28. Intervention

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»Nein, Anthony, ich gehe da nicht hin«, sage ich bestimmt. Den ganzen Weg vom Café bis zu Chris' Haus lag er mir mit der Idee, mich zu verkuppeln, in den Ohren. Ich werde mich sicher nicht von Party zu Party schleppen lassen, um Anthonys Match für mich kennenzulernen.

»Ach komm schon. Willst du nicht mal wissen, mit wem ich dich verkuppeln will?«

Ich drücke genervt die Klingel an Chris' Haustür und der mir bekannte summende Ton ertönt. Zwar bin ich gegen Anthonys Vorhaben Chris aufzuwecken, aber wenn ihn das ablenkt, dann soll es so sein. Sorry Chris...

»Ich will gar nicht verkuppelt werden«, stelle ich nachdrücklich fest, bevor sich das Schloss entriegelt und wir eintreten können. Wie es zu erwarten war, öffnet uns Doro die Eingangstür. Chris wäre niemals so schnell gewesen.

»Hallo Liebes. Chris schläft noch«, erklärt sie, doch bittet sie uns mit einer einladenden Geste herein.

Anthony stellt sich Doro höflich vor und verwickelt sie sogleich in ein Gespräch. Ich stehe wie bestellt und nicht abgeholt daneben, doch das ist in Ordnung. Anthony saugt viele Informationen auf, die ihm Tage lang Gesprächsstoff bieten werden.

»Ja und dann dachten wir, wir bringen Chris ein paar unserer selbstgebackenen Brownies vorbei«, begründet Anthony lebhaft unseren Besuch. Alles Lügen, aber wer lehnt schon Besucher mit selbstgebackenen Brownies aka Brownies aus der Bäckerei ab?

»Das ist wirklich nett von euch, Kinder. Chris schläft noch, aber ihr könnt den faulen Sack gerne aufwecken. Alison kennt ja den Weg.« Doro lächelt mir warm zu, doch meine Mundwinkel können es nicht erwidern. Warum muss sie mich und Alison gerade heute vor Anthony verwechseln?

»Ich... Ich bin Lilly«, gestehe ich verlegen und Doro entschuldigt sich wie auch die letzten Male. Wir verabschieden uns von ihr und gehen die große Treppe nach oben.

Kaum ist Doro außer Hörweite, bricht Anthony in Gelächter aus. »Wie kann sie euch immer noch verwechseln? Sie hat Alison seit fast einem Monat nicht mehr gesehen: Dich dafür jede Woche.«

Ich zwinge mich in das Kichern miteinzusteigen. »Lass sie doch. Sie ist eben schon älter«, verteidige ich sie.

»Trotzdem seltsam«, stellt Anthony amüsiert fest. Darauf antworte ich nichts mehr.

Ich will gerade an Chris' Zimmertür klopfen, da greift Anthony bereits nach der Türklinke und tritt unangekündigt ins Zimmer ein. Die dunklen Vorhänge sind vorgezogen, sodass man kaum was erkennen kann. Ein muffiger Geruch kommt mir entgegen und ich verziehe angewidert die Nase.

»Hallo, aufstehen! Es gibt Frühstück!«, schreit Anthony durch das Zimmer und ein dunkler Haufen auf Chris' Bett beginnt sich zu bewegen und müde zu stöhnen.

»Noch fünf Minuten«, grummelt Chris in sein Kissen.

Doch Anthony bleibt hart. Ohne Mitgefühl zieht er Chris die Decke weg und schaltet seine Nachttischlampe ein.

Vermutlich hat Chris Doros Stimme erwartet, weshalb er sich sofort zu uns dreht und versucht, uns mit zusammengekniffenen Augen zu mustern. »Anthony, und...?«, beginnt er.

Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Mit den kleinen Augen und dem verwuschelten Haar sieht er herzallerliebst aus.

Er reibt sich die Augen, ehe er seinen Blick wieder auf mich richtet. »Alison?«, fragt er verschlafen und reibt sich erneut ungläubig die Augen.

Anthony bricht erneut in helles Gelächter aus. »Nicht du auch noch. Das ist Lilly, du Idiot«, weißt er ihn zurecht.

»Ganz recht«, versuche ich, so selbstsicher wie möglich zu sagen. Ich gehe schnell zum Fenster und ziehe die Vorhänge beiseite. Die Sonne sticht mit voller Wucht in Chris' Zimmer und lässt mein blondes Haar glänzen. Bei der Gelegenheit öffne ich gleich das große Fenster, um den Mief zu vertreiben.

Me, my Lover and I ✔️Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα