Kapitel 2

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Wutentbrannt gehe ich den Gang zu den Chef Büros entlang. Wobei, gehen kann man das schon fast gar nicht mehr nennen. Ich bin kurz davor los zu joggen.
Die anderen Agenten und auch die Schüler weichen mir aus, da sie wissen, dass es gerade nicht ratsam ist, sich mir dann in den Weg zu stellen.
Als ich vor der Büro Tür von Josh's Sekretärin angekommen bin, stoße ich sie auf und gehe schnurstracks auf die Tür auf der anderen Seite des Raumes zu. Marlene, die Sekretärin, lässt vor Schreck einen Stapel mit irgendwelchen Rechnungen fallen und versucht mich noch davon abzuhalten in Josh's Büro zu stürmen, aber sie hat keine Chance. Ich bin eine perfekt ausgebildete Agentin, während sie eine einfache Sekretärin ist, die theoretisch überall arbeiten könnte. Sie traut sich also nicht mich wirklich an zu fassen, um mich weg zu ziehen, da sie weiß, dass ich sie mit einer einfachen Handbewegung auf den Boden katapultieren könnte. Mal ganz abgesehen davon ist sie in ihrem Bleistiftrock und den hohen Pumps auch nicht gerade die Schnellste.
Ich komme also an der Tür an, öffne sie ruckartig und renne schon fast in Josh's Büro. Hinter mir knalle ich die Tür mit der Aufschrift "Boss" zu und fange sofort an in einem gefährlich, ruhigen Ton zu sprechen: "Wie kommst du eigentlich auf die Idee nur fünf deiner Agenten zur russischen Mafia zu schicken? Und dann kommst du noch nicht mal selber zu mir, um mir von dem Auftrag zu erzählen. Nein, du schickst den armen Manuel (Agent 043). Der hätte sich fast eine Faust von mir eingefangen, aber er kann ja auch nichts dafür. Und ich frage noch mal:" Mittlerweile habe ich meine Hände zu Fäusten geballt und meine Stimme wird immer lauter, bis ich den letzten Teil meines Redeschwalles schreie: " WIE KOMMST DU AUF DIE SCHEIß IDEE NUR FÜNF, ICH WIEDERHOLE: FÜNF, DEINER AGENTEN ZUR RUSSISCHEN MAFIA ZU SCHICKEN?! WIR WÄREN FAST DABEI DRAUF GEGANGEN!" Ich atme einmal tief durch. Das hat gut getan. Ich blicke in Josh's Gesicht, auf welchem sich ein leicht schuldbewusster Ausdruck breit macht. Moment mal. Schuldbewusst? Josh und schuldbewusst? Es wird aber noch besser. Josh sagt nämlich: "Es tut mir leid Cassy. Eine eigentlich ziemlich sichere Quelle hat mir gesagt, dass heute nur der Boss, zwei Alphas, drei Bettas und ein Gamma da sein sollten. Das hättet ihr locker geschafft."
Josh hatte sich entschuldigt. Er hatte sich wirklich entschuldigt. Das ich das nochmal erleben würde hätte ich nicht gedacht. Meine Verwirrung scheint ziemlich offensichtlich zu sein, denn Josh fragt: "Cassy, ist alles in Ordnung mit dir?" Okay, das ist nicht Josh. "Wer bist du?" Frage ich deshalb misstrauisch und lege meine Hand an die Pistole, welche in meinem gut bestückten Waffengürtel ihren Platz hat. Mein Boss fängt an zu lachen und sagt: "Ich bin es, Josh." Ich nehme meine Hand von der Waffe, um mit ihr vor Josh's Gesicht herum zu fuchteln. "Wer auch immer da in Josh's Kopf ist, soll da jetzt raus kommen. Das ist nicht lustig. Der echte Josh würde sich niemals entschuldigen." Sage ich, bevor ich meine Hand sinken lasse. "Ach daher weht der Wind", meint Josh, welcher mittlerweile auch verstanden hat warum ich mich so verhalte. "Keine Sorge, da ist niemand in meinem Kopf. Auch der echte Josh schafft es sich zu entschuldigen." Ich weiß, dass er sich nur schwer ein Lachen verkneifen kann, weshalb ich wütend aufschnaube und zur Tür gehe. Allerdings werde ich, kurz bevor meine Hand die Klinke berührt am Arm zurück gezogen und in Richtung der schwarzen Kunstleder Couch gezerrt, auf welche ich gedrückt werde. "Bleib doch noch ein bisschen." Meint Josh. "Ich sage Marlene Bescheid, dass sie uns Kaffee und diese leckeren Schokoladen Cookies bringen soll. Ich muss noch einiges mit dir besprechen."
Tja, es hat Vor- und Nachteile zweit Boss vom FBI zu sein. Einerseits ist es sehr praktisch die Prinzessin vom Chef zu sein und andererseits muss man viel mehr arbeiten, aber mir macht mein Job ja Spaß. Und mal ganz abgesehen davon wird er mehr als gut bezahlt. Wenn ich nicht immer über die Hälfte meines Gehaltes anonym spenden würde, wäre ich wohl mittlerweile mehrfache Milliardärin. Andere würden das ganze schöne Geld beim shoppen verprassen, aber wieso soll ich im absoluten Luxus leben, während auf der anderen Seite der Welt die Kinder keine Chance auf Bildung haben und den ganzen Tag arbeiten müssen, damit die Familie etwas zu Essen hat. Ne, tut mir leid, aber das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Okay, ein bisschen Luxus gönne ich mir auch, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das jeder machen würde. Naja, außer dieser Typ, der fast sein ganzes Geld gespendet hat und jetzt in einer winzig kleinen Hütte wohnt, aber trotzdem glücklich ist. Von solchen Leuten sollte es mehr auf der Welt geben.

