Inhumanity

Door memory4u

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"Ich sollte sie in das Verderben führen. Nun werde ich jeden dafür zahlen lassen, der auch nur daran denkt, d... Meer

Menschlichkeit
1 • Talia
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Door memory4u

Ich wünschte, es wäre nur mein Kopf, der vor Schmerzen klagt. Das Glück habe ich dieses Mal jedoch nicht. Mein Aufwachen ist weitaus unerfreulicher als das zuvor. Die Schmerzen sind in jeder Faser meines Körpers verankert, die Glut des Brennens all meiner Organe verursacht durch ein so banales Kraut gemischt mit ein wenig Wasser. Wer hätte das gedacht! So leicht können die Menschen also Magier im Zaum halten, sie in den Dienst verdonnern. Diejenigen, die übernatürlich sind, werden von nichts Anderem als der Natur selbst geschlagen. Wenn das nicht mindestens so paradox ist wie Ash, dann weiß ich auch nicht.

Apropos Ash - ich schnelle in die Höhe, brauche einen kurzen Moment, um mich orientiert zu haben. Es ist derselbe triste Raum, keine Möbel, keine persönlichen Gegenstände, der Inbegriff des Mangels an Individualität und Wohlbefinden.

Nicht dass mich all dies stört. Ich plane nicht, hier länger zu verweilen. Luan wartet. Ob bei Ash oder hier muss ich jedoch zuerst noch herausfinden. Mein Blick fällt auf meine Handgelenke. Sie haben sich gegen eine Fessel entschieden. Was bringt diese denn auch? Ich zwinge mich auf die wackligen Beine, kann mich nicht daran erinnern, jemals in so kurzer Zeit gleich zweimal bewusstlos geworden zu sein. Es ist ein furchtbares Gefühl, aufzuwachen und nicht zu wissen, was in der Zwischenzeit mit einem passiert sein mag. Wo man war, wer uneingeschränkte Kontrolle über einen hatte.

Der Junge steht noch immer neben der Türe, von Lucius fehlt jede Spur. Mein Blick gleitet zu dem Fenster, in der Hoffnung, mehr darüber zu erfahren, wo genau ich mich befinde.
"Denk gar nicht erst daran."
Mein Kopf wirbelt zu dem Jungen herum, überrascht, dass er mit mir spricht.
"Aus dem Fenster zu springen?"

Luan hatte immer gemeint, dass besondere Situationen besondere Maßnahmen erfordern, aber Selbstmord zu begehen, wäre mir nicht in den Sinn gekommen.
Ein Mundwinkel zuckt kaum merklich. "Zu fliehen."
"Wirst du mich aufhalten?"

Solange ich nicht weiß, ob sie Luan gefangen halten oder nicht, werde ich diesem Ort sicher nicht den Rücken kehren, auch wenn dies alles andere als eine Utopie ist. Vielleicht finde ich die Antwort in meiner Akte, vielleicht haben sie auch eine für Luan angelegt, obwohl er nicht über Magie verfügt. Wer weiß denn schon, wie weit ihr Drang nach Struktur und Ordnung reicht? Das bedeutet also, dass ich den Raum mit Lumien finden muss. Die detaillierte, beinahe poetische Beschreibung des Autors von dort bis zu den Akten, hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt.

"Das ist meine Aufgabe." Er fixiert einen Punkt hinter mir, als müsste er sich daran erinnern, was seine Pflicht ist.
"Du meinst die Aufgabe, die dir Lucius aufgetragen hat", korrigiere ich ihn, lehne mich gegen die Liege, um das Krampfen meines Bauches zu verringern. Was zur Hölle hat dieses Kraut mit mir angerichtet? Der Schlag gegen die Schläfe, in den Magen? So zermürbt habe ich mich noch nie gefühlt.

Der Junge untersagt sich selbst jede Antwort. Ich seufze, schüttele fassungslos den Kopf. Als Magier müsste er genauestens wissen, was dieses Kraut verursacht, welcher Qualen uns Lucius bewusst aussetzt. Seine Gleichgültigkeit kann nur einen Grund haben. Lucius erspart ihm diese Tortur, solange er seine Aufgabe erfüllt.
"Verstehe. Er erpresst dich."

