Chapter 35

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POV HARRY

Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir und ging in das stille Haus. Es erschien mir zwar nicht mehr so beängstigend, aber trotzdem  war da etwas, was es mir nicht heimisch erscheinen ließ. Vielleicht waren es die Erinnerungen, die dieses Haus in sich trug. Ich wusste es nicht, aber es schien mir einleuchtend.

Langsam stieg ich die Treppe nach oben. Hoch in mein Zimmer. Dieses Zimmer war das Zimmer, wo ich mich ganz lange am sichersten hatte fühlen können. Und dann war eben Louis aufgetaucht. Der Gedanke an Louis ließ mich wieder lächeln. Es war schön mal wieder mit ihm zu reden, dass hatten wir irgendwie länger nicht mehr getan. Er hatte schließlich viel mit seinem Sport und den Vorbereitungen für den Abschluss zu tun, genauso wie ich. Und auch ich hatte mir vor kurzem einen Job in einem Café als Kellner gesucht.

Doch schnell verschwand das schöne Gefühl, welches Louis mit bescherte und das Drücken in meiner Bauchgegend tauchte auf. Ich brauchte irgendwas neues... Etwas was mich nicht an die Tage erinnerte, an denen ich mich so schwach und alleine gefühlt hatte.

Doch ich hatte beim besten Willen keine Ahnung, was ich tun sollte. Die Erinnerungen waren in den Wänden eingemauert worden und ob ich es schaffen würde diese einzureisen war ein Rätsel, bei dem man nicht wusste, wie lange es ungelöst bleiben würde.

Im nächsten Moment klopfte es an meiner Zimmertür, an der ich mich anlehnte. Seufzend entfernte ich mich von dieser und öffnete sie, auch wenn ich kurz gezögert hatte. Vor mir stand meine Mutter. Sie wirkte etwas unsicher, vielleicht auch besorgt, so genau konnte ich das nicht einschätzen. Ich spürte nur, wie das Gefühl in meinem Magen stärker wurde.

"Hey", hörte ich sie leise sagen und ich sah ihr vorsichtiges Lächeln. Ich erwiderte dieses aber nicht. Viel eher wollte mein Körper seine Mundwinkel nicht heben. "Ich hab was für dich", meinte sie leise und überreichte mir eine Geschenktüte nur ohne den Aufdruck. Mit gerunzelter  Stirn blickte ich sie an. Es kam mir seltsam vor etwas von ihr geschenkt zu bekommen.

"Harry ich... Die letzten Monate tun mir leid. Verdammt leid. Ich hätte für dich da sein müssen und nicht darauf hoffen sollen, dass Desmond zu Vernunft kommt." Ich nickte simple und öffnete die Tüte um den Inhalt zu betrachten.

"Ich weiß ich war keine gute Mutter. Ich will es aber wieder sein. Dich unterstützen, wo ich kann, für dich da sein. So wie man es von seiner Mutter erwartet." Ich schluckte als ich die Regenbogenflagge sah. Sie hatte sie mir nochmal gekauft, nachdem ihr Ehemann sie mir zerrissen hatte. "Ich war einfach noch so geblendet von der Liebe... Hab noch an das gute geglaubt aber... Dich hab ich ganz aus den Augen verloren." Ich nickte. Es stimmte was sie sagte. Auch konnte ich sie in dem Punkt verstehen, wenn ich jemanden über Jahre lieben würde, was hätte ich getan? Ich hätte bestimmt auch versucht ihn irgendwie zur Vernunft zu bringen, aber am Ende sollte das Kind doch immer vor gehen. Und dann sollte man sein Kind eben niemals aus den Augen verlieren. Doch genau das hatte sie getan.

Vergeben konnte ich ihr nicht. Nicht jetzt. Natürlich fühlte ich mich schlecht, dass ich sie und ihn auseinander gebracht hatte, aber es war ja eigentlich nicht meine Schuld. Ich war grundsätzlich geboren worden und daran ändern kann ich nun wirklich nichts. Selber Schuld wenn man nicht verhüten kann.

Und auch wenn sie jetzt niemanden direkt zu haben schien, bestimmt hatte sie Freunde, mit denen sie reden konnte, ich war nicht bereit es mit ihr zu tun. Sie hatte meine Wunden gesehen. Hatte mich an dem Punkt gesehen, wo ich am verzweifeln war und doch hatte sie nur zugeschaut. Sie hatte nicht versucht mir zu helfen sondern hatte sich nur mit ihm gestritten. Vielleicht hatte sie nach einer Lösung gesucht, aber es war definitiv keine gewesen.

"Ich denke ich lass dich wieder alleine. Ich hoffe du kannst mir irgendwann vergeben. Ich hab dich wirklich über alles lieb Harry." Ich nickte nur und schloss dann die Tür, als sie ihren Blick abgewandt hatte, bevor ich mir frustriert übers Gesicht fuhr. Ich konnte das nicht ewig durchziehen.

The stars shine down on usWhere stories live. Discover now