß ehrlich gesagt nicht, was für Emotionen sich gerade in Yoongis Augen widerspiegeln. Ist es Schock? Abscheu? Verwirrung? Schwer zu sagen, doch Jimin hat mit solch einer Reaktion bereits gerechnet.
Der Schwarzhaarige, dessen Kopf ein buntes Partyhütchen ziert, ist der erste, der zum Reden ansetzt. „Jimin? Was zur–"
„Oh Jimmyyy~! Du bist also doch gekommen!", schiebt sich Hoseok direkt in Jimins Blickwinkel, das breite Grinsen ist kaum zu übersehen, als er ihn mit offenen Armen empfängt und in das Penthouse reinzieht. „Keine Sorge, du hast nichts verpasst! Wir haben extra auf dich gewartet, schließlich wollen wir doch nicht ohne dich den Kuchen anschneiden, stimmt's?"
Hoseok hat bereits nach seinem Arm geschnappt und ihn in die Wohnküche gezerrt, was Jimin eher überfordert über sich ergehen lässt. Sogleich hat auch er ein albernes Papphütchen auf seinem Kopf, was Yoongi argwöhnisch beobachtet. „Also ist das hier auf deinem Mist gewachsen?", fragt das Geburtstagskind seinen besten Freund, welcher bloß stolz nickt.
„Na klar, sonst wärst du ganz alleine hier! Mit Jimin und Suyeon macht dein Geburtstag doch gleich viel mehr Spaß!"
Jimin hebt fragend den Kopf. „Wer ist Suyeon?"
„Sie sollte gleich wieder kommen. Gerade holt sie etwas Soju, weil unser Gastgeber nur Whiskey da hat, den aber keiner anfassen darf", gibt Hoseok augenverdrehend von sich und erntet damit einen bösen Blick von Yoongi.
„Oh... ehrlich gesagt wollte ich nicht lang bleiben", erwidert Jimin zurückhaltend, wobei er merkt, wie Yoongi ihn daraufhin ansieht. „I-ich, äh... eigentlich wollte ich nur die Klamotten zurückbringen und... ja."
Dabei hebt er eine der beiden Tüten hoch und sieht das zweite Mal seit seiner Ankunft zu Yoongi, welcher bloß wissend nickt. Jimin lässt seinen Arm langsam wieder sinken, sieht ihm weiterhin in die mandelförmigen Augen und muss ausgerechnet jetzt an den feuchten Traum, geschweige denn an seinen chaotischen Tagebucheintrag denken, welche ihn ohnehin schon den ganzen Tag lang verwirren. Eine verräterische Röte kriecht ihm dabei die Wangen hinauf und er spürt nun Yoongis verwirrten Blick auf sich, weshalb er sich von diesem abwendet und hilflos zu Hoseok sieht. Dieser klatscht sich bloß zufrieden in die Hände und kriegt nichts von Jimins stummen Hilfeschreien mit.
„Also schön, ihr zwei Hübschen. Ich muss kurz auf Toilette und mach mich nochmal frisch, während ihr... das macht, was ihr sonst immer macht", dabei zwinkert Hoseok ihnen zu. Er verschwindet in das naheliegende Badezimmer und lässt einen panischen Jimin mit einem gereizten Yoongi zurück.
Dieser starrt den Jüngeren unbeeindruckt an, was ihn irgendwie nervös macht. Okay, Yoongi freut sich anscheinend nicht wirklich über seine Anwesenheit, aber wie unhöflich ist es, das auch noch so offensichtlich zu zeigen?
„Hoseok hat dich dazu gezwungen, herzukommen. Oder?"
Jimin zuckt kurz zusammen und blickt überrascht zu Yoongi, welcher irgendwie verloren, beinahe schon wie ein Häufchen Elend in seiner eigenen Wohnung rumsteht. Das Partyhütchen, auf welches in bunten Buchstaben Happy Birthday steht und seine schwarzen, sonst so fluffigen Haare platt drückt, lassen ihn nur noch erbärmlicher aussehen.
Normalerweise würde es Jimin äußerst amüsant finden, seinen Erpresser in solch einer elenden Verfassung zu sehen. Andererseits – und das hätte er niemals gedacht –, empfindet er Mitleid. Mitleid für Yoongi, denn diesen mit solch einem leeren Blick an seinem eigenen Geburtstag sehen zu müssen, rettet nicht mal mehr Jimins Laune.
Zudem kann Jimin andere Menschen einfach nicht traurig sehen.
„Hier, deine Klamotten. Ich habe sie Zuhause nochmal gewaschen", entgeht er Yoongis Frage und hält diesem die größere Tüte entgegen. Yoongi starrt Jimin für eine Weile ins Gesicht, ehe er langsam die Tüte abnimmt und es einfach zur Seite stellt.
„Und was ist da drin?", fragt Yoongi desinteressiert und zeigt auf die andere Tüte, welche Jimin fest umgriffen hält.
Jimins Herz klopft schneller gegen seine Brust und er sieht überall hin, nur nicht zum Älteren. „Hm? D-das hier? Ähm...", vergeblich sucht er nach einer Ausrede, doch als ihm wirklich keine einfällt und er nur wie ein Idiot vor sich hin stottert, seufzt er leise auf. Wieso macht er überhaupt so ein Drama daraus? Es ist ja nichts großes drin...
Er zögert zwar, doch fordert er dann Yoongi mit seinen Blicken auf, selber nach der Stofftüte zu greifen und in diese reinzusehen. Der Schwarzhaarige tut das dann auch nicht viel später und steckt seine Hand rein, um sogleich den ersten Gegenstand, um genau zu sein eine kleine, durchsichtige Plastikbox, in welcher etwas drin ist, rauszuziehen.
