60. Der große Deal

677 31 3
                                    

Hallo ihr alle,

ich habe mal wieder ein Kapitel zusammenbekommen! Heute mal etwas ganz anderes.
Viel Spaß beim Lesen und habt einen schönen Feiertag! ☺️

————————————————————————

Mark POV

Der Schotter unter den Reifen der Autos knirschte als wir auf das verlassene Industriegelände bogen. Die Mauern der alten Hallen waren teilweise eingestürzt und eifrige Efeuranken holten sich seit Jahren Zentimeter für Zentimeter zurück, was einst der Natur gehört hatte. Die wuchernden Pflanzen stellten einen harten Kontrast zu den bunten Graffitis an den Wänden dar. Obwohl es mitten am Tag war, war es in der Halle, in der wir die Autos abgestellt hatten, kühl und das Licht schummerig.
Ich mochte diesen Ort schon immer, da er etwas mystisches an sich hatte und viele, teils düstere Geschichten beherbergte. Auf viele meiner Geschäftspartner wirkte dieses zerklüftete Gelände jedoch einschüchternd und automatisch wanderten meine Gedanken auch zu Samia. Sie würde sich hier vermutlich regelrecht gruseln und unausweichlich breitete sich wieder dieses Gefühl in mir aus.
Ich wollte sie beschützen, ihr jegliche Angst nehmen und doch hatte ich genau das Gegenteil bewirkt. Sie war vermutlich unwiderruflich verängstigt und würde mich freiwillig auch nicht auf zehn Meter in ihre Nähe lassen.

Ich warf einen flüchtigen Blick auf mein Handy. Keine Nachricht von Stefan. Ich wertete das als gutes Zeichen und hoffte, dass ich ihm deutlich genug verklickert hatte, dass ihr kein Haar mehr zu krümmen war.
Ich legte meinen Kopf nacheinander in beide Richtungen schief bis sich die Blockaden und Verspannungen der letzten Tage knackend lösten und fokussierte mich voll und ganz auf unsere Mission hier.

Einige meiner Handlanger kamen auf uns zu und nachdem wir die Lage erneut bis aufs kleinste Detail durchgesprochen hatten, bezog jeder von ihnen seinen Platz. Wir waren in Summe sicherlich 20 Männer und jeder einzelne satt und reichlich bewaffnet. Alles eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls etwas schiefgehen sollte. Bei so bedeutsamen Treffen wie heute war das nichts ungewöhnliches. Jeder, der mich auch nur ein wenig kannte, wusste, dass ich gerne die Kontrolle behielt und überaus sensibel reagieren konnte, wenn irgendein aufgeblasener Möchtegern-Gangster meine Autorität versuchte zu untergraben. Das war in nicht wenigen Fällen schmerzhaft bis tödlich ausgegangen und das sprach sich in unserer Branche natürlich rum.

Es dauerte noch eine gute halbe Stunde bis dieser kleine Wichser von Salvatore um die Ecke bog, sich unelegant aus seinem Sportwagen geschält hatte und schmierig wie immer versuchte, uns in ein vorgetäuscht brüderliches Gespräch zu verwickeln.

Ich ließ mich nur auf das Nötigste ein und war froh, dass Damian die Rolle des Gesprächspartners übernahm und ich somit überwiegend den Kopf frei hatte, um die nächsten Schritte erneut durchzugehen.

Salvatore hatte das heutigen Treffen mit einem weiteren Big Player in unserer Branche des Drogen- und Waffenhandels organisiert. An den Kaiser-Klan wollten wir schon seit einiger Zeit rankommen aber in diesem Geschäft konnte man nicht einfach freundlich an der Tür des potentiellen Partners anklopfen und seine Vorschläge für eine Kooperation unterbreiten.
Natürlich hatte der Knirps diese Verknüpfung deshalb auch nicht aus Nächstenliebe hergestellt, sondern er hatte klare Summen gefordert und es würde mich nicht wundern, wenn er heute auch noch versuchen würde, eine utopische  Gewinnbeteiligung rauszuhandeln.

Es blieb mir keine weitere Zeit mir Gedanken über den Pisser Salvatore zu machen, denn wie in einer einstudierten Choreo bogen drei Geländewagen in die Halle ein und parkten in geordneter Formation.
Der Klan stand neben seiner Macht und Skrupellosigkeit tatsächlich auch für Perfektion, was sie hiermit erneut unter Beweis gestellt hatten.
Die Türen der Autos öffneten sich und an dem vordersten Wagen begab sich einer der Männer zu der hinteren Tür auf der Beifahrerseite und der Chef der Truppe erhob sich anmutig von seinem Sitz, zog seinen Anzug zurecht und überbrückte die Strecke zu uns herüber bis wir uns gegenüber standen.

ENTFÜHRTOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz