(Fake) Date Me, Mr. Quarterback

2. Kapitel

Dalton

Die Berkeley Bees Facility liegt im Süden der Stadt unweit des Hafens und der Bucht. Von der Terrasse der Cafeteria hat man einen guten Blick auf die Bay Area und die weiter entfernte Golden Gate Bridge, dem Tor zum Pazifik, sowie den Norden San Franciscos.

Desmond und ich nehmen mit unseren Tabletts an einem Tisch vor der großen Glasfront Platz und lassen uns eine kühle Brise Meeresluft um die Nase wehen. Ich drehe meine Wasserflasche auf, um mir etwas in das kleine Glas zu schütten, das die Bezeichnung fast nicht verdient. Vielmehr ist es ein Teelichthalter. Es ist mir ein Rätsel, wie man Männern, die im Schnitt über einen Meter achtzig groß sind, solche Gläser geben kann.

Um meine fehlenden Kalorien für die heutige Nacht zu bekommen, habe ich mich für eine große Portion Tagliatelle mit Pesto entschieden. Natürlich dennoch alles möglichst gesund und voll mit Proteinen. Manchmal hasse ich es Footballer zu sein, und nicht essen zu können, was ich möchte.

Desmond hat einen Salat mit Hähnchen. Gern würde ich mal wieder bei einem Burger oder einer Currywurst richtig zuschlagen, aber in der Saison ist das nur zu ganz bestimmten Festtagen erlaubt und das überwachen unsere Ernährungsberater auch haargenau. Der Irrglaube, dass wir nur zum Training gehen, viel Talent haben und Bälle werfen, ist weit verbreitet. Neben dem morgendlichen Training ziehen sich Besprechungen, Analysen und individuelle Trainingseinheiten weit bis in den Nachmittag hinein. Heute habe ich am späten Nachmittag noch ein Treffen mit den Clubbossen und meinem Management, um über mein Verhalten in der Öffentlichkeit zu sprechen. Manchmal hat man das Gefühl, dass wir kein Footballclub sind, sondern eine Highschool und unser Owner, Mr. Belfast, ist der Direktor.

»Ist dein Gespräch mit den Bossen heute?«, fragt Desmond.

Kann der Kerl mittlerweile auch meine Gedanken lesen, oder was? Manchmal ist es gruselig wie nah wir uns stehen und wie gut wir uns in den letzten sechs Jahren kennengelernt haben. Meine Familie lebt in Los Angeles und zu meiner Schwester Brooke hatte ich noch nie ein inniges Verhältnis. Desmonds Familie lebt in Nebraska. Als er für das College vor über zehn Jahren ausgezogen ist, war er auf sich allein gestellt. Wir haben uns als Rookies sofort gut verstanden und wurden beste Freunde.

Ein halbes Jahr nach dem Draft, vor genau sechs Jahren, kam seine Tochter Summer zur Welt. Summers Mom, ein It-Girl, das kein Interesse an ihrer Tochter hat, war schneller wieder weg als ich einen Pass werfen kann. Ich habe Desmond mit der Kleinen unter die Arme gegriffen und tue es auch heute noch. Zwar hat Summer ein strukturiertes Team aus drei Nannys, die sich um sie kümmern, aber umso älter sie wird, desto mehr lehnt sie diese Fürsorge ab und möchte bei ihrem Dad sein.

Summer ist unser Sonnenschein.

Sie ist auch mein Patenkind und ich würde alles tun, um sie glücklich zu machen. Desmond ist es manchmal sogar ein wenig zu viel des Guten, obwohl er sie auch nach Strich und Faden verwöhnt. Väter-Logik, die ich nicht verstehe.

»Ja«, antworte ich und spieße die ersten Nudeln mit meiner Gabel auf.

»Oh ...« Desmond verzieht den Mund. »Was glaubst du, was sie machen werden?«

Ich seufze und zucke mit den Schultern. Mein Leben ist in den letzten Monaten ein bisschen außer Kontrolle geraten. In der Off-Season habe ich viel gefeiert und mir dabei einige Skandale eingehandelt. Als Quarterback, Kapitän und mediales Aushängeschild der Berkeley Bees, ist das den Bossen aufgestoßen. Sie mögen es nicht, wenn die Single-Spieler ihr Leben, ihre Jugend und ihren Reichtum genießen und damit immer wieder auch willige Frauen an Land ziehen. Keine Ahnung, wieso es dermaßen eskaliert ist. Es gibt ein paar singles im Team. Asher ist single, und Jackson auf dem besten Weg dahin. Er will sich von seiner Frau Gina trennen, was auch allerhöchste Eisenbahn wird. Die Frau ist durchgeknallt und gibt nur sein Geld aus, statt mal einen Finger krumm zu machen.