Der Geruch von Rebellion

54 6 4
                                    

 Titel: Der Geruch von Rebellion

Klappentext: Lange hat der Bürgerkrieg gedauert, doch jetzt ist er entschieden: Der Kirchenstaat Balfax hat den Kontinent unterjocht, die Rebellen sind geschlagen und über das Land verteilt.

Durch diese ruchlose Welt müssen sich die O'Neill-Brüder schlagen, angetrieben vom verzweifelten Wunsch, ihr Heimatland aus der eisernen Herrschaft des Kirchenstaates zu entreissen. Dabei gelangen sie nach Vjellhafen - eine von Korruption und Ränkespielen zerfressenen Stadt im Ödland. Hier treffen sie auf den Bibliothekar und Schmuggler Lenn, der durch unglückliche Geschicke in ihre Suche nach Verbündeten verwickelt wird. Ein Unterfangen, dem Balfax' Schergen leicht ein Ende setzen könnten und das schnell an den Streitigkeiten der Brüder scheitern könnte.

Ich werde bei deiner Bewertung recht harsch vorgehen aus zweierlei Gründen: einmal, da du auf deinem Profil selber gesagt hast, dass dir zynische Kritik am liebsten ist und außerdem, weil du in deiner Geschichte gesagt hast, dass du auf Verlagssuche bist (weswegen, wie ich fest glaube, Kritik dir weitaus mehr als Lob helfen wird). Nachdem das gesagt ist, werde ich direkt mit dem Anfang deiner Geschichte anfangen. Leider muss gesagt werden, dass du den gleichen Fehler wie viele hier machst: du fängst mit einer Beschreibung des Wetters an. Während dies durchaus oft in Fantasy zu finden ist, gilt es doch als Fauxpas für Agenten und könnte ein wesentlicher Grund sein, dass sie dein Manuskript sofort weglegen. Für deinen Anfang ist ein origineller Hook am besten, der Fragen aufwirft und den Leser zum Weiterlesen bewegt. Auch das Entfachen des Feuers, das Menschen anlockt, ist ein altbekanntes Klischee, das keinesfalls originell ist. Auch sonst weist der Prolog wenig Originelles auf. Stattdessen wird man mit Information und Exposition geradezu überhäuft, was leider ebenfalls nicht allzu interessant ist. Die altbekannte Regel showing vs. telling wird hier nicht allzu gut berücksichtigt. Während epische Fantasy natürlich oft eher zum Telling neigt, muss die gegebene Information originell bzw. interessant und passend sein, was sie in deinem Prolog nur teilweise ist. Besonders für einen Prolog finde ich diese Schreibweise überhaupt sehr seltsam, weil es sich vielmehr wie ein normales Kapitel liest als wie ein Prolog. Was mir dagegen gefällt, sind die Beschreibungen und die Atmosphäre, die dadurch aufgebaut wird. Auch das Lied gefällt mir sehr gut und baut deutlich besser Spannung auf. Zum Schluss liest sich das Gamze auch ein wenig mehr wie ein Prolog.

Auch im 1. Kapitel fehlt bei den vielen schönen Beschreibungen wieder etwas, das Interesse weckt. Man könnte natürlich streiten, dass dies die Art von epischer Fantasy ist, aber mir selber - als fleißiger Leser von eben diesem Genre - fehlt hier noch das gewisse Etwas. Du benutzt hier noch einmal sehr, sehr viel Telling statt Showing, was sich trotz der schönen Sprache recht öde liest. Der Informationsüberfluss ist zwar sehr beeindruckend und zeugt von deiner sehr akribisch ausgearbeiteten Welt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich bei einem veröffentlichten Roman weiterlesen würde. Agenten wird es wahrscheinlich genauso gehen. Anfangen würde ich stattdessen mit Lenn Tormonrust (wenn auch aufwachen ein Klischee als Anfang ist, da müsstest du dir etwas Anderes einfallen lassen) statt mit den Absätzen und Absätzen von Exposition. Auch die Exposition über den Aufbau der Welt liest sich relativ steif und unpassend.

DA deine Geschichte schon recht lang ist, werde ich hier nicht Kapitel für Kapitel weiter vorgehen; Probleme mit Handlungspunkten hatte ich auch nicht sonderlich. Stattdessen hatte ich weiterhin die bereits erwähnten Probleme, die sich durch die ganzen sechs Kapitel ziehen. Hier könnte man wieder streiten, dass meine Kritikpunkte reine Geschmackssache sind, nimm die Kritik also mit Vorsicht auf.

