Kapitel 4

16 2 0
                                    


„Wald! Das wurde auch langsam Zeit!" Meleficent konnte es kaum erwarten über den umgestürzten Baumstamm zu hechten, der die Grenze eines Waldabschnittes bildete. Die Elfe rannte mit offenen Armen über den Stamm und folgte einem Pflastersteinpfad. „Jetzt warte doch Meleficent, nicht so schnell! Bleib bei mir!" Aragon stürzte ihr hinterher, in der Angst, der Elfe würde etwas hinter dem nächsten Felsen zustossen. Meleficent bremste ab. „Ich kann auf mich selber aufpassen! Ich habe schliesslich auch sechsunddreissig Jahre alleine im Grünwald überlebt!" „Aber...", warf Aragon ein. „Kein aber!", Meleficent bohrte ihm den Finger in den Brustkorb. „Du bist nicht der Boss in diesem Unternehmen. Deinetwegen ist Yjades gekommen! Kapiert? Und jetzt halte deinen Mund!" Aragon schaute Meleficent mit gekräuselten Lippen nach. Wie soll ich mit so einer eitlen, hochnäsigen und sturen Waldelfe eine Hexe besiegen können??

„Dieser Wald scheint irgendwie krank zu sein", Meleficent betrachtete die hängenden Zweige der Tannen. Das Flechtengewebe am Boden war gelb und die Ranken kletterten an den Bäumen und Pflanzen hoch, so dass die Bäume beinahe daran erstickten. „Das ist eben ein  

natürlicher Wald, bei dem sich keine Waldelfe einmischt", Aragon stakste an ihr vorbei. „Hüte deine Zunge!", fast hätte Meleficent wieder zu ihrem Pfeilbogen gegriffen, da lenkte sie ein Lärm von ihrer Wut ab. Es hörte sich an, als ob ein Baum gerade entwurzelt wurde. „Was war das?" Meleficent eilte zu Aragon, der angespannt lauschte und sein Schwert zückte. Aragon spähte um den nächsten Felsenecken, entdeckte aber keine verdächtige Kreatur bei den nächsten Fichten herumlümmeln. Der Boden erzitterte und die beiden Elfen drängten sich ängstlich zusammen. „Sind das doch nicht etwa Fusssschritttee...", stammelte Meleficent. „Ich fürchte doch", piepste Aragon und umklammerte mit seiner zitternden Hand sein Schwert. „Grauww!", ein Schrei durchwirbelte Meleficents und Aragons Haare. Hinter den nächsten Mondlichtbäumen schob sich ein Bergtroll durch die obersten Zweige der Bäume. Meleficent stockte der Atem. In ihren Büchern hatte sie schon einiges über die verpickelten Riesen mit der Kartoffelnase gelesen, die eine Vorliebe haben für Edelmetalle und Plünderungen von Dörfern. „Lauf um dein Leben!", kreischte Aragon, als der Troll sie entdeckte und auf sie zustampfte. Er knurrte bösartig auf und schnappte nach Meleficent, verfehlte sie aber, da der Troll sie nach ihrem Hechtsprung nicht mehr sehen konnte. Nun verharrte Meleficent zitternd hinter den grünen Beinen des Trolles. Bergtrolle waren aber sehr dumm und so knöpfte er sich Aragon vor. Der Schattenelf blieb  

tapfer und fuchtelte mit der Klinge nach dem Angreifer. Er piekste das Ungetüm in den Unterarm und ein Bluttropfen fiel auf den Boden, weshalb eine Dornenranke aus der Erde spross. Trollblut lässt Dornen wachsen, kam Meleficent in den Sinn und zugleich eine Idee. Der Troll stiess ein Schnauben aus seiner Kartoffelnase aus und gab Aragon mit seiner Hand einen Schlag. Der Schattenelf wurde durch die Luft gewirbelt und schlug auf dem Felsen auf. „Aragon!", kreischte Meleficent, als er sich nicht mehr regte. Der Troll wollte ihn schon mit seinem Fuss erdrücken, da schleuderte Meleficent ihm einen Stein an den Hinterkopf. „He, Erbsenhirn!", provozierte die Elfe ihn. Der Troll drehte den Kopf und entdeckte Meleficent, die sich hinter einer Eiche versteckte. Er schnaubte und schlug nach Meleficent. Sie wich seiner Faust aus und machte den Spagat am Boden, während sie den Pfeilbogen spannte. „Nun hat es sich ausgelebt, Scheusal", zischte Meleficent und schoss den Pfeil ab. Der Pfeil traf den Troll mitten ins Herz. Der Riese heulte auf und stolperte über seine eigenen Füsse. Als sein Blut den Boden benetzte schossen die Dornenranken aus der Erde und umschlangen den ganzen Körper des Trolls. Gerade noch rechtzeitig konnte sich Meleficent vor den Dornenranken in Sicherheit begeben und stolperte zu Aragon hinüber. „Aragon?", Meleficent nahm seinen Kopf in den Arm, wo frisches Blut an seiner Stirn runtertropfte. Der Schattenelf behielt seine Augenlider geschlossen und machte keine  

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Aug 10, 2016 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Das Versprechen der Elfe #Wattys2016Where stories live. Discover now