Nachdem Josh und ich nach zwei Stunden endlich alles besprochen haben -es ging um Finanzen- gehe ich zu meinem Büro, welches sich auf der anderen Seite des Korridors befindet. Meine Sekretärin, Mia, eine sowohl sehr hübsche, als auch intelligente und freundliche, junge Frau, nickt mir kurz lächelnd zu, was ich erwidere, als ich an ihrem Schreibtisch vorbei gehe und widmet sich dann wieder ihrem Computer.
Ich gehe also, ohne, dass ich irgendwie aufgehalten werde in mein Büro und von dort aus direkt weiter in meine eigene Umkleide, welche ich durch eine dunkelbraune Tür erreiche. Also, es ist eher ein begehbarer Kleiderschrank, aber ich mache da keinen großen Unterschied.
Ich ziehe mir meine Sportsachen an -einen schwarzen Sport BH mit der silbernen Aufschrift FBI und eine schwarze, kurze Hose, die vom Schnitt her einer Boxershorts ähnelt- und gehe mit einem Handtuch über der Schulter und einer großen Wasserflasche in der Hand zum Gemeinschaftstrainingsraum, wo ich zu meinem Stammboxsack gehe, neben welchem Mike, der dritt Boss gerade fleißig Gewichte hebt. Ja, wir haben auch einen dritt Boss. Das mag jetzt zwar ziemlich doof klingen, macht aber mehr als viel Sinn, wenn man weiß wie das beim FBI so abläuft. Ich würde es euch ja erklären, aber dann würden wir hier in drei Jahren noch sitzen, da ich im erklären eine absolute Niete bin. Ja, richtig gehört, es gibt etwas was ich nicht kann, aber egal. Ich bin hier um zu trainieren. Ich nehme mir also ein Springseil und fange an mich warm zu machen, während ich Mike beobachte. Es ist ja schon heiß wie sich seine Muskeln anspannen und ihm ab und zu ein bisschen Schweiß über die Stirn läuft. Bevor ihr hier noch Sachen hinein interpretiert, die gar nicht vorhanden sind, werde ich euch mal aufklären. Nein, ich stehe nicht auf ihn und nein ich bin auch nicht nur ansatzweise in ihn verliebt. Er ist für mich quasi mein bester Freund, aber das heißt ja nicht, dass ich ihn nicht heiß finden darf...

Ich habe beim ersten Kapitel ganz vergessen zu schreiben, dass das hier schon mein zweites Buch ist. Ich würde mich also sehr freuen, wenn ihr mal bei: "Der Sohn vom Chef meiner Mutter" vorbeischauen würdet.
LG
Nele

I'm The BossOù les histoires vivent. Découvrez maintenant