wie ein bumerang

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Nervös finden seine Augen andauernd etwas Neues zum Fixieren. Er hat so Angst und er kann es in seinem ganzen Körper spüren. Seine Finger kribbeln und sind nicht davon abzuhalten, wie wild an seiner Decke herum zu fummeln. Es ist unerträglich. Sein Herz schlägt viel zu wild und schnell gegen seine Brust, so dass er das Echo des Herzens in seinen Schläfen vibrieren fühlen kann. Er will das so nicht. Seine Beine jucken, als würden tausende an Ameisen über sie rennen. Er will, dass alles wieder okay ist. Sein Atem ist unregelmäßig und es fühlt sich an, als würde er ersticken, könnte er nicht mehr Sauerstoff in seine Lunge pumpen. Er hat Angst, dass es nie wieder okay sein wird. Seine Sicht verwischt. Er will das alles doch gar nicht.

Immer wieder ändert er seine Schlafposition. Aber sobald er nur Sekunden in einer liegt, plagen ihn immer mehr Gedanken und wenn er sich dann wieder umlegt verschwinden sie für Sekunden, bevor sie in einer doppelt so hohen Welle wie zuvor zurück schwappen und ihn wieder begraben. Es macht ihm Angst. Er wünschte, er könnte alles, was gerade passiert ist, löschen, so dass es nie passiert ist, einfach auslöschen. Nie wieder darüber sprechen, nie wieder darüber nachdenken. Er will einfach, dass die Angst verschwindet.

Unruhig wechselt er wieder seine Schlafposition und schaut plötzlich wieder in das friedlich schlafende Gesicht von Ju. Von jetzt auf gleich verschwinden seine Gedanken und aufmerksam treffen seine Augen auf Rezos Gesicht. Als wäre es das schönste der Welt, scannen seine Augen Rezos Gesicht. Erst schweifen sie über die geschlossenen und entspannten Augenlider, die wie dicke Schutzschichten über den blauen Augen liegen und sie mit langen dunklen Wimpern elegant wirken lassen. Danach findet er die Nase, sie ist dick aber nicht zu groß, eher rundlich als schlank, aber er liebt sie so, er könnte sich keine bessere vorstellen. Und zum Schluss fixiert er noch Rezos Lippen, schmal aber nicht zu dünn, hellrot nicht so farbig wie andere Münder, doch er liebt ihn sowie er ist.

Rezos Lippen sind das was er am zweitmeisten an Rezo mag, ganz oben steht aber Rezos Humor. Er liebt Rezos Humor, er könnte Stunden nur seinen dummen Wortwitzen zuhören. Naja, aber wenn er so nachdenkt, steht auch Rezos breites Lachen ganz weit oben und die Art und Weise wie Rezo argumentieren kann, wie er Sachen erklärt, wie er sich benimmt, wenn er von etwas begeistert ist, oder wie Rezo Ju anguckt. Naja, eigentlich steht Rezo ganz oben an den Dingen, die Ju am meisten liebt. Aber er darf das nicht.

Ein ekliges Gefühl legt sich über ihn und sofort schießt ihm das Wasser in die Augen. Er liebt Rezo. Er kann es nicht fassen; er liebt ihn wirklich. Schnell wischt er sich die austretende Flüssigkeit von seinen Augen, während er schluchzend in Rezos Gesicht blickt. Warum liebt er ihn, warum muss er ausgerechnet ihn lieben. Hätte es nicht ein Mädchen mit blauen Haaren sein können? Wieso Rezo? Sein Herz rast und macht es ihm noch schwerer einen klaren Gedanken zu fassen, denn mittlerweile fliegen diese einfach nur noch wahllos an ihm vorbei. Und die Gedanken, die ihm sagen wollen, dass er doch endlich jemanden liebt, derjenige es erwidert und es das Beste ist was passieren konnte, finden nie ihr Ziel, steuern stattdessen falsche Richtungen an.

Vorsichtig streckt er seine Hand zu Rezos Gesicht aus. Er will ihn spüren. Ein letztes Mal. Bevor er es nicht mehr kann. Immer näher kommen seine Fingerspitzen Rezos Gesicht, sie sind nur noch Millimeter entfernt, bis sie mit einem leichten Kribbeln die Haut berühren. Wie hypnotisiert streichen seine Fingerspitzen über die weiche Haut an Rezos Wange. Er liebt auch die weiche Haut. Er liebt die Wärme, die von ihr ausgeht, und das komische und lustige Gefühl, das durch seine Finger zuckt, wenn er die weiche Haut berührt.

Jus Finger findet Rezos Lippen. Sie sind rau, aber trotzdem so weich wie ein frisch bezogenes Kissen. Ob er sie jemals nochmal auf seinen eigenen fühlen kann? Wohl eher nicht. Langsam fühlt er den Weg hinunter zu Rezos Hals. Ein dunkles Lila schmückt einen runden Teil der Haut. Das war er. Er hat einem Mann ein Knutschfleck gegeben. Und wieder breitet sich das Gefühl in ihm aus, dass das alles hier falsch ist. Er hat doch wirklich einem Mann einen Knutschfleck gegeben. Seine Finger liegen auf der verfärbten Haut, bis er sie wieder weg zieht und die lustig piksende Flamme in seiner Brust erlischt.

bittersüß - juzoWhere stories live. Discover now