Ich mache einen Schritt auf ihn zu, ignoriere meinen stechenden Magen und konzentriere mich auf meine Atmung, auf das Pulsieren tief in mir. Das Kraut will das Aufbegehren meiner Energie unterdrücken, doch muss sich ihr geschlagen geben.

Der Junge antwortet nicht, meidet meinen Blick. Er wird mich schnell schachmatt setzen können, also muss ich schneller sein. Ein klein wenig verbrannte Haut wird genügen, um mich aus diesem verfluchten Raum zu retten. Auf Lucius und seine Folter zu warten, sagt mir keineswegs zu.
"Hat er dir etwa auch verboten, mit mir zu reden?" Noch ein Schritt, fast zum Greifen nahe. "Oder ist es dein Gewissen, weil du genau weißt, was er tut?"

Sein Kopf schnellt zu mir, ich packe seinen Arm. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, leite ich meine Energie auf ihn über. Nur wenig, nur ein kleines Bisschen. Doch anstatt seinen Arm in Brand zu setzen, prallt meine Energie geradewegs an ihm ab, löst sich in Luft auf.
"Nicht mit mir."

Er nutzt den Moment der Überraschung, stößt mich von sich. Ich stolpere, fange mich mit meinen Händen an der Liege ab, bevor ich auf dem Boden lande. Kann es sein, dass Magie an ihm nicht wirkt? Das würde erklären, warum er hier positioniert wurde. Jede Hoffnung auf Flucht oder einen unbemerkten Ausflug zu den Akten hat sich damit zunichte gemacht.

Die Tür wird aufgestoßen, Lucius tritt ein. "Ist das nicht ein erfreulicher Anblick?"
Nein, bis auf die zerfressene Haut auf seiner Wange, ist er definitiv kein erfreulicher Anblick.

Augenblicklich keimt erneut die Magie in mir auf, nicht so heiß wie das Feuer, viel eher wärmend, wenn nicht weniger aufbrausend. Dieser verdammte Instinkt ihm helfen zu müssen - welch eine Ironie, dass ich es war, die ihm die Verletzung erst beschert hat.

Energisch tritt er ein, drückt dem Jungen beiläufig eine Mappe in die Hand und wirft ihm ein unmissverständliches Schließ die Tür ab zu.
"Setz dich, Engelchen."

Aus Reflex hätte ich mich nur zu gerne auf der anderen Seite der Liege in Sicherheit gebracht, doch das Unausweichliche hinauszuzögern, hat keinen Sinn. Der Stolz in mir erlaubt mir jedoch nicht, seinen Worten Befehl zu leisten, also bleibe ich stehen.
"Hat das Johanniskraut etwa deinen Ohren geschadet?"
"Nicht im Geringsten", erwidere ich.

Lucius legt eine Stange auf der Fensterbank ab, macht mich erst dadurch auf sie aufmerksam. Das Blut gefriert mir in den Adern. An einem Ende prangt ein kleiner Löwe, ein Zeichen der Brandmarkierung. Lucius bemerkt meine Panik und grinst.
"Dann probieren wir es noch einmal: dein Name?"

Mein Blick schnellt zwischen der Stange und ihm hin und her. Es ist nicht der Schmerz, vor dem ich mich fürchte. Es ist die Tatsache, dass es mich mein gesamtes Leben prägen wird. Verfolgen wird.
"Talia", gebe ich nach, ernte ein anerkennendes Nicken. Der Junge notiert etwas in der Mappe - ist das etwa meine Akte?

"Es ist mir eine Ehre, Talia." Lucius tritt einen Schritt näher. Dies war bei Weitem noch nicht alles. Mein Blick zuckt wie von selbst zu der klaffenden Wunde, nimmt mich in den Bann. Mit aller Mühe kralle ich meine Finger um die Liege, sodass sie nicht wie ferngesteuert in seine Richtung schnellen. "Würdest du dich dann bitte dazu erbarmen und deinen Unfall rückgängig machen? Die Wirkung des Johanniskrauts dürfte wieder nachgelassen haben."

