Teil 1

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SUSANNE

22.07.2019

„Wir brauchen eine gute Story. Eine, die die Leser fesselt. Eine, die uns von jedem anderen Magazin abhebt. Eine, die noch nicht in hundert Podcasts ausgelutscht wurde, wie eine Zitrone." Die letzten Worte spie Herr Böhmisch, Chefredakteur der CRIMINAL VICTIMS, fast in die Gesichter seiner Mitarbeiter. „Und als kleiner Anreiz für Sie, liebe Kollegen, verspreche ich Ihnen", er machte eine kurze, überdramatische Pause und blickte ihnen alle reihum einmal in die Augen, „derjenige, der mir diese Story liefert – die Story, die all diesen Anforderungen entspricht und sie im besten Fall noch übertrifft, bekommt in jedem weiteren Magazin, das wir in diesem Jahr veröffentlichen zehn Seiten für seinen Content. Ich hoffe das ist Motivation genug." Er fixierte nun noch einmal jeden von ihnen. Sein Blick blieb schließlich an Susanne haften. „Für Sie, Frau Schneider, wäre das die perfekte Möglichkeit, uns allen zu beweisen, was sie so draufhaben. Ihre bisherigen Berichte waren alle tadellos - wohl wahr. Aber wir brauchen endlich mal etwas frischen Wind. Alles was wir bringen wird in der Zeit, die wir brauchen, um das Magazin zu drucken, von mindestens drei Podcasts aufgegriffen und bis wir erstmal in den Zeitungskiosks zu finden sind, kennt unsere Zielgruppe die Titelstory natürlich schon." Die Ader auf seiner Stirn, die man sonst nur zu sehen bekam, wenn man einen Abgabetermin nicht einhalten konnte, zeichnete sich deutlich unter seiner schweißnassen Haut ab.

Susanne konnte seinen Worten kaum mehr folgen. Es hatte nicht nur mehr als 30 Grad in dem stickigen Konferenzraum der Redaktion, mittlerweile war auch ihre Wasserflasche leer und ihr Mund wurde mit jeder weiteren Minute, der sie versuchte, der Ansprache von Herrn Böhmisch zu folgen, trockener. Sie könnte einfach aufstehen und sich eine weitere Flasche aus dem kleinen Kühlschrank neben der Tür nehmen, aber sie hegte noch die leise Hoffnung, dass bald alles Wichtige gesagt war und sie sich endlich auf den Weg nachhause machen könnte. An einem regulären Freitag würde sie schon lange in der S3 Richtung Spandau sitzen. Die Redaktionsbesprechung, die erst heute Vormittag kurzfristig anberaumt wurde, zog sich mittlerweile seit einer Stunde. Die ersten fünf Minuten davon hatte Herr Böhmisch die Arbeit seines Teams gelobt. Die restlichen 55 Minuten hatte er damit verbracht ihnen klar zu machen, dass sie zwar alle gute Beiträge liefern, aber, dass das mittlerweile nicht mehr genug ist, um den Ruf, den sie sich in den letzten Jahren hart erarbeitet haben, gerecht zu werden. Der Chef bekam mittlerweile immer mehr Angst, dass ihnen langsam - aber sicher, von all den True Crime Podcasts, die mittlerweile wie Pilze aus dem Boden schießen, der Rang abgelaufen wird. Susanne war noch nicht lange Teil des Teams. Herr Böhmisch hatte sie erst vor einem halben Jahr eingestellt. Seitdem war sie an dem Entstehungsprozess von drei Ausgaben beteiligt gewesen. Der gute Ruf des Magazins war somit der Verdienst des Chefredakteurs und ihrer Kollegen. Sie durfte sich mit diesen Lorbeeren nicht schmücken, auch wenn ihr Chef immer wieder betonte, dass sie erstklassige Berichte liefert.

Susanne spürte wie sich winzige Schweißperlen auf ihrer Oberlippe bildeten. Die Worte, die Herr Böhmisch mittlerweile wieder an die gesamte Gruppe gerichtet hatte, drangen nicht mehr zu ihr durch. Ihre Gedanken drifteten ab und sie erinnerte sich daran, wie froh und zeitgleich überrascht sie gewesen war, als sie die Zusage für den Job als Redakteurin bei CRIMINAL VICTIMS bekommen hatte. Der Tag des Bewerbungsgespräches war nämlich nicht so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Sie wollte professionell wirken, schließlich hatte sie bereits mehrere Jahre Erfahrung in einer der größten Tageszeitungen in Berlin sammeln können. Die Redaktion, in der Sie ihre Pflichtpraktika absolviert hatte, bot ihr nach dem Ende des Studiums eine Festanstellung an. Jetzt - fünf Jahre später - hatte sie aber genug von Berichten über Nachbarschaftsstreitereien und örtliche Sportvereine und beschloss sich nach einer neuen Stelle umzusehen. Sie hatte immer schon den Wunsch gehegt über Themen zu schreiben, die sie wirklich interessierten und schon lange bevor es den Hype um True Crime Podcasts gab, hatte sie schon stapelweise Bücher verschlungen, in denen wahre Kriminalfälle analysiert wurden. Als sie die Stelleausschreibung von CRIMINAL VICTIMS, eines der bekanntesten Crime Magazin in ganz Deutschland, sah, hatte sie nicht lange gezögert und sich sofort beworben.

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