„Ein... Muffin?"
„Eigentlich hätte es ein Bananen-Muffin werden sollen, aber das wäre glaube ich zu fies gewesen", murmelt Jimin, wobei Yoongi ein ungläubiges Lachen entkommt. Tatsächlich schleicht sich sowas wie ein schiefes Lächeln auf seinen sonst so geraden Lippen, als er dann wieder zu Jimin sieht.
„Wie kommt es, dass du mir Geschenke machst? Jimin, sag bloß, du stehst auf mich?"
„Halt die Klappe", zischt der Jüngere entsetzt, dabei die Arme vor der Brust verschränkt. „Da ist noch etwas drin..."
Yoongi weitet überrascht die Augen. Nachdem er den Muffin, aus welcher eine Kerze rausragt, auf die Theke abgestellt hat, greift er erneut in die Tüte rein, um etwas kleines rauszuziehen, woran Jimin den gesamten Mittag drangesessen hat. Es sollte ein kleines Geburtstagsgeschenk sein, als auch ein Dankeschön für letztens, als Jimin so große Angst hatte... und auch, wenn es dem Jüngeren immer noch unangenehm ist, muss er ja irgendwie seinen Dank aussprechen. Yoongi hat sich nämlich in dieser Situation wirklich gut verhalten, wobei Jimin das echt nicht gedacht hätte. Eher dachte er, er würde dafür ausgelacht werden.
Der Schwarzhaarige zieht die Augenbrauen zusammen, als er den Gegenstand mit seinen Fingern umfasst und es sich genauer ansieht. Jimin wird dabei etwas nervös, er kaut unsicher auf seiner Unterlippe rum und fragt sich, ob das nicht vielleicht doch too much ist.
„Hast du–"
„Äh, ja. Selbstgemacht", unterbricht Jimin ihn mit belegter Stimme.
Yoongis Augen weiten sich, wenn möglich, noch mehr. Sie richten sich sogleich wieder dem gelben Perlenarmband in seinen Händen, um es sich genauer anzusehen. Der Jüngere fühlt sich derweil mit jeder Sekunde, in welcher Yoongi nichts sagt, immer unwohler.
Ich habe übertrieben. Ich habe sowas von übertrieben. Wieso habe ich ihm so ein Armband gebastelt? Als würde Yoongi sowas tragen... Wie zum Teufel bin ich darauf gekommen, diesem Arschloch überhaupt ein Geburtstagsgeschenk zu machen? Ich hätte Zuhause bleiben sollen–
„Ich hasse gelb", entkommt es Yoongi plötzlich trocken.
Der Andere zieht fassungslos die Luft ein. Er hat nicht erwartet, dass Yoongi vor Glück losheulen würde, auf keinen Fall. Doch sowas zu sagen, wenn man ein Geschenk bekommt, ist unfassbar respektlos.
„Was hast du gerade gesagt?!", faucht der Jüngere sogleich wütend. „Du Idiot, weißt du eigentlich, wie lange ich daran gesessen habe? Ich hätte in dieser Zeit so viel produktiver sein können! Aber nein, stattdessen bin ich so dumm und wollte dir zumindest eine ganz kleine Freude machen, einfach, weil du Geburtstag hast und ich nicht ein ganz so großes Arschloch wie du bin! Dieser eine blöde Bastelkasten ist mir dann auch noch runtergefallen, sodass ich einen Nervenzusammenbruch erleiden und die kleinen beschissenen Perlen alle einzelnd aufsammeln durfte! Das hat so lange gedauert, man! Und dann kommst du an mit ich hasse gelb? Wie passend, Yoongi, denn ich hasse dich au–"
Jimin hat während der gesamten Zeit des Fluchens hektisch hin und her geschaut, doch als er seinen Blick irgendwann wieder auf Yoongi richtet, bremst er sich abrupt. Er blinzelt mehr als verwirrt, doch seine Augen spielen ihm tatsächlich keinen Streich.
Da steht Yoongi vor ihm, immer noch wie paralysiert auf das gelbe Armband herabstarrend, während sich sein ganzes Gesicht inklusive seiner Ohren in ein tiefes Rot verfärbt und sich auf seiner Stirn tiefe Falten gelegt haben. Auch der Atem des Älteren geht unregelmäßig, beinahe schon zittrig.
Jimin muss stark schlucken. Dieser Ausdruck... er hat diesen Ausdruck schon einmal in Yoongis Gesicht sehen können. Es bringt Jimins Herz unweigerlich dazu, schneller gegen seine Brust zu klopfen.
Heißt das also... Yoongi gefällt das Armband?
Es ist kurz ruhig zwischen den beiden und als Yoongi mit einem undefinierbaren Schimmer in seinen Augen zu Jimin aufsieht, fühlt es sich für diesen beinahe so an, als würde die Welt kurz still stehen. Jimin verspürt ein kribbelndes Gefühl in seinem Bauch... aber nicht auf eine unangenehme Art und Weise.
Die Lippen des Geburtstagskindes öffnen sich einen kleinen Spalt breit, um etwas zu sagen. Es ist zwar nur ein leises Hauchen und kaum hörbar, erst recht, als Hoseok in dem Moment wieder zurückkehrt und sie aus ihrer Starre zurückholt. Doch Jimin hat es genauestens verstanden.
Yoongi hat sich bedankt.
: : :
nach zwei wochen melde ich mich auch mal wieder :') dafür mit einem über 2k wörter langem kapitel hehe
ich hoffe, ihr habt gut ins neue jahr 2021 gestartet und euch geht es gut!
vielen dank fürs lesen! ❥