So, um aber zum eigentlichen Punkt zu kommen: Deine Geschichte ist sehr, sehr langatmig. Ich habe diesen Punkt oft durchdacht und bin dabei zum Schluss gekommen, dass dies keineswegs an deinem Pacing liegt – die Sache ist ja, dass sehr wohl viele Dinge passieren. Nichtsdestotrotz bleibt dieser Punkt unüberwindbar. Ich bin selber, wie bereits erwähnt, ein Leser von epischer Fantasy, habe also kein Problem mit langsamen Pacing oder ausschweifenden Erzählstil, dein Erzählstil wiederum hat aber leider nun mal nicht mein Interesse geweckt. Um diese Kritik aber nicht allzu subjektiv und nach Geschmackssache aussehen zu lassen, habe ich mir mehrere Punkte überlegt, woran dies meiner Meinung nach liegt.

Zuerst einmal ist da der bereits erwähnte Punkt: Show don't tell. Dazu kommt, dass deine Beschreibungen teilweise sehr schön sind, aber selten Spannung wecken und mehr als unnötige Ausschweifung wirken.

Was außerdem – wenn auch nicht allzu häufig – problematisch ist, ist das konstante Head-Hopping. Nun, ich bin mir natürlich bewusst, dass dies eine häufig benutzte Figur ist, aber für dich funktioniert es nicht immer ganz, da es besonders anfangs recht verwirrend wirkt.

An deiner Geschichte war nun einmal nichts allzu (Betonung auf allzu) Originelles. Ich verstehe natürlich, dass dies die am wenigsten hilfreichste Sorte von Feedback ist, aber es muss gesagt werden. Die grundlegende Idee ist altbekannt, was natürlich nicht schlimm ist, da die Ausführung am wichtigsten ist; leider hadert es aber eben genau in dieser Ausführung. Im Weltenbauen muss ich ebenfalls sowohl Lob als auch Kritik aussprechen. Man merkt sehr deutlich, dass deine Welt sehr ausgearbeitet ist (was für mich meiner Meinung auch der Hauptgrund für die Awards ist, die du mit deiner Geschichte gewonnen hast). Das Problem ist, dass ich trotz all der Passagen, die sich mit Atmosphäre beschäftigen, und trotz all des unnötigen Infodumps (wozu ich auch noch komme) nur ein oberflächliches Gefühl für die Welt bekommen habe. Das liegt vor allem an deiner Wortwahl, die doch sehr langatmig ist, aber auch an der Art der Infodumps. Kommen wir also zu den Infodumps. Dies geht in die Richtung von show don't tell, aber viele langen Passagen über deine Welt sind sehr unnötig.

Ein weiterer Grund, warum mir das Lesen deiner Geschichte schwergefallen ist, sind die Charaktere. Zuerst einmal hast du sehr viele von ihnen, was an sich kein allzu schlimmes Verbrechen ist, aber in deinem Fall sehr schwerwiegend war, weil du sie nicht richtig eingeführt hast und ich sie damit in meinem Kopf leicht verwechselt habe. Ich muss zugeben, dass ich mich nicht groß an sie erinnere (an die Namen in etwa, aber nicht an ihre Persönlichkeit), obwohl ich die Geschichte mehrmals durchgelesen habe, was ein sehr schlechtes Zeichen ist. Überhaupt sind die vielen Perspektiven oft unnötig.

So. Ich weiß, dass ich hier nicht sonderlich ins Detail gegangen bin, wenn du also nach Fragen nach den einzelnen Aspekten hast, frag einfach. Um meine Gedanken aber noch einmal zusammenzufassen: Ich bin gleichzeitig beeindruckt (da du für dein Alter sehr viel Potenzial zeigst) und sehr enttäuscht von deiner Geschichte (ich habe gesagt, dass ich harsch sein würde). Ich hatte große Probleme, diese Geschichte zu beenden und sie hat gerade mal sechs Kapitel (wenn auch sehr lange). Ich weiß, dass viele der Gründe, die ich gegeben habe, schwer zu verbessern sind ohne die Geschichte und deinen Stil komplett zu ändern, aber kürzen solltest du deine Geschichte wirklich. Konkretere Verbesserungsvorschläge werde ich mir ebenfalls noch überlegen. Ich bin dir auf jeden Fall dankbar, dass ich durch diese Kritik deine Geschichte kennengelernt habe und werde auf jeden Fall weiterlesen (ich habe gesehen, dass es eine Trilogie werden soll, darauf bin ich also schon gespannt), wenn auch in der Hoffnung, dass du deine Geschichte sehr veränderst. Meinen Lesern (auch wenn ich die wahrscheinlich gar nicht habe) kann ich diese Geschichte ans Herz legen, besonders da ich anhand der Awards und der Kommentare deines Buches gemerkt habe, dass nicht jeder dieselben Schwierigkeiten haben wird wie ich.

Wenn mir noch mehr Details und Beispiele einfallen, werde ich diese Kritik erweitern, ich hoffe aber, ich konnte dir wenigstens ein bisschen helfen.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jan 05, 2020 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Buchbewertungen (Closed)Where stories live. Discover now