Kapitel 2

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"Frau Malik?", ich schaue zu der Frau auf die mich angesprochen hat. "Ich bin vom Jugendamt, können wir sprechen?" Ich nicke, wir beide entfernen uns von den Geschwistern. "Können wir das schnell hinter uns bringe, ich habe keine Kraft zu sprechen." "Natürlich, ich werde ihnen nur einige Fragen stellen." Erwartend blicke ich in ihre Augen. "Also, sie sind schon 18, wie haben sie vor nun weiter zu gehen? Soweit ich weiß, besteht seit ungefähr 16 Jahren kein Kontakt zu ihrem Vater-" "Es bestand nie Kontakt zu ihm." Unterbreche und korrigiere ich sie. "Sie haben das Recht auf Halbwaisen Unterhalt, ich werde mich dafür einsetzen das ihr Leben wie gewohnt weitergeht, jedoch müssten sie eine angemessene Unterkunft finden da ihre jetzige zu groß wäre, oder sie können in einer Unterkunft für Waisen untergebracht werden, wofür dann der Staat aufkommt. Es ist eine Einrichtung von uns die auf solche Probleme eingestellt ist, wenn sie direkt zustimmen, könnte ich sofort ein Zimmer für sie finden." "Muss ich was dafür tun?" "Nein, es werden nur monatlich 50 Euro erfordert, dafür kümmern sich jedoch verschiedene Stiftungen und Kampagnen, sie müssen für nichts aufkommen. Unser Ziel ist es einfach ihnen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen." "Es wäre extrem Hilfreich, wenn ich ein Zimmer kriegen würde, ich würde dann auch die Tage zu ihnen kommen, jedoch muss ich zuerst die Beerdigung planen und meine ganzen Sachen." Meine Stimme bricht ab, meine Tränen überkommen mich. Ich werde von ihr in den Arm genommen, "wir werden ihnen bei allen beistehen. Machen sie sich keine Sorgen. Ich hinterlasse ihnen meine Visitenkarte, rufen sie mich direkt an, wenn sie Hilfe beim Umzug brauchen oder schon angekommen sind." Ich packe die Karte in meine Hosentasche, "vielen Dank." Sie lächelt mir herzlich zu, ehe sie den Weg nach draußen geht. Sie geht und ein altes Ehepaar kommt herein, "Was ist passiert?" Dieses Mal ziehe ich an ihnen vorbei zu der Rezension. Die andere Dame spricht mit dem Jungen vorhin, deswegen gehe ich zu der, die neben ihr ebenfalls am Computer tätig ist. "Könnten sie mir eventuell eine Visitenkarte von einem Bestatter geben?" "Ja, ja natürlich, einen Moment." Sie steht auf und geht in den Raum hinterher. Ich streiche mir meine Haare hinters Ohr und gucke zur Seite, wo ich, als ich hochblicke, fast schwarze Augen sehe. Ich hole aus meiner Tasche ein Taschentuch heraus und halte es ihm hin. Fragend zieht er seine Augenbrauen zusammen, "Blut, du hast Blut an deiner Wange." Seine Mimik wird locker, "achso, vielen Dank." Er versucht zu lächeln, was ich schwer erwidere. "Die Akte für Caner Ramin, hier. Die Obduktion war schon recht schnell fertig. Er ist an folgen einer Schusswunde gestorben, morgen wird die Leiche bereit sein abgeholt zu werden." Er nickt ihr dankend zu, mit der Akte in seiner Hand guckt er mich noch einmal an. "Danke nochmal, Alev." Ich bin perplex, woher kennt er meinen Namen? Ich kenne ihn kaum, ich sehe ihn zum ersten Mal. Wahrscheinlich einer der mein, Skandal' kennt, als ich fragen wollte, kommt genau die Frau aus dem Raum. "So Frau Malik." Sie redet doch ich bin Gedanklich kaum bei ihr, ich schaue ihm hinterher, sehe wie er mit seiner Familie die Halle verlässt. Zwar mit widerstand von dem älteren Ehepaar, doch sie gehen. Wer ist dieser Junge und woher kennt er mich? "Entschuldigung, woher kamen diese Leute?", unterbreche ich sie und packe schonmal die Karte weg. "Nadine, weißt du es?" Fragt sie nun die andere Frau, die grad mit ihm geredet hat. "Ja, der Wohnort von dem armen Jungen war hauptsächlich in Hannover." Hannover und Dortmund? 2 Stunden Fahrt, er kann mich nicht von dieser alten Sache kenne. Das ist unmöglich, das ist einfach nur unmöglich.