"Wenn es ein Unfall gewesen wäre, sicherlich", bringe ich hervor, kämpfe mit mir. Es ist wie atmen. Einmal ein, einmal aus, langsam, ruhig, die Magie bloß nicht die Kontrolle über mich erlangen lassen.
"Das war keine Frage."
Eisern schüttele ich den Kopf, bringe keine Worte über die Lippen, so sehr fürchte ich, die Macht über mich selbst zu verlieren.

Lucius schnalzt genervt mit der Zunge, fordert den Jungen mit nur einem Blick dazu auf, die Akte neben der Stange abzulegen und ihm zur Seite zu stehen. Diese Situation kenne ich bereits, ging das letzte Mal nicht gut für mich aus. Zwei gegen eine - ist hier überhaupt ein Ausweg?
"Das ist Kalian, Talia. Ihr habt euch sicherlich schon kennengelernt, oder?"
Mein Puls schießt in die Höhe. Wozu ist er mit seiner Magie noch fähig? "Ist das eine Frage?"

"Natürlich nicht. Kalian ist erfreut darüber, mir helfen zu dürfen. Er kann deine Magie an mich weiterleiten, auch wenn du das nicht willst." Als wäre das sein Stichwort, packt Kalian mich an der verletzten Schulter, gräbt seine Finger tief in meine Haut. Ich schnappe nach Luft, schlage nach seiner Hand, doch Lucius fängt sie ab, zerdrückt meine Finger.

Ein Wimmern entfährt mir, das Knacken der Knochen hört sich nicht gesund an. Schmerz zuckt durch meine Finger, blockiert meine Konzentration auf meine Energie, die Kalian ansammelt, geradezu zu sich steuert. Mit allem, was ich aufbringe, werfe ich mich gegen Kalian, versuche seinem Griff zu entkommen. Für einen kurzen Moment wankt er, dann schnellt er vor, packt meinen Hals. Ein ersticktes Keuchen entfährt mir, Punkte tanzen vor meinem Auge.
Bitte, bitte nicht schon wieder.

"Nicht zu viel", höre ich Lucius sagen, doch der Griff wird nicht lockerer. Völlig ohnmächtig vernehme ich, wie Kalian ihm eine Hand auf die Schulter legt, die Wunde auf seiner Wange kleiner wird, sich schließt und einer feinen Narbe weicht.
Ich hasse ihn. Beide.

"Hervorragend, danke." Lucius tastet seine Haut ab, die bereits silbern schimmernde Narbe. Kalian lässt nicht von mir ab. "Für deine Gnädigkeit habe ich auch ein Geschenk für dich, Engelchen. Es würde mich freuen, wenn du es annimmst."

Er greift nach der Stange, reicht sie Kalian. Ich trete um mich, ramme ihm meinen Ellenbogen in den Bauch, vergebens. Der feine Löwe am Ende gewinnt an Farbe, glüht rot auf. Ich versuche zu schreien, mich irgendwie zu wehren, spüre bereits die Hitze, welche das Zeichen umgibt. Ich möchte ihn beschimpfen, zugleich anflehen, an seinen Verstand appellieren. Lucius greift lächelnd nach der Stange, der Würgegriff um meinen Hals erlaubt ihm perfekten Zugriff auf jede Stelle meines Körpers.

Er schiebt den Rand meines Kleides zur Seite, fährt mit dem Daumen über die zarte Haut über meinem Schlüsselbein. Meine Augen zucken wild umher, wissen nicht, worauf sie achten sollen, den strahlenden Löwen, das zufriedene Lächeln Lucius'.

Hilflos kneife ich sie zusammen, spüre die Hitze auf meiner Haut. Ich halte die Luft an, kann nicht atmen. Im nächsten Moment frisst sich das Zeichen in meine Haut, tief, heiß. Ein abgewürgter Schrei, ein höllischer Schmerz, eine einzelne Träne auf meiner Wange. Meine Haut riecht, stinkt vielmehr, zischt. Dann ist es weg, die Hitze, Lucius, nur die Qual bleibt. Und das Wissen, dass ich für immer markiert bin.

"Kalian, ergänz' doch bitte, dass ihre Magie an ihr wirkt, wenn sie von dir zwischengespeichert wird."

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