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Als Debby am Montagmorgen aus dem Bus stieg und die Straße runter in Richtung Schule schaute, waren schwarze, wild abstehende Haare das erste, das ihr ins Auge fiel. Der Punk trug einen Rucksack mit schwarz-weißen Patches auf dem Rücken und blieb gegenüber des Schulhofs stehen, eine Zigarette in der Hand.

Wie hatte er ihr zuvor nie auffallen können?

Eilig schob sie sich zwischen den Schülern hindurch, die wie sie Richtung Schule strömten und wechselte die Straßenseite. Der Punk trug keine Jacke, hatte aber Ohrhörer in den Ohren stecken. Den Blick in die Ferne gerichtet bemerkte er sie nicht, bis sie ihn leicht an der Schulter berührte.

„Hey, entschuldige", sagte sie und trat einen Schritt zurück, als er sich erschrocken einen Ohrhörer rauszog.

„Ja?", fragte er und wirkte, als habe sie ihn aus fernen Welten in die Realität zurückgeholt.

„Ich bin Debby", stellte sie sich vor und redete schnell weiter, als die Situation plötzlich irgendwie unangenehm wurde. „Wir kennen uns von vorgestern Abend am Bahnhof. Du hast mit mir auf den Zug gewartet und mir deine Jacke gegeben, danke nochmal dafür. Die hätte ich dir natürlich mitgebracht, aber ich hatte keine Ahnung, dass du auf meine Schule gehst, um ehrlich zu sein."

„Kein Problem", erwiderte er freundlich. „Ich könnte sie heute Nachmittag abholen, wenn dir das passt." Asche rieselte von seiner Zigarette zu Boden, ehe er sie an die Lippen führte und einen Zug nahm

„Das klingt gut. Hast du einen Zettel oder so? Dann schreib ich dir meine Adresse auf."

Er zog sein Handy aus der Hosentasche, schüttelte das Kopfhörerkabel vom Display, entsperrte es und tippte kurz darauf herum, ehe er es ihr mit der geöffneten Notizenapp hinhielt. Sie nahm es entgegen und tippte ihre Adresse ein. Nach einem letzten Zug trat er seine Kippe am Boden aus und schob das Handy in seine Hosentasche zurück.

„Bis heute Nachmittag dann", verabschiedete er sich und drehte sich bereits weg, als sie ihn zurückhielt.

„Warte! Wie heißt du eigentlich?"

Er lächelte ein wenig.

„Farin", sagte er, steckte sich den Ohrhörer wieder ins Ohr und wandte sich in Richtung Haupteingang um.

Debby hingegen drehte sich zum Schulhof und entdeckte dort zwei Mädchen, die beieinander untergehakt am Eingang standen und zu ihr rüber starrten. Sie schaute nach rechts und links und überquerte die schmale Straße.

Lächelnd gesellte sie sich zu ihren besten Freundinnen, aber weder Bella noch Clarissa erwiderten das Lächeln. Stattdessen zogen sie die Augenbrauen hoch und setzten einen tadelnden Blick auf.

„Was war das denn?", fragte Clari und strich sich eine Strähne ihres hellbraunen Haars hinters Ohr.

„Was meinst du?" Debbys Lächeln schwand.

„Hast du dem etwa deine Nummer gegeben?", fragte Bella. Sie trug einen auffälligen, dunkelroten Lippenstift.

Debby drehte sich in die Richtung, in der von Farin nichts mehr zu sehen war.

„Nein, ich hab ihm meine Adresse aufgeschrieben", erwiderte sie, woraufhin Bella und Clari noch verständnisloser aussahen als vorher.

„Direkt die Adresse, alles klar. Du weißt schon, dass du einen Freund hast?", sagte Clari.

„Ich weiß das. Aber Thomas hat Samstag kurzzeitig vergessen, dass er eine Freundin hat. Er hat nämlich lieber ein paar vollkommen Fremde angepöbelt, als mit mir den Zug zu kriegen. Und dann stand ich mitten in der Nacht alleine am Bahnsteig", gab Debby zurück und hob zum Ende die Stimme, um das Klingeln der Schulglocke zu übertönen. Die drei setzten sich in Bewegung.

Guck mal, die Asis [LESEPROBE]Where stories live. Discover now