"Willkommen Alev, das ist dein Zimmer." Ich lege meine Sachen ab, bedanke mich bei ihr. Heute war die Beerdigung, ich war die einzige die Anwesend war. Wir haben nicht viele Bekannte in Deutschland, kaum. Es lebt nur die Mutter meiner Mutter, und sie hat meine Mutter aus der Familie verstoßen, weil ihr einziges Kind sich scheiden lassen hat. Meine Mutter und ich waren immer alleine, hatten nie Unterstützung, nach der Scheidung haben wir jede Woche das Mutter-Kind-Heim gewechselt, weil mein Vater ein Drogensüchtiger Alkoholiker war, der uns hinterhergejagt hat. Wir waren schon in ganz Deutschland, Berlin, Hamburg, Bremen, Frankfurt, letztendlich haben wir vor 5 Jahren unseren festen Sitz in Dortmund gefunden. Meine Mutter hat hier Fuß gefasst, gearbeitet, meine Schule war ebenfalls perfekt, mein Vater ließ uns in Ruhe. Wahrscheinlich, weil er wegen Vergewaltigung 8 Jahre bekommen hat, und nun seit 4 Jahren in Stuttgart einsitzt. Ich schlage mir die Vergangenheit aus dem Kopf, packe meine Sachen aus. Die Akte meiner Mutter hole ich mit meinem Laptop raus. Einige ihrer Sachen habe ich mitgenommen, ihr Handy, ihr Tablet, ihr Lieblingsoberteil und ein Album welches sie für mich, für uns, über Jahre hinweg gemacht hat. Ihr Handy schließe ich an ein Ladekabel, mit ihrer Akte setze ich mich aufs Bett. Das Formale lese ich mir schnell durch

Todesursache: Herzinfarkt, im Blut wurden Spuren von Kaliumchlorid gefunden, ein Aufenthalt im Krankenhaus kurz vor ihrem Tod wurde bekannt. Eventuell überstände einer Infusion.

Natürlicher Tod ohne Fremdeinwirkung.

Sie war nicht im Krankenhaus, sie war zuletzt vor 3 Jahren im Krankenhaus aufgrund eines gebrochenen Knochens. Ich greife zu meinem Handy um bei der Stelle anzurufen, "Mork Dortmund, Frau Hence am Telefon, wie kann ich ihnen weiterhelfen?" "Hallo, ich bin Alev Malik, meine Mutter wurde vorgestern obduziert, in ihrem Bericht steht das man Kaliumchlorid in ihrem Blut gefunden hat und das es eventuell mit einem Krankenhausbesuch zu tun hat, jedoch war sie zuletzt vor 3 Jahren in einem Krankenhaus. Könnten sie mir bitte den ihr zuständigen Arzt ans Telefon holen oder mich mit ihm verbinden." "Tut mir leid, der Arzt der ihre Mutter behandelt hat, hatte gestern Abend einen schweren Autounfall. Ich kann sie nicht weiterleiten, er ist nicht in guter Fassung." Stutzig gucke ich auf den Bericht. "Okay vielen Dank." Ich packe mein Handy weg und starre weiter auf den Bericht, ich greife nun zu meinem Laptop um mich zu erkundigen.

Kaliumchlorid ist in dem Sinne kein Gift, es ist ein Salz, dass in Krankenhäusern Infusionen zugesetzt wird, um Mineralmangel auszugleichen. Eine leicht erhöhte Dosis reicht allerdings um einen Menschen zu töten. Die Herzrhythmusstörungen werden ausgelöst, da die Reizweiterleitung der Nerven durch Ladungsverschiebungen, bzw. Transport von Ionen verschiedener Salze, ausgelöst werden. Flutet also Kaliumchlorid mit dem Blut in den Herzbeutel ein, beginnt dieser zu krampfen, ein Infarkt entsteht.

Es war kein natürlicher Tod, es war niemals ein natürlicher Tod, einer wollte sie umbringen und hat es geschafft.


Amor Fati - Liebe zum SchicksalWhere stories live. Discover now