~54 - m o t h e r~

Start from the beginning
                                    

Ihr Verhalten ist total seltsam. Erst streitet sie alles ab und jetzt das?!

»Also erstens, will ich das Geld nicht. Und zweitens, wo ist der Alkohol und wieviel hast du getrunken?«, frage ich genervt, aber sie bemerkt bestimmt meinen verzweifelten Unterton. Sie lacht wieder. »Da!«, antwortet sie und zeigt neben sich. Ich erkenne in der Dunkelheit eine Flasche Scotch, die zerbrochen auf dem Boden liegt.

Ich kniete mich vor sie und achtete dabei darauf,  mich nicht in die Glasscherben zu setzen. »Mum, ich wollte nie dein Geld. Ich wollte mein Leben so leben, wie ich es mir wünsche, ohne deine Verpflichtungen. Ich will in Harvard studieren, nicht in Standfort. Wobei ich im Moment  nicht mal mehr Lust habe, überhaupt zu studieren. Ich wollte immer mein eigenes Leben führen, aber das geht jetzt nicht mehr. Wegen dir! Wegen dem, was du getan hast1 Ich will wissen warum!«

Sie sieht mich nicht an und starrt in die Dunkelheit. Ich warte kurz und sie fängt an zu reden. 

»Ich hatte Garett wirklich geliebt. Ich... wir hatten so viel geplant. Celine war uns im Weg. Oder wohl eher mir. Ich hatte Pläne. Ich wollte Garett für mich, wollte ihn irgendwann heiraten, sobald er sich von Celine getrennt hätte. Wir hatten schon alles geplant. Und dann kam Celine und hat alles zerstört und auseinander gerissen.« Sie weinte wieder.

Ich bleibe einfach ruhig sitzen und berühre dabei ihren Schenkel. Das ganze aus ihrer Sicht zu hören, das ist irgendwie komisch. »Kannst du das verstehen? Ich habe einen Menschen... so... ge-geliebt, dass ich mein Leben für diesen Menschen aufgeben habe. Und es war alles umsonst... ich habe ihn verloren. An sie. Aber ich verliere nie. Niemals. Ich konnte einfach nicht damit leben und noch weniger kann ich mit der jetzigen Situation umgehen«, schluchzt sie und blickt an die Decke. Ich schaue weg, weil mich das alles zu sehr an Kilian erinnert.

Ich muss meine Tränen unterdrücken. »Ja, ich kenne das«, gebe ich schweren Herzens zu. Sie sieht mir direkt ins Gesicht. »Ich verstehe dich. Daran zu denken, wie Kilian mit einer anderen glücklich sein könnte, ist grauenvoll. Es ist schrecklich und tut weh. Aber warum hast du sie umgebracht? Warum hast du das getan? Es gab doch sicher eine andere Lösung! Warum hast du mit niemandem geredet?«

»Weil ich mit diesem grauenvollen Schmerz nicht umgehen konnte. Als er mir sagte, dass er sich doch für Celine entscheidet, da bin ich zusammengebrochen. Ich kann damit heute immer noch nicht umgehen. Wir hatten einen heftigen Streit und haben versucht uns gegenseitig fertig zu machen. Immer und immer wieder.«

Sie macht eine kurze Pause, in der sie sich mit der Hand übers Gesicht fährt »Dann habe ich das Testament gefälscht um mich zu rächen. Garrett hat es gewusst, aber er konnte nichts dagegen tun, weil er das richtige Testament nicht hatte. Er hat einfach dabei zugeschaut, wie ich sein Leben zerstöre. Und jetzt hast du dich in Kilian verliebt und ich bin auch daran Schuld, warum  es bei euch nicht mehr weiter geht, weil ich nicht nur Celine und Garett zerstört habe, sondern auch dich, Kilian und Layla.«

Stimmt irgendwie.
Aber irgendwie auch nicht.

»Du bist nicht der einzige Grund. Wir sind verschieden. Zu verschieden.«

Aber das bringt uns nur noch näher.

»Rosé, ich habe immer gedacht du wärst für alles zu schwach. Ich dachte, du würdest niemals kämpfen. Ich dachte du würdest niemals zu Kilian gehen, um ihn zu bitten, gegen mich vorzugehen. Ich dachte, dass du dich nicht traust ihm unter die Augen zu treten, nach alledem. Aber ich lag falsch. Du bist stark und ich habe dich unterschätzt. Ich bin... ich bin stolz auf dich. Du musst mich aufhalten. Mich kann man nicht mehr retten. Ich muss einsehen, dass es vorbei ist.«

Am liebsten hätte ich ihr gesagt, wie leid es mir tut und das ich sie liebe, aber das konnte ich nicht. Ihre Worte taten mir gut, aber ich weiß nicht, ob sie wirklich wahr sind, weil ich das Gefühl habe, ich kenne sie nicht mehr richtig. »Meinst du das ernst?«

»Ja, ich habe alles falsch gemacht und jetzt bist du an der Reihe, um zu zeigen wie es richtig geht. Ich habe dich unfair und über dich gespottet. Ich dachte du machst nach meiner Nachricht einen Rückzieher. Aber nein.  Jetzt bin ich stolz, dich als meine starke Tochter zu haben. Rufe die Polizei... bitte.« Ich starre sie fassungslos an.

Ihre Worte treffen mich wie ein Schlag. Ich nehme mein Handy in meine zitternden Hände. Meine Augen werden feucht und ich muss mich zusammenreißen, um nicht zu weinen.

Das ist also das Ende.

»Ich liebe dich Mum.«

»Ich liebe dich auch Rosé,  vielleicht werde ich so ein besserer Mensch.«

Ich blinzele und schluckte, als mich die Erkenntnis trifft, dass ich sie hier wohl das letzte mal in Freiheit sehe. Der Klos in meinem Hals wird größer. »Ruf die Polizei Rosé. Es ist besser so.«, ermuntert sie mich.

Das Ende für mich.
Das Ende für Mum.

Und bevor ich nachdenken kann drücke ich auf den Knopf, um die Polizei zu rufen.

_________________________

Nein, es ist noch nicht das Ende😂😂

We read us again
Tabby❤️❤️❤️


Destiny Love ✓Where stories live. Discover now