Im meinem Rücken kletterte die Sonne höher und färbte die Wolken rosa. Meine Umgebung wurde immer sichtbarer.

Leichte, aber für mich hörbare Schritte erklangen hinter mir. Da wollte sich jemand anschleichen.
Sofort schoss ich herum und zielte auf den Kopf. Zu meiner Überraschung blockte die Person meinen Schlag mit den Unterarm ab.
Erst dann erkannte ich Visha Belore vor mir.

Eilig senkte ich meinen Stab und neigte den Kopf.
„Kommandantin."
Sie schüttelte lächelnd den Arm aus. „Kräftiger Schlag."
„Ihr habt Euch von hinten angeschlichen."

Ihr Lächeln wurde etwas breiter, aber sie ließ den Arm wieder sinken. Sie sah an mir vorbei zu der geöffneten Waffenkammer.
„Nicht viele brechen in die Waffenkammer ein, um zu trainieren."
Sie sah wieder mich am.
„Ich kann Euch auch einen Schlüssel geben."
Ich stellte den Stab auf den Boden.
„Das würde keinen Unterschied machen", sagte ich.

Nickend verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„Mag sein, aber ich wäre beruhigter wenn niemand jeden Morgen die Tür zu unserer Waffenkammer aufbricht."
„Wenn Ihr wünscht, kann ich es auch unterlassen, Kommandantin."
Meine Miene war so distanziert wie eh und jeh. Auch sie wirkte kühl, aber dennoch war sie in ihrer Mimik lebhafter.
„Das ist schon in Ordnung", Winker sie ab, „Ich geb Euch einen Schlüssel."

„Seid Ihr wegen mir hier?", stellte ich jetzt eine frage, worauf Visha den Kopf schüttelt.
„Ich wollte ebenfalls trainieren", gestand sie, „Für gewöhnlich bin ich die einzige."

Kaum merklich zog ich die Augenbrauen hoch.
„Es ist sehr früh."
Visha zuckte nur die Schultern.

Den Blick immer noch auf ihr wandte ich mich der Waffenkammer zu.
„Dann lasse ich Euch in Ruhe trainieren, Kommandantin"
Doch sich hielt mich zurück. „Wartet. Wollt Ihr vielleicht gegen mich kämpfen? Ein Partner zur Abwechslung wäre nicht schlecht."

Nachdenklich sah ich erst auf den Stab in meiner Hand und dann zu der Kommandantin.
Knapp nickte ich.

Also holte sie sich ebenfalls einen Stab, wie der meine und wir stellten uns mit einigem Abstand zueinander auf.

Ich ging in Position, während ich bereits begann sie einzuschätzen. Zwar wusste ich nicht, ob sie mich bei meiner Trainingseinheit beobachte hatte, aber sicherheitshalber ging ich davon aus. Das bedeutete diese Manöver waren jetzt vorhersehbar und damit tabu.
Ich duckte mich kampfbereit.
Zum Glück kannte ich noch eine Menge mehr Techniken.

Auch Visha musterte mich eine Weile berechnend, dann startete sie den Angriff.
Beeindruckend schnell war sie bei mir und begann eine Abfolge an Schlägen, wobei sie beide Ende benutzte, sich drehte, wandte und ab und zu sogar in die Hocke ging. Ich reagierte darauf mit vielen Paraden oder sprang über die niedrigeren Schläge drüber.

Wir gingen auseinander und umkreisten uns.

„Schon müde?", fragte sie, genauso wenig außer Atem wie ich.
Ohne etwas darauf zu erwidern, war ich diesmal diejenige, die in die Offensive ging.

Meine Schläge waren etwas ausgefeilter als ihre. Ich sparte nicht an Finten oder an dem Wechseln des Stabes von der einen in die andere Hand. Meine Beine bewegten sich genauso schnell, während ich mich sogar um Visha herum bewegte.

Bedrängt von meinen Attacken war sie gezwungen zurück zu weichen, sodass ihr keine Zeit für einen Gegenschlag blieb. Mit vor Konzentration zusammengepressten Lippen hielt sie meinen Schlägen dennoch stand.

An einer Stelle kreuzten sich unsere Stäbe, worauf jeder sich mit seinem Gewicht dagegen stemmte. Für einen Moment kam der Schlagabtausch zum Erliegen.

Nemesis - Blut und Schwerter Onde histórias criam vida. Descubra agora